Warzenartige Gebilde am Penis
Mit dem Begriff „Hornzipfel“, gelegentlich auch „Hornzipfelchen“ (lat. Hirsuties papillaris penis bzw. Hirsuties papillaris coronae glandis), werden warzenartige Gebilde bezeichnet, die eine weißliche, hautfarbene oder rötliche Farbe haben und vom Eichelrand bis hin zum Vorhautbändchen des Penisses auftreten können. Häufig wird angenommen, dass es sich dabei um klassische Warzen oder eine sexuell übertragbare Krankheit handelt oder diese durch einen Mangel an Hygiene entstehen. Das ist jedoch nicht richtig, denn die kleinen Papeln sind lediglich ein evolutionäres Überbleibsel (Atavismus), ähnlich wie eine starke Körperbehaarung. Dementsprechend sind sie weder gefährlich noch ansteckend, sondern können höchstens vererbt werden.
Inhaltsverzeichnis
Symptome bei Hornzipfeln
Hornzipfel zeigen sich zumeist in Form kleiner, bis zu einigen Millimeter langen pickelartigen Veränderungen in der Kranzfurche am Eichelrand bzw. dem Übergang zwischen Eichel und Penisschaft. Dabei erinnern die Hornzipfelchen vom Äußeren her häufig an kleine Warzen und können entweder weiß, hautfarben oder rötlich gefärbt sein. In selteneren Fällen können sie auch als kleine hautfarbene bzw. weiße Pünktchen an der Eichel auftreten.
Die kleinen erhabenen Knötchen bzw. Hautstückchen sind typischerweise reihenförmig angeordnet („Papillen“), wobei bis zu drei Reihen vom Eichelrand bis hin zum Vorhautbändchen vorkommen können. Die Ausprägung kann dabei ganz unterschiedlich sein: Zum Teil treten sie in Form weniger, kleiner, kaum erkennbarer Punkte auf, in anderen Fällen wiederum kann ihre Anzahl auch einige Hundert betragen.
Von dem Phänomen sind etwa 10 bis 20 % der Männer betroffen. Sie entstehen meistens im Zeitraum der Pubertät. Bei beschnittenen Männern kommen die Hautveränderungen seltener vor, wobei es für dieses Phänomen noch keine vollständige wissenschaftliche Erklärung gibt.
In sehr seltenen Fällen zeigen sich auch bei Frauen ähnliche Hautveränderungen, die als „Hirsuties papillaris vulvae“ bezeichnet werden. In diesen Fällen treten die weiblichen Zipfel im Bereich des äußeren weiblichen Genitals (Vulva) bzw. im Bereich des Scheidenvorhofs, dem so genannten „Vestibulum vaginae“ auf, dem spaltförmigen Raum zwischen den kleinen Schamlippen. Im Unterschied zu Feigwarzen, die unstrukturiert verteilt auftreten, sind die Papillen hier eher symmetrisch angeordnet, zudem sind sie bei Frauen meist rosa gefärbt ohne weißliche Stellen. Bei vielen Säugetieren sind Zipfel ein stark ausgeprägtes Phänomen, da sie als Haftorganellen beim Geschlechtsverkehr fungieren.
Ursache von Hornzipfelchen
Bei den kleinen warzenartigen Papeln handelt es sich nicht – wie häufig angenommen – um eine sexuell übertragbare Krankheit, eine Fehlbildung oder die Folge mangelnder Hygiene. Ebenso sind sie kein Symptom von Viruserkrankungen wie Feigwarzen, Genitalwarzen oder einer Infektion mit Humanen Papilloma Viren (HPV).
Diese Annahmen treffen jedoch nicht zu, denn die Hautveränderungen stellen lediglich einen harmlosen „Atavismus“ dar. Damit ist ein entwicklungsgeschichtliches Überbleibsel gemeint, welches bislang nur von vergangenen Generationen bekannt war, wie zum Beispiel die Behaarung am Rücken bzw. am ganzen Körper. Dementsprechend können Hornzipfel zwar prinzipiell vererbt werden, sind aber keinesfalls gefährlich oder ansteckend.
Behandlungsoptionen
Da von den Zipfeln keine (Ansteckungs-)Gefahr ausgeht, besteht normalerweise auch keine medizinische Notwendigkeit, diese zu entfernen. Sie gelten als „anatomische Variation“ und als so genannter „Normalbefund“. Anders verhält es sich jedoch, wenn sich die warzenartigen Veränderungen der Haut durch physikalische Reize wie Druck, Wärme oder Kälte entzünden und dadurch Schwellungen, Blutungen oder Sensibilitätsstörungen auftreten – denn dann besteht eine medizinische Indikation zur Entfernung.
Entfernung der Hornzipfel
Auch wenn sie aus medizinischer Sicht kein Problem darstellen, fühlen sich viele Männer gestört oder durch die warzenartigen Hautveränderungen sexuell beeinträchtigt, beispielsweise weil die Partnerin verunsichert ist oder abwertende Bemerkungen macht. Ebenso können die Hautveränderungen bei einer starken Ausprägung schlicht als unschön empfunden werden – dementsprechend stellt eine Entfernung aus kosmetischen Aspekten für Betroffene mit starkem Leidensdruck durchaus eine sinnvolle Option dar.
Der Eingriff geschieht normalerweise mittels eines Lasers, alternativ besteht die Möglichkeit einer „Elektrokauterisation“, bei welcher Wechselstrom mit hoher Frequenz durch den Körper geleitet wird, um die Hornzipfelchen einzeln und punktuell zu entfernen. Beide Behandlungsmethoden verursachen normalerweise keine Schmerzen. Geringe Beschwerden können lediglich bei der Betäubung mit einer betäubenden Salbe entstehen, welche die betroffenen Stellen unempfindlich macht.
Sind die Zipfel sehr klein, sollte nach Ansicht von Experten auf eine Laser-Behandlung eher verzichtet werden – denn in einem solchen Fall übersteigt der Aufwand meist den Nutzen. Gerade mögliche Komplikationen und verbleibende Narben sollten bei einem solchen Eingriff unbedingt bedacht werden.
Da für Entfernung im Regelfall keine medizinische Notwendigkeit besteht, müssen die Behandlungskosten vom Patienten selbst getragen werden. Die Kosten belaufen sich dabei pro Laserbehandlung auf etwa 300 Euro, in einigen Fällen wachsen sie jedoch nach der Behandlung wieder nach, sodass ein erneuter Eingriff nötig wird.
Durch das typische Erscheinungsbild in Form von reihenförmig angeordneten erhabenen kleinen Knötchen bzw. Hautstückchen ist eine Verwechslung mit anderen Phänomen wie den „Fordyce-Drüsen“ (freien Talgdrüsen auf der Penishaut) oder den ansteckenden Feigwarzen kaum möglich. Da eine Verwechslung mit so genannten „Dellwarzen“ am Penisschaft (Molluscum contagiosum) sowie den Hautveränderungen bei der sexuell übertragbaren Infektionskrankheit Syphilis jedoch durchaus möglich ist, sollte im Zweifelsfall immer ein Hautarzt aufgesucht werden.
Hilfe bei Problemen durch Hornzipfelchen
Hornzipfelchen können für Männer unter Umständen zu einem großen Problem werden, denn gerade bei sexuellen Kontakten kann es schnell zu Unsicherheiten oder Missverständnissen kommen, etwa wenn die kleinen warzenartigen Hautstückchen fälschlicherweise für eine Geschlechtskrankheit gehalten werden. Eine starke Ausprägung kann problematisch werden, beispielsweise weil sich der Betroffene unsicher ist, ob nicht vielleicht „etwas Ernstes“ dahinter steckt oder Schwierigkeiten in Hinblick auf den Umgang mit dem eigenen Körper und der Sexualität entstehen.
Dementsprechend sollte bei Unsicherheiten oder Fragen aller Art in jedem Fall ein Hautarzt aufgesucht werden. Zudem sollten Betroffene sich immer wieder vergegenwärtigen, dass es sich dabei um keine ansteckende, gefährliche Krankheit handelt und ein offenes Gespräch mit der Partnerin bzw. dem Partner oft hilft, Unsicherheiten und Missverständnisse aufzuklären.
Abzuraten ist hingegen von einer Selbstbehandlung zum Beispiel mit herkömmlichen Warzenmitteln mit Salicylsäure. Diese kann die sensible Genitalschleimhaut schnell reizen und schädigen und dadurch zu Entzündungen sowie starken Schmerzen führen. (nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V.: Das männliche Genitale (Abruf: 31.07.2019), kinderaerzte-im-netz.de
- Prof. Dr. med. Peter Altmeyer: Hirsuties papillaris penis D29.0 (Abruf: 31.07.2019), enzyklopaedie-dermatologie.de
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- Bylaite, Matilda / Ruzicka, Thomas: Pearly Penile Papules, The New England Journal of Medicine, 2007, nejm.org
- Sapra, Priya / Sapra, Sheetal / Singh ,Amanda: Pearly Penile Papules Effective Therapy With Pulsed Dye Laser, JAMA Dermatology, 2013, jamanetwork.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.