Der EHEC-Erreger bleibt weiterhin gefährlich
01.05.2012
Seit dem Ende EHEC-Epidemie sind die Erreger in der Öffentlichkeit nahezu in Vergessenheit geraten. Doch bleiben die EHEC-Erreger weiterhin gefährlich,wie der Tod einer Schülerin in Hamburg Mitte Februar verdeutlichte. Trotz des weiterhin bestehenden Risikos durch die EHEC-Erreger, sieht das Robert-Koch-Institut (RKI) keine Grund für erneute Warnungen, da die Fallzahlen sich im normalen Rahmen bewegen. Der Präsident des RKI, Reinhard Burger, erklärte im Interview mit der Nachrichtenagentur „dapd“, dass „eine gewisse EHEC-Aktivität, also eine gewisse Zahl von EHEC-Infektionen in Deutschland normal“ sei. Als Größenordnung nannte Burger „tausend Infektionen pro Jahr“, wobei „60 bis 70 dieser Infektionen schwer“ verlaufen.
EHEC-Erreger verursachen rund 1.000 Infektionen pro Jahr
Die EHEC-Epidemie hatte im vergangenen Jahr 50 Todesopfer gefordert. Über 4.000 Personen infizierten sich mit dem neuen besonders aggressiven EHEC-Erreger des Stammes 0104:H4, rund 800 Personen erlitten mit dem sogenannten hämolytisch-urämischen Syndrom einen schweren Infektionsverlauf. Nachdem die Quelle der Erreger ausgemacht werden konnte, gingen die Fallzahlen kontinuierlich zurück. Doch der neue Bakterienstamm ist keineswegs einfach verschwunden, sondern nistet sich in unserer Umwelt ein, so dass auch in Zukunft mit weiteren Infektionen zu rechnen ist. Für den Todesfall der Hamburger Schülerin war jedoch nicht der neue Erregerstamm verantwortlich. Der Ursprung der Infektion blieb bei dem Mädchen allerdings auch nach wochenlanger Recherche ungeklärt. Denn nach Abschluss der zeitaufwendigen Diagnostik sind die Erreger auf den potenziellen Infektionsquellen beziehungsweise im Lebensmittelkreislauf oft nicht mehr nachzuweisen, so dass die Suche nach dem Ursprung der Bakterien insbesondere bei einer einzelnen Infektion der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen gleicht.
Prävention als Schutz vor EHEC-Infektionen
EHEC-Infektionen sind laut Aussage des RKI-Präsidenten jedes Jahr zu verzeichnen. Diese verlaufen jedoch in der Regel mit Symptomen wie Fieber, Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen nicht tödlich. Komplikationen wie das hämolytisch-urämische Syndrom sind eher die Ausnahme. Bei der EHEC-Epidemie im vergangenen Jahr litten jedoch besonders viele Menschen unter einem schweren Krankheitsverlauf. Im Falle derartiger Epidemien kann Prävention Leben retten, erläuterte der RKI-Präsident. „Man kann durch Organisation auf der Ebene der großtechnischen Lebensmittelherstellung vieles tun. Das machen ja die Firmen aus Eigeninteresse, aber die spontanen Infektionen im Lande durch unzureichende Sauberkeit in der Küche etc., dass wird sich nie ganz vermeiden lassen “, so Burger im Interview mit der „dapd“.
Warnung vor Gurken, Tomaten und Salat war angemessen
Der Präsident des RKI verteidigte auch das Vorgehen der Gesundheitsbehörden im Zuge der EHEC-Krise. Die nach den ersten Todesfällen ausgesprochene Warnung vor dem Verzehr von Gurken, Tomaten und Salat war „mit dem Wissen, was wir damals hatten, angebracht“, erläuterte Reinhard Burger. Zwar wurden Ende Juni die Sprossen von einem Biohof in Norddeutschland als Überträger identifiziert, doch Anfangs habe einiges darauf hingedeutet, dass rohe Gurken, Tomaten oder Salat die Infektionsquelle sein könnten. Mit dem Krisenmanagement zeigte sich der RKI-Präsident insgesamt recht zufrieden. „Natürlich kann es immer optimiert werden, aber ich sehe auch im Rückblick keine großen Mängel im Krisenmanagement“, betonte Burger. (fp)
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Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
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