Burn-Out-Patienten sprechen im Arbeitsumfeld nicht über ihre Krankheit
08.07.2011
Viele Patienten mit Burn-Out-Syndrom verschweigen ihre Probleme auf der Arbeit. Das Meinungsforschungsinstitut Innofact hat in einer repräsentativen Umfrage herausgefunden, dass 40 Prozent der Burn-Out-Patienten im beruflichem Umfeld nicht über ihre psychischen Leiden sprechen.
Fast die Hälfte der Burn-Out-Patienten sprechen demnach weder mit Kollegen noch mit dem Vorgesetzten über ihre psychischen Probleme. Zwar kehrt ein Großteil nach dem überstandenen Burn-Out wieder auf den alten Posten zurück, doch die psychischen Schwierigkeiten der Betroffenen werden im beruflichen kaum thematisiert. Jeder sechste Burn-Out-Patient wechselt aufgrund der zu hohen psychischen Belastungen seinen Arbeitsplatz, so das Ergebnis der aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Innofact.
Viele Burn-Out-Patienten sprechen nicht über ihre Probleme
Das Meinungsforschungsinstitut Innofact hat im Auftrag der Zeitarbeitsfirma Randstad 627 Burn-Out-Patienten zu dem Umgang mit ihren psychischen Problemen befragt. Dabei stellten die Forscher fest, dass 40 Prozent der Burn-Out-Patienten im beruflichen Umfeld nicht über ihre psychischen Probleme sprechen – weder mit Kollegen noch mit Vorgesetzten. Offenbar fällt es den Betroffenen besonders schwer auf der Arbeit über die eigenen psychischen Leiden zu sprechen. Dabei spielt die Angst vor den Reaktion sicher eine nicht unerhebliche Rolle, doch wer seine Schwierigkeiten offen kommuniziert, kann auch auf Unterstützung hoffen. So gaben knapp 25 Prozent der Befragten Burn-Out-Patienten an, dass ihre Kollegen bei offenen Gesprächen über die psychischen Probleme positiv reagiert hätten und Hilfsangebote zur Unterstützung machten. Insgesamt sind 71 Prozent der Befragten nach überstandenem Burn-Out-Syndrom wieder in ihre frühere Position im Unternehmen zurückgekehrt, unabhängig davon, ob sie vorher mit ihren Kollegen über ihre Leiden gesprochen haben oder nicht, so das Ergebnis der aktuellen Studie. Allerdings haben mehr als ein Sechstel (17,2 Prozent) der Burn-Out-Patienten ihre alte Firma verlassen. Weitere 11 Prozent haben sich ein neues Aufgabenfeld gesucht.
Leistungsdruck auf der Arbeit Risikofaktor für Burn-Out
Das Burn-Out-Syndrom ist in der stark leistungsorientierten Arbeitswelt ein wachsendes Problem. Immer mehr Berufstätige fühlen sich dem psychischen Druck nicht mehr gewachsen. Der Präsident des Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Dr. Wolfgang Senf erklärte im März dieses Jahres, dass „die Forschung zum Burnout vor allem arbeitsorganisatorische Rahmenbedingungen zu den Risiken für die chronische Erschöpfung“ benennt. Individuelle Gründe spielen nach Aussage des Experten nur eine untergeordnete Rolle. „Zur totalen Erschöpfung kommt es schließlich, wenn Menschen ihren arbeitsbedingten Ressourcen- und Energieverbrauch nicht mehr auffüllen können“, erklärte Dr. Senf. Insbesondere die sehr engagierten Mitarbeiter unterliegen dabei nach Aussage des Fachmanns einem besonders hohen Burn-Out-Risiko. Gute Arbeitsleistungen werden „gewissermaßen zum Risiko“, denn wer seine Arbeit ordentlich erledigt, werde oftmals mit weiteren zum Teil schwierigen Aufgaben überhäuft, betonte Dr. Senf. Dies habe unweigerlich eine Überlastung und demnach häufig eine schwerwiegende psychische, organische und geistige Erschöpfung der bis dahin gesunden Menschen zur Folge.
Symptome des Burn-Out-Syndroms
Als erste Anzeichen eines möglichen Burn-Out-Syndroms sind laut Aussage der Experten körperliche, geistige und emotionale Erschöpfungszustände zu werten. Die Betroffenen leiden unter einer zunehmende Antriebsschwäche, leiden häufig unter Stress oder gereizt und kommen kaum noch zur Ruhe bzw. können nicht mehr abschalten. Parallel treten relativ häufig Schlafstörungen, chronische Müdigkeit und eine Art innerer Unruhe auf, erläuterten die Spezialisten auf dem Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Mitte März. Die Folge können auch vermehrte psychosomatische Beschwerden sein, betonte Dr. Senf. Der Fachmann verwies auch darauf, dass die Betroffenen möglichst schon im Frühstadium eine professionelle Unterstützung in Form von Supervision und Psychotherapie benötigen. Darüber hinaus sollten weitere Behandlungsmöglichkeiten individuell auf die Patienten abgestimmt werden, betonte Dr. Senf. Laut Aussage des Experten würde es oft schon ausreichen, wenn die Betroffenen den Aufgabenbereich oder den Arbeitsplatz wechseln, ansonsten seien auch Kuren und eine längere Erholungsphase zu empfehlen. (fp)
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Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
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