Blutgruppe beeinflusst das Risiko für bestimmte Krankheiten
23.02.2015
Viele Menschen hierzulande wissen nicht, welche Blutgruppe sie haben. Eigentlich wäre es ganz einfach, diese feststellen zu lassen: Zum Beispiel bei einer Blutspende beim Roten Kreuz. Dann wüsste man mitunter auch mehr über persönliche Gesundheitsgefahren, denn wie Studien zeigen, beeinflusst die Blutgruppe das Risiko für bestimmte Krankheiten.
Blutgruppe beeinflusst Erkrankungsrisiko
In den vergangenen Jahren haben verschiedene wissenschaftliche Studien belegen können, dass die Blutgruppe eines Menschen das Risiko für bestimmte Krankheiten beeinflusst. So berichteten etwa Forscher der Universität Greifswald im letzten Jahr, dass Träger der Blutgruppe B gegenüber den Trägern der Blutgruppe Null ein 2,5-fach erhöhtes Risiko für Bauchspeicheldrüsenentzündung haben. Doch auch bei der Gefahr für Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Magenschleimhautentzündung (Gastritis) spielt die Blutgruppe eine Rolle. In einem aktuellen Beitrag beschäftigt sich die „Welt“ mit dem Thema.
Mit Blutgruppe Null bessere Überlebenschancen bei einer Malariainfektion
Wie die Zeitung erklärt, gibt es vier Haupt-Typen von Blut: A und B, AB und Null. Es gibt nur wenig gesicherte Hinweise zur Entstehung der verschiedenen Blutgruppen. Offenbar hat ein gewisser Selektionsvorteil dazu beigetragen, das sich in verschiedenen Teilen der Welt verschiedene Blutgruppen herausgebildet haben. Markus Lerch, Professor für Innere Medizin an der Universität Greifswald, vermutet, dass Bakterien und Viren einen „Selektionsdruck“ ausübten. So ist etwa die Blutgruppe Null in Afrika besonders häufig. Es zeigte sich, dass Menschen mit diesem Bluttyp bei einer Malariainfektion bessere Überlebenschancen haben. Auf der anderen Seite sind sie jedoch anfälliger für Infektionen von Magen und Darm.
Infektionskrankheiten bestimmten den Evolutionsverlauf
Gegen die Pest sind hingegen Träger der Blutgruppen A, B oder AB besser gerüstet. Wie die Zeitung weiter schreibt, bestimmten Infektionskrankheiten, die jahrhundertelang viele Menschen in der Kindheit oder im jungen Erwachsenenalter töteten, den Verlauf der Evolution. Wenn eine bestimmte Blutgruppe einen besseren Schutz gegen eine Krankheit bot, konnten ihre Träger sie weiter vererben. Doch auch wenn eine Blutgruppe möglicherweise vor dem frühen Pesttod schützte, wirkten sich ihre Antigene im Lauf des Lebens ungünstig auf andere Prozesse im Körper aus. Daher kann es heute Nachteile mit sich bringen, was damals einen evolutionären Vorteil brachte. „Das hat damit zu tun, dass wir heute deutlich älter werden“, so Lerch. Früher bekamen die Menschen ihre Kinder zwischen dem 15. und dem 25. Lebensjahr, chronische Krankheiten und andere Leiden treten aber meist später im Leben auf.
Demenz im Alter wahrscheinlicher mit Blutgruppe AB
Verschiedene Untersuchungen belegen, dass die Blutgruppe einen Einfluss auf Erkrankungen haben kann. So hat etwa eine Studie der University of Vermont, USA, einen deutlichen Zusammenhang zwischen Blutgruppe und Gedächtnisverlust im Alter festgestellt. Bei der Auswertung von Gesundheitsdaten von über 30.000 US-Amerikanern, die 45 Jahre oder älter waren und vier Jahre lang beobachtet wurden, stellte das Team um die Medizinerin Kristine Alexander fest, dass der Gedächtnisverlust besonders oft die Träger der Blutgruppe AB traf. Laut der Studie liegt die Wahrscheinlichkeit, dass sie dement werden, um 80 Prozent höher als bei Trägern der Blutgruppe Null, die besonders selten erkrankten.
Herzerkrankungen auf ungünstige Blutgruppe zurückzuführen
Die Professorin für Innere Medizin an der Universität Wien, Renate Heinz, befasst sich ebenfalls mit dem Zusammenhang zwischen den Blutgruppen und chronischen Erkrankungen des Menschen. Sie erläuterte, dass man aus der Kardiologie wisse, dass für Träger der Blutgruppen A, B und AB eine höhere Wahrscheinlichkeit besteht, Gefäßkrankheiten zu bekommen. So sind nach Angaben des Verbands Deutscher Kardiologen sechs Prozent aller Herzerkrankungen auf eine ungünstige Blutgruppe zurückzuführen. Dies deshalb, weil sich in dem Blut der Gruppen A, B und AB mehr Gerinnungsfaktoren finden. Es handelt sich dabei um Eiweiße, die blutstillend wirken, wenn Blutgefäße verletzt werden, indem sie sich mit den Blutplättchen und der Gefäßwand verbinden. Daher schließen sich Wunden schneller, wenn man mehr Gerinnungsfaktoren im Blut hat. Andererseits verklumpt das Blut leichter, weswegen sich auch leichter Thrombosen bilden.
„Blutgruppen-Medikamente“ gibt es nicht
In anderen Untersuchungen konnte zudem festgestellt werden, dass das Risiko für chronische Magenschleimhautentzündungen (Gastritis) mit der Blutgruppe Null steigt. Und einer Studie der Harvard School of Public Health in Boston zufolge haben Menschen mit der Blutgruppe AB das größte Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden. Ist es also sinnvoll, seine Blutgruppe zu kennen, um die Gefahr für die jeweiligen Erkrankungen besser einschätzen zu können? Markus Lerch erklärte, dass keine Blutgruppe bisher „absolut eindeutig“ als ein Risiko für eine bestimmte Krankheit identifiziert sei. Allerdings könne die Blutgruppe Hinweise auf Prozesse im Körper liefern. Ihre Merkmale wirken sich zufolge auf alle Körperzellen aus, auch wenn Mediziner noch daran forschen, wie genau und in welchem Umfang. „Blutgruppen-Medikamente“ gibt es demnach bislang nicht. (ad)
Bild: Andrea Damm / pixelio.de
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