In Apotheken wird man bei Halsschmerzen schlecht beraten
02.02.2014
Wenn man an Halsschmerzen leidet und Hilfe gegen die Beschwerden sucht, wird man in vielen Apotheken schlecht beraten. Dies haben Recherchen des NDR Verbraucher- und Wirtschaftsmagazins „Markt“ ergeben. Ein Experte spricht von einer „Werbemaschinerie“ in Apotheken.
Bei Halsschmerzen ist man in Apotheken schlecht beraten
Derzeit haben hierzulande viele Menschen unter den Beschwerden einer Erkältung zu leiden. Oft suchen Patienten dann Linderung durch Medikamente. Wer aber in eine Apotheke geht, um Arzneien gegen Halsschmerzen zu bekommen, wird oft schlecht beraten. Dies haben zumindest Recherchen des NDR Verbraucher- und Wirtschaftsmagazins „Markt“ ergeben. (Sendung: Montag, 2. Februar, 20.15 Uhr, NDR Fernsehen). Demnach haben neun von zehn Apotheken immer nur Medikamente eines Herstellers empfohlen. Und das ohne den Kunden nach möglichen Unverträglichkeiten zu befragen. Pharmakologen kritisieren das Ergebnis und sprechen von einer „Werbemaschinerie“ in Apotheken.
In fast allen Apotheken wurden Produkte eines Herstellers empfohlen
Wie es in einer Pressemitteilung des NDR heißt, stellten sich die „Markt“-Reporter in zehn Apotheken mit Halsschmerzen vor und erhielten überall Lutschtabletten, zu verschiedenen Preisen. Eine Apotheke verkaufte Medikamente gegen Halsschmerzen für fast 32 Euro. Was besonders auffiel, war, dass in neun der zehn Apotheken Produkte von Dobendan empfohlen wurden. Professor Gerd Glaeske, Pharmakologe und Leiter der Abteilung für Gesundheitsökonomie, Gesundheitspolitik und Versorgungsforschung an der Universität Bremen, äußerte sich kritisch: „Das zeigt, dass das Marketing von Herstellern wirkt, jenseits der Fragestellung, ob es sich um sinnvolle Arzneimittel handelt.“
Experte spricht von „Werbemaschinerie“
Der Experte weiter: „Auch Apotheker werden von Werbung beeinflusst. Ich finde, dass man sich davon frei machen muss. Was will der Hersteller? Der will natürlich viele Produkte absetzen. Was will der Großhandel? Der will natürlich auch viel verkaufen. Aber wenn ich in die Apotheke gehe, dann möchte ich eine vernünftige Beratung haben und nicht quasi der passive Verkäufer einer Werbemaschinerie sein, die der Hersteller angeworfen hat.“ Wie mitgeteilt wurde, äußerte sich die Apothekervereinigung ABDA dazu schriftlich gegenüber „Markt“: „Welchen Einfluss das Marketing auf Patientennachfragen und damit in der Folge auf die Vorratshaltung von Apotheken hat, können wir nicht beurteilen.“
Medikamente mit unerwünschten Nebenwirkungen
In sechs der Apotheken wurde das Medikament „Dolo-Dobendan“ verkauft. Dieses enthält unter anderem den Wirkstoff Benzocain. Der Pharmakologe Professor Gerd Glaeske findet das problematisch: „Das soll den Halsschmerz betäuben, aber es ist ein Mittel, was möglicherweise Allergien auslösen kann. Deshalb ist es sehr wichtig, dass in der Apotheke darauf hingewiesen und entsprechend informiert wird. Insofern würde ich immer fragen, wenn ich so ein Mittel verkaufen würde, ob jemand rasch allergisch reagiert. Und das scheint mir an keiner Stelle passiert zu sein.“ Das Unternehmen „Reckitt Benckiser“, der Hersteller von „Dolo-Dobendan“, erklärte gegenüber „Markt“: „Wie bei allen Arzneimitteln können Unverträglichkeiten gegen Wirkstoffe oder sonstige Bestandteile auftreten. Es liegen derzeit jedoch keine Anhaltspunkte vor, dass bei der Anwendung von Dolo-Dobendan ein erhöhtes Allergiepotential auftritt.“
Natürliche Mittel gegen Halsschmerzen
Aus Sicht der Naturheilkunde sind Patienten mit entsprechenden Beschwerden ohnehin meist besser beraten, wenn sie auf natürliche Hausmittel gegen Halsschmerzen zurückgreifen. Unter anderem können die Beschwerden mit wohltuenden Tees gelindert werden. Hier sind vor allem Salbei und Kamille zu nennen. Und heiße Milch mit Honig hilft meist nicht nur gegen die Schmerzen, sondern schmeckt auch noch lecker. Honig kommt in der Naturheilkunde bei Erkältungen grundsätzlich eine wichtige Bedeutung zu. (ad)
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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