Flugangst nach Flugzeugabsturz überlisten
27.03.2015
Nicht nur Menschen mit Flugangst haben seit der Katastrophe des Germanwings-Absturzes beim Fliegen ein äußerst ungutes Gefühl. Zwar ist das Reisen mit dem Flugzeug insgesamt deutlich sicherer, als die Nutzung andere Verkehrsmittel. Doch im Falle eines Absturzes sind auf einen Schlag derart viele Todesopfer zu verzeichnen, dass in der öffentlichen Wahrnehmung leicht der Eindruck einer besonderen Gefährdung entsteht. Entsprechend fühlen sich viele Flugreisende nach dem Absturz des Germanwings-Flugs 4U9525 zusätzlich verunsichert. Mit einigen relativ einfachen Tricks lässt sich die Flugangst der Betroffenen jedoch minimieren.
Grundsätzlich ist Fliegen in den vergangenen Jahrzehnten deutlich sicherer geworden. Obwohl der Luftraum heute übervoll scheint, waren laut Angaben der „Süddeutschen Zeitung“ in dem Zeitraum von 2001 bis 2013 statistisch gesehen lediglich zwei Todesopfer je 100 Millionen Passagiere zu verzeichnen. Zwischen 1962 und 1971 habe die Zahl der Todesopfer noch bei 133 pro 100 Millionen Flugreisende gelegen. Flugangst ist dennoch weiterhin unter den Passagieren relativ weit verbreitet. Sobald Betroffene eine Flugreise antreten, zeigen sich Beschwerden wie Atemnot, Herzrasen, Zittern, Übelkeit und Erbrechen. Nicht selten werden Flugreisen daher komplett gemieden.
Viele Deutsche leiden an Flugangst
Einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach zufolge leiden 16 Prozent der Deutschen an Flugangst und 22 Prozent fühlen sich beim Fliegen unbehaglich. Nach dem aktuellen Germanwings-Absturz haben sich diese Zahlen vermutlich noch deutlich erhöht. Die Flugangst kann jedoch mit einigen einfachen Maßnahmen gemindert werden. Unter professioneller Anleitung können diese auf speziellen Flugangstseminaren erlernt werden, wobei letztere in der Regel zunächst an dem Informationsdefizit der Betroffenen ansetzen und anschließend Methoden zur Bewältigung der Flugangst vermitteln.
Richtige Platzwahl beachten
Im Rahmen der Flugangstseminare erhalten die Teilnehmer einerseits Informationen zur Flugzeugtechnik und Aufklärung über die Entstehung ihrer Ängste. Anderseits werden ihnen auch Strategien zur Bewältigung der Flugangst an die Hand gereicht, die von der richtigen Platzwahl bis hin zu speziellen Entspannungstechniken reichen. In Bezug auf die Platzwahl erläutert die „Süddeutsche Zeitung“, dass sich Betroffene beim Vorabend- oder Online-Check-In am besten Plätze sichern sollten, die sich in der Gangmitte und über den Tragflächen befinden. Dort seien die Bewegungen des Flugzeugs am wenigsten spürbar. Sollten die Plätze direkt über den Tragflächen bereits belegt sein, werde der ruhigere vordere Teil der Maschine empfohlen.
Angemessene Zeitplanung
Um zusätzlichen Stress beim Fliegen zu vermeiden, sollten die Flugreisenden außerdem genug Zeit einplanen. Denn Zeitnot beim Check-In bedinge Stress und Druck, der oftmals gleich in Flugangst umgewandelt werden, so die „Süddeutsche Zeitung“. Wer ausreichend Zeit mitbringe, könne entspannt ankommen und die Wartezeit für Bewegung nutzen. Denn beim Herumspazieren, Treppensteigen oder dem Laufen auf Rollbahnen werde überschüssiges Adrenalin abgebaut. Dies hilft beim entspannen und kann die aufkommende Flugangst reduzieren.
Kein Kaffee, Alkohol und keine starken Medikamente
Während der Wartezeit und beim Flug ist für Passagiere mit Flugangst ein Verzicht auf Kaffee angeraten, da dieser den Puls zusätzlich in die Höhe treiben kann, so die „Süddeutsche Zeitung“. Des weiteren würden starke Medikamente und Alkohol nur eine Art der Vermeidung darstellen. Die Betroffenen stellen sich nicht ihrer Flugangst und können sie folglich nicht reduzieren, sondern im Endeffekt werde sie noch größer. Indes sei gegen Homöopathische Mittel und pflanzliche Präparate wie Baldrian nichts einzuwenden, da diese entspannen statt zu benebeln.
Entspannungstechniken nutzen
Besondere Schwierigkeiten bereiten vielen Mensch mit Flugangst vor allem der Start und die Landung. Sie neigen zu regelrechten Panikattacken sobald das Flugzeug beschleunigt und in die Lüfte abhebt. Hier können Entspannungstechnik und Atemübungen eingesetzt werden, um die aufkommenden Ängste zu reduzieren. So rät beispielsweise die „Süddeutsche Zeitung, tief einzuatmen und besonders lange auszuatmen, um den verkrampften Körper zu lockern. Auch helfe es den Betroffenen mitunter, sich einzugestehen, dass Angst in einer für Menschen derart außergewöhnlichen Situation wie dem Fliegen, durchaus in Ordnung ist. Als Entspannungstechniken werden autogenes Trainingund die progressiven Muskelrelaxationgenannten, wobei das Erlernen der Techniken auch wichtiger Bestandteil in vielen Flugangstseminaren ist.
Ablenkung während des Fluges wichtig
Darüber hinaus ist es für die Betroffenen wichtig, während des Fluges für Ablenkung zu sorgen, um das Aufkommen der Flugangst möglichst zu vermeiden. Hier könne alles hilfreich sein, was auch am Boden entspannend wirkt, so die „Süddeutsche Zeitung“. Den idealen Dreiklang aus Ablenkung, Konzentration und Entspannung würden Hörbücher bieten, doch auch das Hören der Lieblingsmusik könne helfen. Nicht zuletzt weil hierdurch Geräusche des Flugzeugs, die möglicherweise für Beunruhigung sorgen könnten, ausgeblendet werden. Auch Gespräche mit den Sitznachbarn sind als Ablenkung durchaus geeignet, wobei hierzu allerdings nicht immer Gelegenheit besteht.
Essen und bewegen
Des Weiteren sollten sich die Betroffenen auf Flugreisen zum Essen zwingen, selbst wenn ihnen die Flugangst auf den Magen geschlagen hat. Denn normale Tätigkeiten wie das Essen würden dem Körper signalisieren, dass alles in Ordnung ist, so die „Süddeutsche Zeitung“. Solange die Anschnallzeichen erloschen sind, könne auch das Aufstehen und etwas Bewegung helfen, überflüssiges Adrenalin loszuwerden. Dies gelte gleichermaßen für etwas Bord-Gymnastik im Sitzen. Um die Flugreisen unterbewusst mit positiven Erinnerungen in Verbindung zu setzen, könnten ängstliche Reisende sich zudem direkt nach dem Flug zum Beispiel mit einem Geschenk an sich selbst belohnen. (fp)
>Bild: Tilmann Jörg / pixelio.de
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