Fitnesstrend: Gesundheits-Apps vermessen nonstop
13.04.2015
Auf dem Markt sind mittlerweile Tausende Gesundheits- und Fitness-Apps für das Smartphone erhältlich. Letztere gehören zusammen mit digitalen Gesundheitsbändern derzeit zu den gewinnträchtigsten Produkten der Branche. Mit deren Hilfe sollen körperliche Werte beim Sport überwacht werden.
Schritte zählen und Herzfrequenz messen
Mit Hilfe von tragbarer Technik, sogenannten Wearables, von Gesundheits-Apps und digitalen Fitnessbändern, lassen sich permanent Schritte zählen, Herzfrequenz messen, Schlafphasen analysieren oder der Fettstoffwechsel beobachten. Die elektronischen Messgeräte an Brust oder Handgelenk werden nicht nur von Leistungssportlern genutzt, sondern auch von manchen Menschen im Alltag, wie etwa beim Treppensteigen oder Staubsaugen. Unter den drei Millionen Apps gibt es bereits rund 87.000 Angebote für den Bereich Fitness-Wellness und etwa 55.000 medizinische Apps. Es ist nicht immer unterscheidbar, ob die Programme nur Infos bieten, eher zu Lifestyle und Fitness gehören oder ins Medizinische reichen. Bei der nach Veranstalterangaben weltweit größten Fitness-Messe Fibo in Köln standen einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa zufolge neue Entwicklungen hierzu besonders hoch im Kurs.
Fast 13 Prozent der Deutschen nutzen die digitalen Geräte
Laut einer Studie des Branchenverbands Bitkom von 2014 nutzen knapp 13 Prozent der Deutschen ein digitales Gerät, das Schritte oder den Kalorienverbrauch misst. Mittlerweile setzen auch Fitnessstudios verstärkt auf Neuerungen, um vom Trend der sportlichen Spielereien, die auch Hersteller wie Polar oder Apple für Einzeltrainings anbieten, nicht abgehängt zu werden. Auch ohne Trainer könne damit ein individuelles Programm im Studio zusammengestellt werden. Bei einem anderen Anbieter gibt es eine Art modernes Gruppentraining. Dabei soll der soziale Wettbewerb durch Gesundheits-Apps im Studio gefördert werden, indem die Daten der anwesenden Sportler miteinander verglichen werden.
Anfänger mit viel zu hohem Niveau überfordert
Doch auch wenn die technischen Motivations-Bonbons eigentlich zu einer besseren Gesundheit beitragen sollen, können manche Fitness-Apps auch das genaue Gegenteil bewirken. Das geht aus einem aktuellen Test der „Computer Bild“ hervor. Die Zeitschrift testete dabei mehrere beliebte Programme für Smartphones und andere Geräte und kam zu dem Fazit: Insbesondere für Anfänger seien mit dem viel zu hohen Niveau der vorgeschlagenen Workouts teilweise überfordert, individuelle körperliche Eigenschaften kämen zu kurz und gesundheitliche Probleme würden gar nicht erfasst, sagte „Computer Bild“-Redakteur Thomas Vattrodt. Eine App beispielsweise schlug 20 Klimmzüge für Einsteiger vor. Das ist eine klare Überforderung. „Anfänger sollten sich die Übungen lieber erst vom Experten zeigen lassen, bevor sie zur App greifen. Denn einige Einsteigerpläne könnten sogar echte Fitnessprofis an ihre Grenzen bringen.“ Andere Fitness-Apps führen zu Haltungsschäden wenn sie strikt befolgt werden.
Körpereigene Reaktionen und eigenes Empfinden
Auch Sportwissenschaftler sind kritisch. Ingo Froböse, Professor an der Deutschen Sporthochschule in Köln meinte, dass durch Gesundheits-Apps zwar vor allem diejenigen einen Zugang zur Fitness finden, die bisher damit noch nicht in Berührung gekommen sind. Doch die Programme bergen auch die Gefahr, die Kontrolle an die Technik abzugehen, das eigene Körpergefühl zu verlieren und zu überdrehen, erläuterte der Experte. Beim Sport seien die körpereigenen Reaktionen und das eigene Empfinden noch immer die besten Kontrolleure: „Die Programme lassen uns glauben, dass das, was wir messen können, eine genaue Aussage über unsere sportliche Fitness gibt“, so Froböse. „Tatsächlich machen diese Apps aber nur wenige Faktoren zur Leitlinie, andere Fähigkeiten rückt die Technik in die Ecke.“ (ad)
>Bild: Petra Bork / pixelio.de
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