Weisheitszähne-OP: Nicht immer müssen Schmerzen als Indikation vorliegen
11.09.2014
In jungen Jahren stellt sich oft die Frage, ob bei Patienten die Weisheitszähne entfernt werden sollten oder nicht. Noch vor einiger Zeit war es nach Meinung einiger Experten obsolet, in jedem Falle eine Weisheitszahn-Operation vorzunehmen. Diese Position hat sich allerdings – wie bereits berichtet – relativiert. Zahlreiche Anfragen an die Redaktion haben gezeigt, dass bei diesem Thema eine große Unsicherheit vorherrscht. Laien-Portale im Internet präsentieren nicht selten Informationen, die medizinisch nicht verifiziert sind. Experten deshalb Antworten.
Aus welchen Gründen sollte ein Weisheitszahn entfernt werden?
"Es gibt zahlreiche Gründe, warum eine Entfernung des Weisheitszahns durchgeführt werden sollte. Allein im offiziellen und aktuellen Aufklärungsbogen werden mindestens 13 Gründe genannt, warum eine Entfernung eines oder mehrerer Weisheitszähne ratsam ist."
Müssen Schmerzen vorliegen?
"Nein, nicht immer sind allein Schmerzen eine Indikation zur Entfernung. Die meisten Patienten haben überhaupt keine Schmerzen. Viele Patienten bemerken Symptome, die nicht immer direkt auf die Weisheitszähne schließen lässt. Oder der Zahnarzt kann durch ein Röntgenbild erkennen, dass es demnächst Komplikationen geben könnte. Das können zum Beispiel Entzündungen sein oder drohende Schiefstellungen der Zähne. Aber klar ist auch, verursacht ein Weisheitszahn akut Probleme, muss dieser in aller Regel raus. In der Leitlinie ist festgelegt: Kommt ein Patient mit Schmerzen zum Arzt, sollten die Weisheitszähne gezogen werden. Vor allem Druckschmerzen am Kiefer bzw. Kieferschmerzen oder Entzündungen am umliegenden Gewebe sind eindeutige Indikationen. Schmerzt zum Beispiel der letzte Backenzahn, aber eine Untersuchung zeigt, dass dieser gesund ist, könne das Entfernen des benachbarten Weisheitszahn für Linderung sorgen. Gesichtsschmerzen, die auf Weisheitszähne schließen lassen, sind eine weitere Indikation für eine Entfernung."
Ist es richtig, dass noch vor ein paar Jahren Weisheitszähne sofort ohne Vorliegen einer Indikation gezogen worden sind?
"Es mag sein, dass es Kollegen gab, die im Grundsatz Weisheitszähne gezogen haben. Man sollte bedenken, dass der Zeitpunkt sehr individuell ist. Ein Durchbruch ist hierbei aber egal. Allerdings ist es günstiger die Weisheitszähne im jungen Alter statt im höheren Alter zu ziehen. Denn bei Patienten zwischen 14 und 25 Jahren sind am wenigsten Komplikationen zu erwarten."
Muss der Patient sich gleich entscheiden?
"Nein. Meistens besteht keine Eile, sofern nicht bedeutende Symptome vorliegen. Auch eine Zweitmeinung ist immer eine gute Sache. Denn ein bis zwei Tage ist man durch den Eingriff außer Gefecht gesetzt. Allerdings helfen Schmerzmittel gut dabei, den Wundschmerz erträglich zu halten." (sb)
Bild: Bernd Kasper / pixelio.de
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