Schlafhilfen: Bei Schlafstörungen hilft jedem etwas anderes
09.07.2014
Viele Menschen kennen das Problem: Gerade eben noch hundemüde, doch kaum im Bett, wälzt man sich schlaflos hin und her. Oft greifen Betroffene zu Medikamenten, doch meist helfen schon einfache Hausmittel, um zur Ruhe zu kommen.
Für viele Deutsche sind schlaflose Nächte die Regel
Schlafstörungen sind ein weitverbreitetes Phänomen. Bei rund 20 Prozent der Deutschen sind schlaflose Nächte die Regel: Sie leiden an einer Ein- und Durchschlafstörung oder Insomnie. Es handelt sich dabei um die häufigste Form der Schlafstörung. „Medizinisch betrachtet spricht man von Insomnie, wenn jemand über mehr als einen Monat mindestens dreimal wöchentlich Probleme mit dem Ein- und Durchschlafen hat und darunter leidet oder im Alltag beeinträchtigt wird“, erklärte der Direktor der Klinik für Schlafmedizin und Neuromuskuläre Erkrankungen am Uniklinikum Münster, Peter Young, laut einer dpa-Meldung.
Probleme selbst in den Griff bekommen
Schlafstörungen können in chronischer Müdigkeit, Konzentrationsproblemen, Leistungsabfall, einem erhöhtem Unfallrisiko und Depressionen münden. In jedem Fall ist der erste Schritt der Versuch, die Probleme selbst in den Griff zu bekommen. Dabei können neben einer gesunden Lebensweise gewisse Verhaltensregeln wie der Verzicht auf schweres Essen am Abend helfen. Zudem gibt es einige Hausmittel. „Sie können durchaus etwas bewirken. Allerdings tun sie das nicht bei jedem, und es gibt einige, die mit Bedacht zu handhaben oder umstritten sind“, erläuterte Helene Schwarz von der Selbsthilfegruppe Ein- und Durchschlafstörungen im Pfalzklinikum Klingenmünster in Rheinland-Pfalz.
Pflanzliche Naturheilmittel statt Medikamenten
Viele Betroffene greifen schnell zu Schlaftabletten oder Beruhigungsmitteln, doch diese können in eine Abhängigkeit führen und zudem Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen oder Übelkeit hervorrufen. Betroffene sollten lieber auf bewährte Hausmittel beziehungsweise pflanzliche Naturheilmittel setzen. So hat sich etwa ein Beruhigungs-Tee aus Passionsblume bewährt, denn diese wirkt bei Ängstlichkeit, innerer Unruhe und Sorgen als natürliches „Beruhigungsmittel“. Auch Kamillentee wirkt entspannend auf Körper und Geist und kann Anspannungen lösen.
Regelmäßiger Schlummertrunk kann süchtig machen
Zu den beliebtesten Schlafhilfen zählt Alkohol. Dieser könne zwar einschlaffördernd wirken, da er das zentrale Nervensystem entspannt, doch es sollte, wenn überhaupt, bei kleinen Mengen wie einem Glas Bier oder Wein bleiben. „Wenn mehr konsumiert wird, ist der Schlaf nicht erholsam, weil der Körper statt zu ruhen Alkohol abbaut“, erklärte Jürgen Zulley, Professor für Biologische Psychologie an der Universität Regensburg. „Dabei gerät die Regulation von Tief- und Traumphasen durcheinander, und es kann zu Schweißausbrüchen, Herzrasen und wiederholtem Aufwachen kommen.“ Zudem könne der tägliche Schlummertrunk schleichend süchtig machen.
Entspannungstechniken können Einschlafen erleichtern
Während manche Menschen auf beruhigende Lebensmittel setzen, versuchen andere mit Hilfe von Entspannungstechniken wie autogenes Training, Meditation, Yoga oder progressive Muskelentspannung zur Ruhe zu kommen. Da diese Methoden Stress abbauen, können sie die Schlaffähigkeit verbessern. Der Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums an der Charité in Berlin, Ingo Fietze, meint jedoch: „Fakt ist aber, dass sie zwar das Einschlafen erleichtern, aber oft nichts gegen Durchschlafstörungen ausrichten können, da sie den Verlauf des Schlafs nicht beeinflussen.“ Bewusstes Entspannen muss allerdings trainiert werden und klappt nicht bei jedem.
Sport als Schlafhilfe
Sport hingegen sei eine Schlafhilfe, die auch ohne innere Ruhe funktioniert. „Körperliche Anstrengung macht müde und lässt einen oft besser schlafen“, so Fietze. Sie hilft außerdem beim Stressabbau. Allerdings ist zu beachten, dass dadurch Kreislauf und Stoffwechsel aktiviert werden und man in diesem Zustand schlecht einschläft. „Deshalb sollte man sich nicht abends auspowern, sondern intensives Training tagsüber absolvieren, damit der Organismus Zeit hat, herunterzufahren.“ Für diejenigen, die sich in den Stunden vor dem Zubettgehen bewegen wollen, bietet sich an, einen Spaziergang zu machen.
Musik zum Wegschlummern
Manche Schlafsuchende betrachten Musik als echte Geheimwaffe. Wie sich oft bei Babys mit Schlafliedern zeigt, kann uns diese tatsächlich entspannen und in den Schlaf lullen. „Das gilt aber nur, wenn sie nicht zu laut ist, und es sich um sanfte Klänge handelt, die man als angenehm empfindet“, erläuterte Schlafforscher Zulley. Klassik- und Loungemusik seien am besten zum Wegschlummern geeignet. Des Weiteren gibt es Einschlaf-CDs, die außer Musik manchmal nur entspannende Klänge wie Meeresrauschen enthalten. Der Fernseher sei hingegen nur bedingt als Schlafmittel geeignet. „Es ist ok, sich abends zur Entspannung vor die Mattscheibe zu setzen. Man sollte aber nichts anschauen, was einen aufwühlt, weil man sonst eventuell schlecht schläft“, so Young. (ad)
Bild: Helga Gross / pixelio.de
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