Blutgruppe beeinflusst laut einer Studie das Risiko für die Entstehung eines Herzinfarktes
15.08.2012
Bislang galt in erster Linie ein ungesunder Lebensstil als Risikofaktor für einen Herzinfarkt. Diabetes, Bluthochdruck und familiärer Vorbelastung sowie beeinflussbare Faktoren, zu denen fettreiches Ernährung, Übergewicht, Bewegungsmangel und Nikotin gehören, haben laut US-amerikanischer Wissenschaftler ebenso Einfluss auf die Entstehung von Erkrankungen der Herzkranzgefäße wie die Blutgruppe. Demnach haben Menschen mit der Blutgruppe AB das größte Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden.
Wie sich die Blutgruppe im Einzelnen auf koronare Herzerkrankungen auswirkt, ist bisher noch weitgehend unbekannt. Im Fachmagazin „Arteriosclerosis, Thrombosis and Vascular Biology" berichten die Forscher, dass bei der Blutgruppe AB jedoch auch eine erhöhte Neigung zu Entzündungen besteht.
Erhöhtes Risiko für Herzinfarkt bei Blutgruppe AB
Ein Team US-amerikanischer Wissenschaftler analysierte die Daten von rund 90.000 Menschen hinsichtlich eines Zusammenhangs zwischen Herzinfarkten und der Blutgruppe. Die Untersuchung ergab, dass Träger der seltenen Blutgruppe AB das höchste Risiko für eine Verstopfung der Herzkranzgefäße haben, während die Blutgruppe 0 eine um 23 Prozent geringere Gefährdung aufweist. Menschen mit den Blutgruppen A und B seien ebenfalls mit fünf beziehungsweise elf Prozent stärker gefährdet als die Blutgruppe 0.
Wie es zu diesen Unterschieden kommt, ist bislang noch unklar. Es seien jedoch bestimmte blutgruppenspezifische Unterschiede aufgefallen wie die Entzündungsanfälligkeit und der Cholesterinspiegel, berichten die Wissenschaftler. „Ein Mensch kann seine Blutgruppe zwar nicht ändern, aber unsere Ergebnisse könnten dazu beitragen, dass wir in Zukunft besser verstehen, wer ein höheres Risiko für einen Herzinfarkt hat", erklärt Lu Qi von der Harvard School of Public Health in Boston, Leiter der Studie. Sei das eigene Risiko aufgrund der Blutgruppe bekannt, könne der Erkrankung entsprechend vorgebeugt werden. Dazu gehöre ein ungesunde Ernährung und viel Bewegung.
Kontext von Herzinfarkt und Blutgruppe an 90.000 Menschen untersucht
Wie die Wissenschaftler schreiben, werteten sie die Daten zum Gesundheitszustand und Lebensstil von fast 90.000 Menschen aus, darunter 62.073 Frauen und 27.428 Männer. Die Teilnehmer waren zwischen 30 und 75 Jahre alt als die Studie begann und wurden über 20 Jahre begleitet. Die Datengrundlage lieferten die US-amerikanische „Nurses Health Studie“ sowie die „Health Professionals“ Studie.
Bei der Auswertung untersuchten die Wissenschaftler, wie hoch die Zahl der Herzinfarkte innerhalb der einzelnen Blutgruppen war und analysierten die Unterschiede. Dabei berücksichtigten sie auch den Lebensstil der Studienteilnehmer wie Ernährung, Rauchen, Alter und Gewicht. Demnach trägt die Blutgruppe 0 das geringste Risiko für eine koronare Herzerkrankung. Laut Angaben des Deutschen Roten Kreuzes tragen in Deutschland 41 Prozent der Bevölkerung diese Blutgruppe. Um fünf beziehungsweise elf Prozent stärker gefährdet seien laut Forschern die Blutgruppen A und B. Das größte Risiko haben jedoch Menschen mit der seltenen Blutgruppe AB. Ihre Gefährdung für eine Verstopfung der Herzkranzgefäße ist demnach 23 Prozent höher als die der Blutgruppe 0. Nur fünf Prozent der Deutschen haben die Blutgruppe AB.
Blutgruppe 0 mit geringstem Risiko für Herzinfarkt
Warum es zu den Blutgruppen-spezifischen Unterschieden bei der Gefährdung für Herzinfarkte kommt, können die Wissenschaftler bislang nicht erklären. Es sei jedoch aufgefallen, dass bei der Blutgruppe A häufig ein leicht erhöhter Wert des sogenannten Low-Density-Cholesterins (LDL-Cholesterin) festgestellt wurde, das Arteriosklerose fördere. Zudem wurde bei der Blutgruppe AB eine verstärkte Neigung zu Entzündungen beobachtet. Die mit dem geringsten Risiko für Herzinfarkte behaftete Blutgruppe 0 enthalte darüber hinaus mehr von einer Substanz, die den Blutfluss erleichtere und Verklumpungen verhindere. „Die Biologie der Blutgruppen ist sehr kompliziert, daher könnten mehrere Prozesse im Spiel sein", berichtet Qi. Es seien weitere Studien nötig, „um die biologische Ursache für die Unterschiede zu ermitteln“. Sollte sich die unterschiedliche Gefährdung bestätigen, könne es hilfreich sein, seine Blutgruppe zu kennen. „Denn dann könnte es sein, dass Menschen mit verschiedenen Blutgruppen auch ganz unterschiedlich beispielsweise auf eine Umstellung der Ernährung reagieren“, so der Studienleiter.
Herzinfarkt eine der häufigsten Todesursachen in Industrieländern
Herzinfarkte gehören noch immer zu den der häufigsten Todesursachen in Industrieländern. In Deutschlanden erleiden jährlich rund 250.000 Menschen einen Herzinfarkt, von denen etwa jeder Vierte an den direkten Folgen stirbt. Aufgrund von Durchblutungsstörungen, die in der Regel durch Blutgerinnsel in einer Engstelle der Herzkranzgefäße verursacht werden, kommt es zum Absterben von Teilen des Herzmuskels. Dabei handelt es sich um eine akute Notsituation, in der die ersten Minuten von entscheidender Bedeutung sind. Nur durch eine schnellst möglich einsetzende Herz-Lungen-Wiederbelebung können der Tod oder schwere Schäden durch eine Sauerstoffunterversorgung des Gehirns verhindert werden.
Untersuchungen haben gezeigt, dass bei etwa der Hälfte der an einem Infarkt verstorbenen Menschen der Tod bereits innerhalb der ersten 15 Minuten eintrat. Die Prognose nach einem Herzinfarkt hängt im Wesentlichen davon ab, ob begünstigende Risikofaktoren weiterhin bestehen und wie viel Herzmuskelgewebe betroffen ist. (ag)
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