Niedersachsen: 142 Tote durch multiresistente Keime
23.02.2014
Seit Meldebeginn 2009 werden in Niedersachsen 142 Todesfälle auf Infektionen mit multiresistenten sogenannten MRSA-Keimen zurückgeführt. Dies geht aus Angaben des Landesgesundheitsamtes Niedersachsen (NLGA) hervor. Allein im vergangenen Jahr wurden 528 MRSA-Infektionen nachgewiesen.
Meldepflicht in Niedersachsen seit 2009
In Niedersachsen werden seit dem Meldebeginn 2009 insgesamt 142 Todesfälle auf Infektionen mit multiresistenten sogenannten MRSA-Keimen zurückgeführt. Dies berichtete die „Neue Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) unter Berufung auf Angaben des Landesgesundheitsamtes Niedersachsen (NLGA). Demnach wurden seit Einführung der Meldepflicht für MRSA Mitte 2009 insgesamt 2.114 Infektionen an das Landesgesundheitsamt Hannover gemeldet. Dem Bericht zufolge wurden allein 2013 in Niedersachsen 528 MRSA-Infektionen und 26 Todesfälle nachgewiesen.
Zwei Drittel der Erkrankten über 70 Jahre
MRSA sind Staphylokokken-Erreger, die gegen sämtliche gängigen marktverfügbaren Beta-Lactam-Antibiotika wie zum Beispiel Penicillin resistent sind und nur noch auf die Behandlung mit sogenannten „Reserve-Antibiotika“ ansprechen. Erhöhte Gefahr besteht für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. Bei einer Infektion kann es zu unterschiedlichen Symptomen wie Entzündungen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen oder Blutvergiftung kommen. MRSA sind insbesondere in Krankenhäusern, Reha-Einrichtungen und Pflegeheimen relativ weit verbreitet und hier zugleich ein erhebliches Problem. Besonders gefährlich sind die Keime für ältere Menschen. So seien im vergangenen Jahr zwei Drittel der Erkrankten 70 Jahre oder älter gewesen. Beim NLGA wird die Resistenzentwicklung von Bakterien beobachtet.
Trend wird sich weiter fortsetzen
Dem Bericht zufolge ist zwar der Anteil resistenter Keime bei einigen Erregern wie etwa dem bekannten MRSA leicht rückläufig, doch seit einigen Jahren steige die Zahl der gegen mehrere Antibiotika resistenten Darmbakterien deutlich an. „Ich gehe davon aus, dass sich dieser Trend weiter fortsetzen wird“, so Matthias Pulz, Leiter des NLGA gegenüber der NOZ. Der Experte forderte zusätzliche Anstrengungen für bessere Hygiene in Krankenhäusern sowie eine gezieltere Verschreibung von Antibiotika. In diesem Zusammenhang kritisierten die Behörden den unsachgemäßen Einsatz von Antibiotika, welcher die Entwicklung von Resistenzen bei Krankheitserregern begünstigt.
Es werden zu viele Antibiotika verordnet
Der Leiter des Osnabrücker Gesundheitsdienstes, Gerhard Bojara, sagte gegenüber der NOZ: „Wenn wir nicht bald umdenken, bekommen wir das Problem nicht mehr in den Griff.“ Dabei ist dem Experten besonders die Verschreibungspraxis von Antibiotika im ambulanten Bereich ein Dorn im Auge: „Es werden viel zu viele Antibiotika verordnet. Gerade in der Winterzeit werden virale Erkältungskrankheiten fälschlicherweise mit Antibiotika behandelt. Das ist ein allgemeines Ausbildungsproblem in der deutschen Ärzteschaft“, so Bojara.
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Bild: Matthias M, Wikipedia
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