Ärztepräsident Montgomery will Screenings überprüfen
25.05.2014
Der Ärztepräsident Montgomery hat sich für eine Überprüfung der in Deutschland angebotenen Früherkennungsuntersuchungen ausgesprochen. Nutzen und Risiko der Screenings sollen geprüft werden. Einige Check-ups könnten Patienten möglicherweise sogar schaden.
Nutzen und Risiko der Untersuchungen hinterfragen
Der Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery hat sich für eine Überprüfung bestimmter Untersuchungen zur Früherkennung von Krankheiten ausgesprochen. Der „Berliner Zeitung“ (Samstag) sagte er: „Wir müssen Nutzen und Risiko der Vorsorgeuntersuchungen stärker hinterfragen als bisher.“ Der Ärztepräsident bezog sich vor allemauf bestimmte Screening-Programme zur Krebserkennung. Studien würden zeigen, dass sich die Zahl der Todesfälle durch solche Untersuchungen nur marginal senken lasse. Außerdem würden oft nur jene erreicht, die sich ohnehin um ihren Körper kümmern, so Montgomery.
Etablierte Vorsorgeuntersuchungen werden nicht infrage gestellt
„Nötig ist eine wissenschaftliche Analyse aller Statistiken, die es zu den Vorsorgeuntersuchungen gibt, um das Verhältnis von Nutzen und Risiko besser zu bestimmen.“ Der Ärztepräsident ergänzte jedoch: „Die etablierten Vorsorgeuntersuchungen gerade im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin stehen dabei ebenso wenig infrage wie die Check-up-Untersuchungen für Erwachsene.“ Von den Krankenkassen werden je nach Geschlecht und Alter die Kosten für diverse Früherkennungsuntersuchungen bezahlt, die teilweise umstritten sind. Dazu gehören unter anderem "Tastuntersuchungen auf Prostatakrebs" sowie "Mammographie- und Hautkrebs-Screenings". Des Weiteren gibt es auch viele "Vorsorgeuntersuchungen, die Ärzte den Versicherten auf deren eigene Kosten anbieten" und deren Nutzen von Kritikern oft infrage gestellt wird.
Zustimmung von den Krankenkassen
Vom GKV-Spitzenverband, der Interessenvertretung der gesetzlichen Krankenkassen, kam Zustimmung: „Nichts ist in Stein gemeißelt, und jede ärztliche Routine sollte von Zeit zu Zeit hinterfragt werden“, meinte Sprecher Florian Lanz. Das gelte auch für Vorsorgeuntersuchungen. Zuvor hatte bereits der oberste deutsche Medizinkontrolleur Jürgen Windeler den Sinn vieler Vorsorgeuntersuchungen in Arztpraxen angezweifelt. So seien nach wissenschaftlichen Kriterien unter anderem die Tastuntersuchung auf Prostatakrebs, der regelmäßige allgemeine Check-up und das Hautkrebs-Screening fragwürdig, sagte der Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Er sagte damals, dass die Patienten wissen müssten, dass es dabei auch um wirtschaftliche Interessen der Ärzte gehe.
Nutzen und Schaden liegen dicht beieinander
Außerdem lägen Nutzen und Schaden bei vielen der angebotenen Untersuchungen zu dicht beieinander, etwa durch die Strahlenbelastung oder falsche positive Befunde. Zudem meinen Experten, dass es bei Vorsorgeuntersuchungen auch zu Fehldiagnosen und schlimmstenfalls unnötigen Operationen kommen könne.Montgomery bezog sich auch auf den Medizinkontrolleur: „Wenn die Wissenschaft, insbesondere Herr Windeler vom Institut für Qualität im Gesundheitswesen, Zweifel an bestimmten Massen-Screenings hat, dann müssen wir das ernst nehmen.“ Der Ärztepräsident meinte, die Patienten hätten ein Recht darauf, umfassend aufgeklärt zu werden: „Man kann derartige Debatten heutzutage nur in völliger Transparenz und Offenheit führen.“
Ärzte starten Kampagne zur Hautkrebs-Vorsorge
Erst vor wenigen Tagen machte die Schlagzeile „Ärzte: Start der Hautkrebs-Vorsorge-Kampagne“ die Runde. Da nur wenige Bundesbürger zur Hautkrebs-Vorsorge gehen, hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung eine Kampagne gestartet, um für die Früherkennungsuntersuchung zu werben. Nur knapp jeder dritte Deutsche über 35 Jahre nutze seinen Anspruch auf das Screening. „"Dabei kann Hautkrebs sehr gut erkannt werden und ist im Frühstadium gut heilbar“, so KBV-Vorstand Regina Feldmann. Deshalb wollen die Ärzte nun in den Wartezimmern mit Plakaten und Flyern auf diese Untersuchung aufmerksam machen. (ad)
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