Eisenbären führen ein gesundes Leben trotz dicken Fettschichten und viel Cholesterin im Blut
09.05.2014
Was für Menschen alles andere als gesund ist, macht Eisbären umso fitter: Hohe Cholesterinwerte und dicke Fettschichten unter der Haut schaden Eisbären nicht im geringsten. Die Tiere benötigen sogar viel Fett, da bei der Fettaufspaltung Stoffwechselwasser entsteht, auf das sie angewiesen sind, da sie in ihrem Lebensraum nur selten Zugang zu frischem Wasser haben. Ein Gen soll dafür verantwortlich sein, dass hohe Cholesterinwerte bei Eisbären kein gesundheitliches Risiko bedeuten.
Abspaltung von Braunbären bewirkte bei Eisbären Anpassung an fettreiche Nahrung
Eisbären haben einen sehr hohen Cholesterinspiegel und eine fünf bis zehn Zentimeter dicke Fettschicht unter der Haut. Während Menschen mit hohen Blutfettwerten ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose, Bluthochdruck und Herzinfarkt haben, die in der Folge tödlich enden können, ist für Eisbären ein hoher Fettgehalt sogar förderlich. Die Tiere verfügen über eine besondere genetische Ausstattung, wie ein Forscherteam um den Biologen Rasmus Nielsen im Fachjournal „Cell“ berichtet.
Die Forscher analysierten das Erbgut von 79 Eisbären aus Grönland und zehn Braunbären aus Kanada, Alaska und Skandinavien und kamen dabei zu dem Ergebnis, dass Eis- und Braunbären erst weit später getrennte Wege gingen als Experten bisher angenommen haben. Demnach trennten sie sich erst vor 343.000 bis 479.000 Jahren statt wie bis geschätzt vor 600.000 bis fünf Millionen Jahren. Nach dieser Abspaltung sei es zu einer Ernährungsanpassung der Eisbären an eine sehr fettreiche Kost gekommen, schreiben die Forscher. „Das Leben des Eisbären dreht sich um Fett", berichtete Eline Lorenzen von der Universität von Kalifornien in Berkeley, Co-Autorin der Studie, gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. „Eisbären leben in der Polarwüste und haben die meiste Zeit des Jahres keinen Zugang zu frischem Wasser. Deshalb sind sie auf Stoffwechselwasser angewiesen, das ein Nebenprodukt der Fettaufspaltung ist." Somit scheint Fett für die Tiere nicht nur als Energielieferant zu fungieren, sondern ein lebenswichtiger Bestandteil ihres Stoffwechsels zu sein.
Gen sorgt bei Eisbären für gute Verträglichkeit von Fett und Cholesterin
Die Forscher stießen bei ihren Untersuchungen auf erhebliche Unterschiede im Erbgut von Eisbären und Braunbären. „Wir fanden heraus, dass die Gene der Eisbären-Abstammungslinie unter stärkerer positiver Selektion standen als die der Braunbären“, heißt es im Fachjournal. „Neun der 16 stark selektierten Gene konnten mit Kardiomyopathie und Gefäßerkrankungen in Verbindung gebracht werden.“ Insbesondere ein Gen scheint für den Transport von Cholesterin aus dem Blut in die Körperzellen verantwortlich zu sein, was das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduziert.„Eines der Gene, das den wichtigsten Beweis für die Selektion liefert, APOB, codiert die primäre Lipoprotein-Komponente des Low-density Lipoprotein (LDL); funktionelle Mutationen von APOB könnten erklären, warum Eisbären in der Lage sind, Zeit ihres Lebens mit einen erhöhten LDL-Spiegel, der bei Menschen mit einem hohen Risiko führ Herzerkrankungen einhergeht, zu leben“, schreiben die Forscher. (ag)
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