Alkoholmissbrauch bei Kindern laut statistischer Datenauswertungen leicht rückläufig
15.12.2011
Nach Angaben des statistischen Bundesamtes in Wiesbaden zeigen Kampagnen gegen Alkoholkonsum im Kindes- und Jugendalter anscheinend erste kleine Erfolge. Laut der Datenerhebung mussten weniger Kinder aufgrund eine Alkoholvergiftung in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Das Problem sollte jedoch nicht verharmlost werden, warnen Pädagogen und Ärzte.
Unter Jugendlichen ist das besinnungslose Betrinken eine äußerst gesundheitsgefährdende „Modeerscheinung“. Daher warnten Experten in der Vergangenheit vor den Gefahren des sogenannten „Komasaufens“. Mehrere Kampagnen wurden von Seiten der Gesundheitsbehörden in Schulen gestartet, um den Trend zu stoppen. Erste minimale Erfolge belegt nun das Statistische Bundesamt. Insgesamt ist noch keine Trendumkehr erkennbar, allerdings sei die Zahl der Alkohol- indizierten Klinikeinweisungen bei Patienten im Kindes- und Jugendalter gesunken. Dennoch ist die Zahl der Fälle noch immer als viel hoch zu bezeichnen.
Weniger Klinikaufenthalten von Kindern
Kinder im Alter von 10 bis 15 Jahren mussten laut Behördenangaben aufgrund von Alkoholhabitus weniger stationär in einer Klinik behandelt werden. Bei Kindern in dieser Altersgruppe ist zu beobachten, dass vor allem Mädchen betroffen waren. Bei den Jugendlichen stellten vor allem junge Männer die Hauptgruppe der Patienten.
Die Zahlen in der Übersicht: Bei Kindern ist die Anzahl je 100.000 Einwohnern gegenüber dem Vorjahreszeitraum 2009 gemessen anhand der Klinikaufenthalten um 5,5 Prozent gesunken (102,8 je 100.000 Einwohner). Bei den Patienten im Jugendalter zwischen 15 und 20 Lebensjahren ist hingegen eine Zunahme um 2,9 Prozent zu verzeichnen. Gemessen an 100.000 Einwohnern wurden 513 Klinikeinweisungen gezählt. Insgesamt wurden rund 26.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 10 und 20 Jahren wegen einer akut eingetretenen Alkoholbedingten Vergiftung im Jahre 2010 in einem Krankenhaus behandelt. 2009 waren es etwa 400 Fälle mehr, also etwa 26.400.
Erwachsene häufiger in Kliniken
Ein Anstieg von Alkoholvergiftungen ist bei den über 20jährigen zu beobachten. Erwachsene werden übermäßig häufig aufgrund einer Alkoholintoxikation verbracht. „Psychische Beeinträchtigungen und Verhaltensstörungen aufgrund von Alkoholkonsum waren die zweithäufigste Ursache für eine Noteinlieferung in eine Klinik.“ Zu diesen Zahlen gehört auch der akute Alkoholmissbrauch. Die Diagnosestatistik zeigt, dass im letzten Jahr etwa 333.000 Patienten aufgrund einer Alkoholintoxikation stationär behandelt wurden. Zum Vergleich: 2010 wurden etwa 18,5 Millionen Menschen vollstationär in eine Klinik aufgenommen. Die häufigste Ursache war eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Auf Platz Drei rangiert ebenfalls eine Herzkrankheit, die Angina Pectoris. Bezogen auf 100.000 Einwohner zeigt die Statistik insgesamt 20.684 behandelte Patientenfälle aus. Somit wurden rund 0,8 Prozent Menschen mehr in einem Krankenhaus behandelt.
Konsum kann tödlich enden
Viele junge Menschen wissen nicht, dass eine Alkoholvergiftung auch tödlich enden kann. Im gesellschaftlichen Kontext werden derartige Vergiftungen vielmals verharmlost. Ab welcher Dosis eine lebensbedrohende Situation eintreten kann, ist stark von der physischen Beschaffenheit des Konsumenten abhängig. So kann bereits bei einigen Patienten der Tod bereits nach 2,5 bis 3 Promille eintreten, während andere Menschen auch 6 Promille überleben. In der Notfallmedizin wird zunächst alles daran gesetzt, die Vitalfunktionen zu stabilisieren und zu erhalten. Um die Atmung und den Kreislauf zu überwachen, werden die Betroffenen oft auf einer Intensivmedizinischen Station untergebracht. Da ab eine Blutalkoholkonzentration ab 2 Promille eine Schockgefahr besteht, werden Glukoselösungen per Infusionen verabreicht. Der Körper wehrt sich gegen die Vergiftung mit Übelkeit und Erbrechen. Da die meisten Patienten kaum bei Bewusstsein sind, wird auf der Intensivstation das Erbrochene abgesaugt, um Erstickungen zu vermeiden.
Das Problem sollte nicht verharmlost werden
„Eltern sollten ein offenes Gespräch mit ihren Kindern suchen“, rät Gritli Bertram, Sozialpädagogin aus Hannover. In dem Gespräch sollten die Gefahren klar vor Augen gehalten werden. „Eine Verharmlosung führt zu einer erhöhten Trinkbereitschaft“, warnt die Pädagogin. „Auch wenn Kinder im Moment des Gespräches auf Abwehr gehen, die offenen aber klaren Worte werden in den Situationen dennoch Widerhall finden“. (sb)
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
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