Spannungskopfschmerzen bei Kindern nicht mit Schmerzmitteln behandeln
Spannungskopfschmerzen belasten die Psyche. Die Leistungsfähigkeit schränkt sich ein, vor allem wenn die Schmerzen wiederkehrend sind und die Patienten Kinder sind. Ärzte betonen jedoch: Der Griff zu Schmerztabletten ist meist der falsche Weg.
Nur in Ausnahmefällen sollten die Kopfschmerzen der Kinder mit Schmerzmedikamenten behandelt werden, denn die Tabletten beheben zwar vorübergehend die Symptome, dienen jedoch nicht der Behandlung der Kopfschmerzursachen, so die Aussage der Experten wie Dr. Hartmut Göbel, Direktor der Schmerzklinik Kiel und Carolin Schwiening, Diplom-Psychologin an der Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität Göttingen.
Schmerzmittel ungeeignet zur Kopfschmerzbehandlung bei Kindern
Dr. Christian Schmincke, Experte für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) und Leiter der Klinik am Steigerwald betonte in einer Pressemitteilung Mitte August bereits, die Erfahrung habe „gezeigt, dass Medikamente zwar den akuten Anfall lindern, aber die Häufigkeit der Attacken erhöhen – auch bei Kindern.“ Kopfschmerzen sollten bei Kindern daher keinesfalls einfach mit Schmerzmitteln behandelt werden. Dieser Auffassung zeigte sich auch der Direktor der Schmerzklinik Kiel und ergänzte, dass Schmerzmittel zudem Nebenwirkungen haben, die keinesfalls verharmlost werden sollten.
Eine Dauerlösung dürfe die Selbstmedikation daher niemals werden. Statt auf eine medikamentöse Behandlung der Kopfschmerzen zu setzten, sollten Eltern eher nach alternativen Therapieansätzen Ausschau halten und zum Beispiel mit Entspannungsstrategie gegen die wiederkehrenden Spannungskopfschmerzen angehen, erläuterte Göbel. Dem Experten zufolge sind Spannungskopfschmerzen meistens relativ eindeutig zu erkennen: „Die Kinder fühlen sich benommen und klagen über einen dumpf drückenden Schmerz, der sich über den ganzen Kopf zieht.“ Weitere Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen oder eine besondere Lichtempfindlichkeit, die zum Beispiel typisch für Migräne sind, treten bei den Spannungskopfschmerzen nicht auf. Auch werden die Symptome bei körperlicher Belastung nicht schlimmer. Die betroffenen Kinder fühlen sich jedoch „matt und müde und haben einen schweren Kopf“, so Göbel.
Innere Überforderung Ursache der Spannungskopfschmerzen
Die Ursachen für das Auftreten der Spannungskopfschmerzen bei Kindern können den Experten zufolge äußerst unterschiedlich ausfallen. So seien zum Beispiel „die steigenden Anforderungen in der Schule, aber auch ein unruhiges Leben in der Freizeit“ als mögliche Auslöser zu nennen, erklärte Dr. Göbel. Die Diplom-Psychologin der Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Göttingen, Carolin Schwiening, ergänzte, dass auch Familienprobleme, Streit mit Freunden oder soziale Veränderungen wie ein Umzug die Kopfschmerzen bei den Kleinen hervorrufen können.
Wie der Name schon sagt, sind Spannungskopfschmerzen meist Folge einer inneren Anspannung und Überforderung, deren Ursache es herauszufinden gilt, erläuterte der Direktor der Schmerzklinik Kiel. Allerdings können auch stundenlanges Sitzen in der Schule, zu wenig Schlaf, viel Zeit vorm Fernseher oder dem Computer sowie mangelnde Bewegung das Auftreten der Spannungskopfschmerzen begünstigen. In der Regel sei der „Kopfschmerz-Spuk“ jedoch „meistens ziemlich schnell verschwunden“, wenn es gelingt den Kindern ihre Sorgen zu nehmen, betonte Dr. Göbel.
Bei Spannungskopfschmerzen ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen
Zwar drohen den Kindern durch die Spannungskopfschmerzen vorerst keine gravierenderen gesundheitlichen Beeinträchtigungen, doch sollten die Signale trotzdem ernst genommen werden, mahnen die Experten. Denn langfristig können wiederkehrende Spannungskopfschmerzen nicht nur die Leistungsfähigkeit der Kinder erheblich beeinträchtigen, sondern schlimmstenfalls auch die gesunde psychosoziale Entwicklung, womit ein deutlich erhöhtes Risiko depressiver Stimmungslagen einhergehe, erläuterte Carolin Schwiening. Bei Auftreten der Spannungskopfschmerzen sollte daher frühzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden, so die Aussage der Expertin. Wobei der Arzt oder Neurologe vorerst ermittelt, ob möglicherweise körperliche Erkrankungen wie Infektionen, verschleppte Erkältungen oder Verdauungsprobleme, Ursache der Kopfschmerzen sind.
Hilfreich bei der Ursachenermittlung ist laut Aussage der Experten zudem ein sogenanntes „Kopfschmerz-Tagebuch“ in dem der Zeitpunkt der Spannungskopfschmerzen und andere Faktoren, wie zum Beispiel Zusammenhänge mit dem Essen, der Schule oder familiärem Streit festgehalten werden. Dies könne die Suche nach den Ursachen der Kopfschmerzen deutlich erleichtern. Sind die Ursachen der Kopfschmerzen bestimmt, werden „im Gespräch mit dem Arzt oder Psychologen Strategien entwickelt, um diese Auslösersituationen zukünftig zu vermeiden“, erläuterte Göbel die Behandlung der Spannungskopfschmerzen.
Behandlung der Kopfschmerzen ohne Medikamente
Dem Experten zufolge sind dabei zum Beispiel Entspannungstherapien oftmals ein guter Ersatz für die medikamentöse Behandlung der Kopfschmerzen. Auch sollten Eltern den betroffenen Kindern nach der Schule viel Ruhe und Erholung gönnen. Kühlende Kompressen, ätherische Öle oder eine Nackenmassage können darüber hinaus zur Vermeidung der Spannungskopfschmerzen beitragen, so die Aussage des Direktor der Schmerzklinik Kiel.
In der Naturheilkunde bieten zum Beispiel die Verfahren der Traditionellen Chinesischen Medizin relativ erfolgversprechende Behandlungsmöglichkeiten der Spannungskopfschmerzen, wobei die „individuell auf den Patienten zugeschnittene Therapie und ganzheitliche Sichtweise“ Grundlage einer erfolgreichen Behandlung sei, erläuterte der TCM-Experte Dr. Christian Schmincke. Massagen, gesunde Ernährung und Akupunktur sollen dabei die Behandlung unterstützen. Wie viele Kinder tatsächlich von den Spannungskopfschmerzen betroffen sind geht aus einer wissenschaftlichen Untersuchungen der Universität Göttingen hervor, derzufolge allein in Niedersachsen rund 17 Prozent aller Kinder regelmäßig unter Kopfschmerzen leiden, sieben Prozent sogar wöchentlich. Laut Carolin Schwiening, sind „Kopfschmerzen heute die dritthäufigste Ursache für Abwesenheit in der Schule“, was den Handlungsbedarf verdeutliche. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.