Ärztinnen gehen sensibler mit Antibiotika-Einsatz um
16.01.2012
Wie die „Apotheken Umschau“ berichtet, verschreiben Ärztinnen seltener Antibiotika als ihre männlichen Kollegen. Neun von zehn Ärzten verschreiben demnach mindestens einmal wöchentlich Antibiotika. Davon verschreiben 66 Prozent den Bakterienkiller sogar täglich. Bezogen auf die Geschlechterverteilung ergibt sich, dass nur 56 Prozent der Ärztinnen täglich Antibiotika verordnen während Medikamente dieser Art von 72 Prozent der männlichen Ärzte Tag täglich verschrieben werden.
Antibiotika sind kein Allheilmittel
Antibiotika sind zur Behandlung von bakteriellen Infektionskrankheiten vorgesehen, da sie sehr effektiv gegen Bakterienstämme wirken. Im Laufe der Zeit haben sich Antibiotika jedoch als „Allzweckwaffe“ mit fatalen Folgen etabliert. Denn Antibiotika sind lediglich bei bakteriellen Entzündungen erfolgreich. Gegen Viren sind sie gänzlich unwirksam. Dennoch scheint es zur gängigen Praxis zu gehören, dass Ärzte auch bei Erkrankungen, wie einer Bronchitis regelmäßig Antibiotika verordnen, obwohl nur fünf Prozent der Hustenfälle ursächlich auf Bakterien zurückzuführen sind. 95 Prozent der Bronchitis-Fälle sind durch Viren bedingt. Zu den dramatischen Folgen des legeren Umgangs mit Antibiotika gehören sogenannte Antibiotika-Resistenzen. Infektionsmediziner Florian Thalhammer von der Medizinischen Universität Wien (Med-Uni) geht davon aus, dass mindestens ein Drittel der Antibiotika-Medikamente falsch durch Mediziner verordnet wird.
Antibiotika-Resistenzen nehmen zu
Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor dem leichtfertigen, unsachgemäßen Einsatz von Antibiotika, denn dieser sei laut Behörde Hauptursache für die wachsende Verbreitung von Antibiotika resistenten Erregern.
Antibiotika resistente Bakterienstämme stellen im medizinischen Alltag ein großes Problem dar. Erkrankungen können teilweise nur verzögert, unzureichend oder gar nicht therapiert werden, da die auslösenden Bakterien resistent gegen alle gängigen Antibiotika geworden sind. Laut WHO sterben in der Europäischen Union jährlich rund 25.000 Menschen aufgrund einer Infektion mit resistenten Bakterien.
Antibiotika auch in der Tierzucht problematisch
Neben der teilweise leichtfertigen und unnötigen Verordnung von Antibiotika für Patienten, stellt auch der Antibiotika-Einsatz in der Tierproduktion ein erhebliches Problem dar. Durch die schlechten Haltungsbedingungen in der Massentierhaltung werden die Tiere krank. Ohne Antibiotika würden sie die Mastdauer in der Regel nicht überleben. Hinzu kommt der in der Europäischen Union illegale Einsatz von Antibiotika zur Wachstumssteigerung der Tiere. Es entwickeln sich Antibiotika resistente Keime, die über den Fleischverzehr an den Menschen weitergegeben werden. (ag)
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Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
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