Asthma durch Hausstaubmilben: Jeder zehnte Deutsche leidet unter Hausstaubmilbenallergie
13.06.2013
Hausstaubmilben – rund jeder zehnte Deutsche hat Probleme mit den kleinen Spinnentierchen und zeigt Reaktionen wie allergischen Schnupfen, Niesanfälle, Halsschmerzen oder Augenjucken. In den meisten Fällen wird jedoch erst sehr spät erkennt, dass es sich um eine echte Allergie handelt, häufig sogar erst dann, wenn sich der Schnupfen bereits zu Asthma entwickelt hat.
Eine winzige Milbe verursacht die Hausstaubmilbenallergie
Die Hausstauballergie bzw. Hausstaubmilbenallergie – ein weit verbreitetes Phänomen, denn laut dem Deutschen Allergie- und Asthmabund gehört diese nach der Pollenallergie zur häufigsten Allergie in Deutschland, von der etwa jeder Zehnte betroffen ist. Dabei ist die Bezeichnung zunächst irreführend, denn der Auslöser der Allergie ist nicht der Staub, sondern eine kleine Milbe, die mit einer Größe von 0,1 bis 0,5 Millimetern mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen ist. Nahrung finden die kleinen Tierchen in den Hautschuppen von Mensch und Tier, dabei fühlen sie sich bei Temperaturen von 20 bis 30 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von etwa 70 Prozent am wohlsten – in Höhen ab 1200 Metern können sie hingegen nicht überleben.
Kot der Milben Auslöser für allergische Reaktionen
Die Milben selbst stellen jedoch für den Menschen kein Problem dar, denn sie können weder Krankheiten übertragen noch durch Bisse oder Stiche gefährlich werden. Stattdessen ist der Kot der Tiere Auslöser für die allergischen Reaktion, denn dieser enthält bestimmte Eiweiße (Allergene), auf die das Immunsystem überempfindlich reagiert. Da diese Allergene zu schwer sind, um in der Luft zu schweben, finden sie sich vermehrt in allen möglichen Plätzen am Boden – so zum Beispiel in Teppichen oder in Polstermöbeln, vor allem aber in Matratzen, denn hier finden die Milben eine Vielzahl von Nahrung in Form von Hautschuppen, was das Bett zu einem idealen Lebensraum macht.
Symptome von leichtem Augenjucken bis hin zu schwerem Asthma
Die Symptome bei einer Hausstauballergie sind vielfältig und reichen von relativ leichten Beschwerden wie juckenden, tränenden Augen bzw. einem Jucken und Anschwellen der Nasen- oder Rachenschleimhaut über Dauerschnupfen und Niesanfälle bis hin zu asthmatischen Reaktionen wie asthmatischem Husten. Gerade die leichteren Beschwerden finden jedoch bei den Betroffenen häufig nicht ausreichend Beachtung, sodass in vielen Fällen erst nach Jahren ärztlicher Rat eingeholt wird: „Erst wenn der für Allergien typische Etagenwechsel stattgefunden hat und Asthma auftritt, gehen die meisten zum Arzt“, so der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands der Pneumologen (BdP) Andreas Hellmann. Dabei sei dem Experten nach die Anzahl an Allergien in den vergangenen Jahren extrem angestiegen, jeder zehnte Deutsche leide mittlerweile unter einer Hausstauballergie, lediglich bestimmte Pollenallergien – wie zum Beispiel die gegen Birken – seien noch häufiger: „Jetzt ist ein Plateau erreicht, weil es ja kaum noch möglich ist, dass noch mehr Menschen betroffen sind“, erklärt der Lungenfacharzt.
Absolute Sicherheit nur durch Bronchialen Provokationstest
Sobald sich der Betroffene an einen Facharzt wendet, ist zunächst erst mal eine sorgfältige und ausführliche Anamnese wichtig, denn indem der Patient von seinen Beschwerden berichtet, erhält der Mediziner bereits erste wichtige Erkenntnisse: „Treten Beschwerden wie dicke Nase und angeschwollene Augen oder Asthmabeschwerden vor allem nachts oder gegen Morgen auf, weist das auf eine Hausstaubmilbenallergie hin“, so der Lungenfacharzt Hellmann. Im Anschluss an die Anamnese würden dann laut dem Mediziner normalerweise Haut- und Bluttests durchgeführt werden, denn große Mengen von Antikörpern im Blut seien ein weiterer wichtiger Hinweis auf eine Allergie. Doch absolute Sicherheit könne laut Hellmann nur ein so genannter „Bronchialer Provokationstest“ bringen, denn bei diesem müsse der Betroffene Milbenallergene einatmen, wodurch sich zuverlässig diagnostizieren ließe, ob es sich um ein allergisches Asthma handelt oder nicht. Denn die Verwechslungsgefahr bei allergischem Asthma und nicht-allergischem Asthma sei dem Fachmann nach groß, da auch die nicht-allergische Form häufig in erster Linie nachts auftreten würde.
Wichtig bei Hausstauballergie: Wohnumgebung sanieren
Liegt eine Hausstaubmilbenallergie vor, so sollte laut Hellmann „zuallererst die Wohnumgebung saniert werden“, das heißt also Staubfänger zu entfernen und vor allem das Bett von Milben zu befreien – also Bettwäsche und Matratzen speziell für Allergiker anzuschaffen, die es mittlerweile in vielen verschiedenen Ausführungen gibt. Dadurch würden dem Experten nach die Beschwerden oftmals bereits verschwinden – ist dies nicht der Fall, könnte der Arzt im nächsten Schritt antientzündliche Medikamente wie Cortisonspray verschreiben, denn „die gegen andere Allergien wirksamen Antihistaminika haben sich zur Behandlung der Hausstaubmilbenallergie weniger bewährt“, so Hellmann.
Spezifische Immuntherapie als weitere Behandlungsmöglichkeit
Neben der Sanierung der Wohnumgebung sowie einer möglichen medikamentösen Behandlung wird häufig auch die spezifische Immuntherapie eingesetzt – dabei wird dem Betroffenen das Allergen in Kleinstmengen verabreicht. Die Menge wird dann Schritt für Schritt erhöht, wodurch das Immunsystem lernt, eine Toleranz gegenüber dem Allergen zu entwickeln und keine Überreaktion mehr zu zeigen. Für die Hausstaubmilbenallergie würde dies laut Hellmann bedeuten, dass Injektionen über drei Jahre hinweg im Abstand von sechs bis acht Wochen erfolgen.
Betroffene sollten für einen möglichst milbenarmen Wohnraum sorgen
Eine „Impfung“ im Sinne einer kurzen Behandlung oder gar einer Selbstbehandlung des Patienten gegen die Hausstaubmilbenallergie gibt es hingegen noch nicht. So seien dem Experten nach zwar bereits Wirkstoffe in der Entwicklung, doch die Prüfphase würde noch einige Jahre dauern. Bis dahin bleibt Betroffenen also nichts anderes übrig, als den eigenen Wohnraum zu sanieren bzw. für einen möglichst milben- und allergenarmen Wohnraum zu sorgen.
Auf Staubfänger verzichten und glatte Böden häufig feucht wischen
Dementsprechend sollten Allergiker nicht nur milbensichere Matratzen, Betten und Bettwäsche nutzen, sondern laut dem Deutschen Allergie- und Asthmabund e.V. ebenso darauf achten, alle Räume stets gut zu lüften und trocken halten sowie im Haus nach Möglichkeit auf Staubfänger (wie zum Beispiel offene Bücherregale, viele Kissen oder Stofftiere) zu verzichten. Kuscheltiere von Kindern könnten darüber hinaus „durch einen "Besuch" in der Kühltruhe von Milben befreit werden“, wie der Verband auf seiner Website empfiehlt, eine Alternative bieten hier außerdem waschbare Kuscheltiere. Zudem seien laut dem Verband „für Allergiker glatte Böden nur günstiger, wenn sie sehr häufig – mehrfach wöchentlich – feucht gewischt werden, da anfallender Staub hier stärker aufgewirbelt wird als bei kurzflorigen Teppichböden“. (nr)
Bild: Maja Dumat / pixelio.de
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