Vorhautverengungen (Phimosen)
Kinder- und Jugendärzte warnen: Bei Vorhautverengungen ist Vorsicht geboten. Ärzte warnen vor gewaltsamen Zurückziehen der Vorhaut bei Kindern und Erwachsenen.
03.12.2010
Vorhautverengungen (Phimosen) sind bei Jungen relativ weit verbreitet. Eltern sollten bei einer Phimose jedoch keinesfalls die Vorhaut gewaltsam zurückschieben, denn dadurch können kleine Verletzungen entstehen, die unangenehme Narben hinterließen, erklärte Hans-Jürgen Nentwich vom Vorstand des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).
Bei neugeborenen Jungen ist die sogenannte „physiologische Phimose“ entwicklungsbedingt eine durchaus natürliche Erscheinung. Zum Schutz vor schädlichen Umwelteinflüssen ist die Vorhaut bei der Geburt noch mit der Eichel verklebt. Rund 96 Prozent der neugeborenen Jungen weisen nach Einschätzung der Experten diese auch Präputialverklebung genannte Form der Phimose auf. Bis zum Schulalter geht die physiologischen Phimose im Zuge der Reifungsvorgänge bei fast allen Betroffenen zurück, so dass sich die Verklebung bei der Mehrzahl der Jungen bis zum Alter von 3 bis 5 Jahren auflöst.
Bei Symptomen einen Kinderarzt aufsuchen
Geht die Verklebung nicht von alleine zurück, kann dies dazu führen, dass sich eine Vorhautverengung bildet, die den Harnfluss behindert und zur Folge hat, dass die Vorhaut sich beim Urinieren aufbläht. Bei Beobachtung entsprechender Symptome sollten Eltern laut den Hinweisen des BVJK unbedingt einen Kinderarzt aufsuchen, der mit einer Kortisonbehandlung oder im schlimmsten Fall mit einem relativ kleinen chirurgischen Eingriff die Vorhautverengung beheben kann. Wird die Phimose nicht korrigiert, kann dies mit Eintreten in die Pubertät zu erheblichen Problemen führen, da die Vorhautverengung einen Blutstau im erigierten Penis auslösen kann. Die Eltern sollten jedoch die Vorhaut bei einer Phimose keinesfalls gewaltsam zurückschieben, da kleine Verletzungen und dementsprechende Narbenbildungen die Folge seien, warnte BVKJ-Vorstandsmitglied, Hans-Jürgen Nentwich.
Vorhautverengung zählt zu den häufigsten Ursachen für einen medizinischen Eingriff
Vorhautverengung zählen neben dem Leistenbruch und Hodenhochstand zu den häufigsten Ursachen für einen kinderchirurgischen Eingriff. Meist finden die entsprechenden Operationen zwischen dem vierten und sechsten Lebensjahr statt. Spätestens bis zur Pubertät sollte nach Angaben des BVKJ jedoch ein medizinischer Eingriff erfolgen, da mit beginnender Geschlechtsreife ernsthafte Komplikationen drohen. Phimosen können durch nachlassende Hautelastizität oder durch Narben von Verletzungen oder Entzündungen auch im späteren Lebensalter auftreten, wobei auch hier das Risiko nicht zu unterschätzen ist. Vor gewaltsamen Zurückziehen der Vorhaut sei auch bei Erwachsenen gewarnt. Denn in diesem Fall kann die Vorhaut die Durchblutung des Penis abschnüren, es kommt zur Störung des Blutabflusses und schmerzhaftem Anschwellen der Vorhaut und Eichel. Ohne medizinische Hilfe drohen nicht nur starke Schmerzen sondern auch der Verlust der Eichel.
Konservative Methode in der Behandlung zunächst bevorzugen
Zur Behandlung von Phimosen bieten sich die sogenannte konservative Methode oder chirurgische Eingriffe an, wobei nach Ansicht der Experten die konservative Methode in jedem Fall einer Operation vorzuziehen ist. So wird bei der konservativen Behandlung versucht, die Vorhautverengung durch leichte Massagen, Dehnung und vorsichtiges, schmerzfreies Verschieben der Vorhaut unter Aufbringung kortisonhaltiger Salben, zu lösen. Bei korrekter Durchführung über einen längeren Zeitraum kann mit dieser Methode, die Phimose relativ effektiv und ohne Nebenwirkungen behandelt werden (50 bis 70 Prozent Behandlungserfolg laut der Deutschen Gesellschaft für Urologie). Sollte sich im Zuge der konservativen Behandlung die Phimose nicht zurückbilden, bleibt den Ärzten nur ein chirurgischer Eingriff um die Vorhautverengung zu beheben. (fp)
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