Stechmücken übertragen das West-Nil-Virus in Europa
24.08.2011
Das durch Stechmücken übertragene West-Nil-Fieber breitet sich verstärkt in Europa aus. Mehr als siebzig Jahre nach der Entdeckung der Krankheit im West-Nil-Distrikt von Uganda (1937) hat das Virus Europa erreicht und wie bereits im vergangenen Jahr in ost- beziehungsweise südosteuropäischen Ländern mehrere Personen infiziert, berichtet das Centrum für Reisemedizin (CRM).
Demnach wurden aus Albanien, Griechenland, Rumänien und Russland und insgesamt 56 Infektionen mit dem West-Nil-Virus gemeldet. Da die Erreger durch Stechmücken übertragen werden, sollten sich Reisende beim Aufenthalt in Ost- und Südosteuropa besonders vor den nachtaktiven Blutsaugern schützen, warnt der Wissenschaftliche Leiter des CRM, Dr. med. Tomas Jelinek. Dem Experten zufolge sind aufgrund der wachsenden Ausbreitung des West-Nil-Virus weiterhin zunehmende Erkrankungszahlen zu erwarten. Im Jahr 2010 erkrankten allein in Griechenland 257 Personen an dem West-Nil-Fieber und mehr als fünf Prozent der Patienten verstarben in Folge der Infektion.
Erneuter Anstieg der Infektionsrate befürchtet
Durch die verstärkte Ausbreitung des West-Nil-Virus in den ost- und südosteuropäischen Ländern, ist auch für dieses Jahr mit einem erneuten Anstieg der Infektionen zu rechnen, erklärte der Wissenschaftliche Leiter des CRM. Nach dem bereits im vergangenen Jahr eine deutliche Zunahme der Infektionen gegenüber den Vorjahren zu verzeichnen war, setzt sich der Trend den Angaben des CRM zufolge auch 2011 fort. Experten wie Thomas Jelinek „rechnen für diesen Sommer und den kommenden Herbst noch mit zahlreichen Infektionen.“ Wer eine Reise nach Ost- oder Südosteuropa plant, sollte daher einen ausreichenden Mückenschutz bedenken, um sich vor einer Infektion mit dem West-Nil-Virus zu schützen, warnt das CRM. Das gesundheitliche Risiko des West-Nil-Fiebers ist dabei keineswegs zu unterschätzen. Neben den grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Muskel- und Kopfschmerzen begleitet von Durchfall, Übelkeit und Erbrechen können bei besonders schwerem Krankheitsverlauf (etwa 0,7 Prozent der Infektionen) auch Gehirnentzündungen (Enzephalitis) und Hirnhautentzündung (Meningitis) auftreten. Denn das Virus ist dazu in der Lage, die Blut-Hirn-Schranke zu passieren. Als weitere Krankheitsmerkmale des West-Nil-Fiebers gelten außerdem geschwollene Lymphknoten und ein Hautausschlag an Brust, Rücken und Armen bei rund einem Drittel der Patienten. Insbesondere für ältere Menschen mit Vorerkrankungen, deren Immunsystem bereits geschwächt ist, ist eine Infektion mit dem West-Nil-Virus durchaus lebensbedrohlich.
Den Angaben des CRM zufolge treten die ersten Symptome des West-Nil-Fiebers meist drei bis sechs Tage nach der Infektion auf. Allerdings ist der Krankheitsverlauf bei lediglich rund einem Prozent der Infizierten so schwer, dass eine Behandlung notwendig wird, berichten die Experten. Die meisten Menschen erleiden demnach kaum gesundheitliche Beeinträchtigungen im Zuge der Infektion. Dies verdeutlicht jedoch auch, wie massiv sich das West-Nil-Virus in den ost- und südeuropäischen Ländern bereits ausgebreitet hat. Denn bei 56 bisher gemeldeten Erkrankungen könnte die Anzahl der tatsächlich Infizierten bereits deutlich mehr als 5.000 Personen umfassen. Eine wirksame Behandlung der Erkrankung ist bis heute nicht bekannt, doch da viele Patienten im Anschluss an eine West-Nil-Fieber-Infektion immun gegen den Erreger sind, gehen die Experten davon aus, dass sich mit jedem Krankheitsausbruch das Risiko einer Epidemie weiter verringert.
Das West-Nil-Virus hat sich in den letzten Jahrzehnten von Afrika aus bis nach Europa und Nordamerika ausgebreitet. Während dabei erst in den letzten Jahren verstärkt die Verbreitung des Virus in Europa ins Blickfeld der Experten gerückt ist, wurde der Erreger bereits 1999 bei Vögeln im Central Park in New York in den USA identifiziert. Zwischen 2002 und 2007 verstarben jährlich rund hundert Menschen in den USA an einer West-Nil-Fieber-Erkrankung. Seither ist die Zahl der Todesfälle auf etwa 50 pro Jahr gesunken. In Bezug auf die Verbreitungswege der Erreger berichteten die Experten, dass Zugvögel dem West-Nil-Virus oftmals als Reservoir dienen und Mücken die häufigsten Überträger sind. Vor allem die Mücken der Culex-Gattung und die Asiatische Tigermücke, welche Vögel und Menschen stechen, gelten dabei als Brückenvektoren, die eine Übertragung vom Tier auf den Mensch ermöglichen. Demnach ist ein effektiver Mückenschutz (Insektenschutzmittel und körperbedeckende Kleidung) die beste Methode sich vor einer Infektion mit dem West-Nil-Fieber zu schützen.
Der Wissenschaftliche Leiter des CRM empfielt Reisenden, „sich besonders in der Dämmerung und nachts vor Mücken zu schützen.“ Die Möglichkeit einer Schutzimpfung gegen das West-Nil-Fieber bestehe bisher nicht, doch wer seine Fenster und Schlafstätten mit Moskitonetzen sichert, kann das Risiko einer Erkrankung deutlich reduzieren, erläuterte Thomas Jelinek. Dem Experten zufolge sollten die Mückennetze dabei eine Lochgröße zwischen 1,2 und 1,5 Millimeter haben, um eine effektive Mückenabwehr bei gleichzeitig ausreichender Luftzirkulation zu gewährleisten. Bei Aufenthalt im Freien empfiehlt sich laut Jelinek vor allem in Regionen mit vielen Stechmücken das Tragen körperbedeckender Kleidung und das Auftragen von Mückenabwehrmittel auf die freien Hautstellen. (fp)
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Bild: Peashooter / pixelio.de
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