Magenschonendes Festessen – ein Widerspruch?
11.12.2014
An Weihnachten schlagen die meisten Menschen hierzulande kulinarisch über die Stränge. „Zu viel, zu heiß, zu schnell“, so Peter Meier von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) in Hamburg zur körperlichen Belastung an den Weihnachtstagen. Und fast immer zu fett. Meist gibt es "reichlich Nachschlag und alle greifen zu, obwohl sie bereits satt sind". Dabei kommt der Magen an seine "Dehnungsgrenze und ein bleiernes Völlegefühl macht sich breit".
Bewusster genießen
Was uns das Völlegefühl sagt? "Der Magen gibt Alarm, dass er überfüllt ist", erklärt Sebastian Haag von der Gastro-Liga in Wiesbaden. Denn erst nach der Vorverdauung kann der Magen die Nahrung in kleineren Portionen zur Weiterverdauung in den Dünndarm abgeben.
Auch schnelles Essen stellt ein Problem für den Magen dar: "Der Körper signalisiert erst nach 15 bis 20 Minuten, dass er satt ist", so Gisela Olias vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam. Sie rät dazu, das Sättigungsgefühl zu beachten. "Gerade Weihnachten kann man in Ruhe essen, man sollte genießen und das gemeinsame Essen zelebrieren." Meier ergänzt: "Zwischendurch sollte man Pausen machen."
So könne eine Überlastung des Magens durch Überfüllung verhindert werden. "Dann nämlich hat die Muskulatur des Magens keine Kraft mehr und erlahmt", erklärt Meier.
Zu fettiges Essen
Auch Fett ist ein wichtiger Faktor an den Weihnachtstagen. Je wärmer die Speise, umso mehr Fett kann der Mensch aufnehmen. Für die Verdauung stellt es jedoch ein Problem dar, da sich der Magen mit Fett besonders abmühen muss: "Es erhöht zudem die Verweildauer der Nahrung im Magen", erklärt Haag. Zu fettreiches Essen ist daher also nicht zu empfehlen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn rät daher zu einem bewussteren Umgang mit Fett.
Verdauung unterstützen- Alternativen suchen
Neben der Benutzung verdauungsfördernder Gewürze, wie etwa Anis, Kümmel oder Fenchel, empfiehlt Olias bei der Auswahl der Gerichte: "Eine fettärmere Alternative zur Gans sind Pute oder Hühnchen." Oder im Verlaufe mehrgängiger Menus auf den einen oder anderen Gang zu verzichten. So könne zum Beispiel als Vorspeise auf einen Salat zurückgreifen: "Man sollte Chicorée, Rucola oder Endiviensalat untermischen", rät Haag. Denn diese enthalten viele verdauungsunterstützende Bitterstoffe. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse: "Es gehört eher in den Bereich der Volksmedizin, seit Jahrhunderten arbeitet man mit Bitterstoffen bei Magen-Darm-Problemen", erklärt Meier. Die Naturheilkunde bietet darüber hinaus zahlreiche Hausmittel, um die Verdauung anzuregen.
Espresso oder Kräutertee statt Magenbitter
Vom allgemein gebräuchlichen Verdauungsschnaps raten die Wissenschaftler allerdings ab. Er sorge dafür, dass das Essen länger im Magen verweile. "Zudem lockern fettiges Essen und Alkohol den Schließmuskel oben am Magen", so Haag. Sodbrennen könne die Folge sein. Sollte man dennoch zum Alkohol greifen, sollte man darauf achten, dass es sich um ein Getränk handelt, das über ausreichend Bitterstoffe verfügt und nicht süß ist. Denn auch hier sind es die Bitterstoffe, die tatsächlich die Verdauung anregen, während der Alkohol eher störend auf die Verdauung einwirkt. Dementsprechend rät Olias: "Statt Kräuterschnaps lieber Kräutertee." Anis, Kümmel oder Fenchel sind auch hier die Mittel der Wahl. Auch Kamillentee stellt ein probates Hausmittel dar. Es gibt aber noch weitere Tipps und Hausmittel gegen Sodbrennen, die infrage kommen. Neben dem ausgiebigen Kauen (Fletchern) sind hier weitere Mittel der Naturheilkunde zu nennen, z.B. Kalmuswurzel, Pfefferminze oder Schafgarbe. Außerdem gibt es noch die Mineralstoffe nach Schüssler, die die Verdauung anregen, und bei der Bewältigung der schweren Kost helfen.
Bewegung hilft auch
Auch der gute alte Spaziergang ist ein Mittel, die Verdauung anzuregen. "Der Kreislauf kommt in Schwung und die Durchblutung des Magen-Darm-Traktes wird verbessert", so Meier. "Der Kreislauf kommt in Schwung und die Durchblutung des Magen-Darm-Traktes wird verbessert", erklärt Meier weiter. Auch kleines Schläfchen helfe weiter. Allerdings geben die Forscher auch Entwarnung. "Wenn man mal zwei, drei Wochen über die Stränge schlägt, riskiert man keine langfristigen Verdauungsprobleme", erklärt Haag. Wer danach wieder auf die leichtere Kost zurückgreife, könne über die Feiertage unbesorgt die Köstlichkeiten genießen. (jp)
Bild: Michael Franke / pixelio.de
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