Brustkrebs: Gute Betreuung in Brustzentren
05.12.2011
Dank der verbesserten Früherkennung ist Brustkrebs heute nicht unbedingt ein Todesurteil für Frauen. Das Robert-Koch-Institut berichtet von etwa 57.000 Neuerkrankungen und circa 18.000 Todesfällen pro Jahr. 90 Prozent der Betroffenen lassen sich in zertifizierten Brustzentren behandeln. Ein Benchmarking-Bericht der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) und der Deutschen Gesellschaft für Senologie (DGS) zeigt, dass die Qualität der Therapie in zertifizierten Brustzentren sehr gut ist. Selbsthilfegruppen bemängeln jedoch, dass es an einer ausreichenden psychosozialen Betreuung der Frauen fehle.
Was sind zertifizierte Brustzentren?
Brustzentren sind spezielle Abteilungen in Krankenhäusern oder Zusammenschlüsse von Einrichtungen, in denen die Diagnose und Therapie von Erkrankungen der weiblichen Brust – in selteneren Fällen auch der männlichen Brust – durchgeführt werden. In erster Linie handelt es sich um Brustkrebsvorsorgen, wie zum Beispiel Mammografien, und Behandlungen von Brustkrebserkrankungen. Dabei arbeiten Onkologie, Gynäkologie, Radiologie, Hämatologie und weitere Fachbereiche eng miteinander zusammen. Von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) und der Deutschen Gesellschaft für Senologie (DGS) zertifizierte Brustzentren sollen sicherstellen, dass Betroffene hier nach dem neusten Stand der Wissenschaft behandelt werden. Sie unterliegen strengen Vorgaben.
In den Brustzentren wird auch das Brustkrebs-Screening durchgeführt, das für Frauen zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr alle zwei Jahre kostenlos durchgeführt werden kann. Bei der Mammografie können schon kleine, nicht ertastbare Veränderungen in der Brust festgestellt werden. Je früher eine Brustkrebs-Diagnose gestellt wird, desto größer sind in der Regel die Heilungschancen.
205 Brustzentren gewährleisten fast flächendeckende Versorgung in Deutschland
In Deutschlang gibt es 205 Brustzentren an 262 Standorten, die ein Qualitätssiegel der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) und der Deutschen Gesellschaft für Senologie (DGS) erhalten haben. Für den Benchmarking-Bericht der beiden Fachverbände wurden Daten von etwa 50.000 Patientinnen in Brustzentren an 246 Standorten in Deutschland ausgewertet. Ergänzt wurde die Datenauswertung durch eine Befragung von über 7000 Patientinnen, die 2010 in zertifizierten Brustzentren behandelt wurden. 95 Prozent der Befragten gaben an, das Gefühl zu haben, sich auf ihren Arzt verlassen zu können.
Professor Rolf Kreienberg, Vorsitzender der Zertifizierungskommission der DKG, berichtet, das zertifizierte Brustzentren über konkrete Leitlinien für eine standardisierte Krebstherapie verfügen. Onkologen, Chirurgen und Strahlentherapeuten arbeiten in den Brustzentren häufig Hand in Hand, so dass ein besseres Behandlungsergebnis für die Betroffenen erreicht werden kann.
Zertifizierte Brustzentren erfüllen ihre Soll-Kriterien
Anhand des kürzlich vorgestellten Benchmarking-Berichts der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) und der Deutschen Gesellschaft für Senologie (DGS) wird die hohe Qualität der Brustzentren deutlich. Kreienberg führt als Beispiel die Sollvorgaben für die Behandlung von Patientinnen mit positivem Lymphknotenbefall an: In den zertifizierten Brustzentren wurden 86,5 Prozent der Betroffenen mit einer Chemotherapie behandelt. Die Leitlinien geben aber nur 60 Prozent vor, so dass diese Sollvorgabe mehr als erfüllt wird. „Wir freuen uns sehr darüber, dass die Vorgaben, die wir anhand der Leitlinien definiert haben, im Mittel erreicht oder sogar übertroffen wurden“, erklärt der Vorsitzende der Zertifizierungskommission der DKG. In 13,5 Prozent der Fälle besteht allerdings Nachbesserungsbedarf.
Anhand der Leitlinien und Sollvorgaben können auch Mängel aufgedeckt werden, die die Brustzentren dann innerhalb von drei Monaten bis einem Jahre beheben müssen, um ihr Qualitätssiegel zu behalten. Dabei kommt es auf den Schweregrad der Mängel an. Bei schwerwiegenden Mängeln kann das Qualitätssiegel entzogen werden.
Selbsthilfegruppen kritisieren frühe Entlassung und mangelnde psychosoziale Betreuung
Aus dem Bericht geht jedoch auch hervor, dass es noch Verbesserungspotential gibt. In den Brustzentren wird beispielsweise die Bereitstellung von Informationen sehr unterschiedlich gehandhabt. Weiterhin kann die Einbeziehung von Patientinnen in die Behandlung verbessert werden, berichtet die DKG. „Aus Gesprächen mit den Patientinnen wissen wir, dass im Krankenhaus oft die Zeit für das informierende Gespräch fehlt, besonders dann wenn es um Fragen zur psychosozialen oder psychoonkologischen Unterstützung geht“, erklärt Karin Meißler, stellvertretende Vorsitzende der Frauenselbsthilfe nach Krebs e.V.
Professor Holger Pfaff vom Institut für Medizinsoziologie der Universität Köln berichtet: „Es gibt zum Beispiel deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Zentren.“ Bei der Entlassung der Patientinnen und der Weiterführung der Behandlung in der Arztpraxis könne man in einigen Brustzentren noch Verbesserungen erreichen. Viele Patientinnen werden bereits einen Tag nach der brusterhaltenden Operation aus der Klinik entlassen. Die Patientinnen bleiben mit ihren Fragen allein und erfahren keine ausreichende psychosoziale Betreuung. (ag)
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