Kardiologen fordern mehr Brustschmerz-Einrichtungen
09.10.2011
Einige Regionen in Deutschland sind nur unzureichend mit sogenannten Brustschmerz-Einrichtungen (Chest Pain Units, CPU) versorgt. Das berichtet die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) auf der diesjährigen kardiologischen Herbsttagung in Düsseldorf. Um eine ausreichende Diagnose und Therapie von Herzinfarkt-Patienten zu gewährleisten, sind weitere Einrichtungen, vor allem in Gegenden mit einer hohen Sterberate, von Nöten.
Die die DGK berichtet, sterben immer weniger Deutsche an einem Herzinfarkt. Die Experten sehen hier einen Kontext zur stetig wachsenden und guten kardiologischen Versorgung in Deutschland. Seit dem Jahre 2000 ist die Sterblichkeit bei kardiovaskulären Krankheiten in relativen Zahlen um gut 20 Prozent abgesunken. Zahlreiche deutsche Regionen sind allerdings überhaupt nicht oder nur unzureichend mit Brustschmerz-Einrichtungen versorgt. Das ist das Ergebnis des neuen deutschen Herzberichts, der auf dem Herbstkongress der DGK von dem Herzspezialisten und Kardiologen Dr. Ernst Bruckenberger vorgestellt wurde. Um Patienten im Notfall optimal zu versorgen, müssen im Interesse der Betroffenen weitere CPU vor allem dort eingerichtet werden, „wo die Sterbeziffer des akuten Herzinfarktes vergleichsweise besonders hoch ist.“
Der Herzbericht brachte zu Tage, dass in 57 beziehungsweise 67,9 Prozent der 84 Kreise, in denen bis Juli diesen Jahres eine der 122 Brustschmerz-Einrichtungen in Deutschland errichtet wurden, die statistisch bereinigte Sterbequote im Falle eines akut eintretenden Herzinfarktes sich teilweise deutlich absenkte. In einigen Regionen mit CPU liegen die Sterberaten bei Myokardinfarkten deutlich unter dem Bundestrend. In nur 32,1 Prozent der Regionen mit optimalen Brustschmerz-Einrichtungen liegen die Raten höher. Allerdings könnten auch dort bessere Überlebensraten im Falle eines Infarkts erzielt werden, wenn die CPU-Leitlinien einheitlich geregelt werden. Eine Zertifizierung könnte die Abläufe der Behandlungen überprüfen und optimieren, wie Experten auf der Kardiologen-Tagung erklärten.
Zu einer Brustschmerz-Einrichtung bzw. CPU werden Patienten eingeliefert, die über Schmerzen im Thoraxbereich, Druckgefühl auf der Brust, Atemnot, Schwindel, Oberbauchschmerzen, Rückenschmerzen und weiteren „typischen Herzinfarkt-Beschwerden“ während eines Anfalls leiden. Um abzuklären, ob die Beschwerden tatsächlich auf einen Infarkt oder Durchblutungsstörungen am Herzen hinweisen, können Mediziner schnell und effizient spezielle Diagnoseverfahren am Patienten durchführen. Gerade Brustschmerzen weisen auf zahlreiche schwerwiegende aber auch harmlose Erkrankungen hin. Im Falle eines Herzinfarktes ist jede Minute kostbar, um Folgeschäden bzw. einen plötzlichen Herztod zu verhindern. (sb)
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Bild: Michael Bührke / pixelio.de
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