Flugangstseminare helfen den Betroffenen
21.12.2014
Flugangst (Aviophobie) ist für viele Reisende eine erhebliches Problem. Sobald sie eine Flugreise antreten, zeigen sich Beschwerden wie Herzrasen, Zittern, Atemnot, Übelkeit und Erbrechen. Viele Betroffenen meiden daher Flugreisen komplett. Doch können spezielle Seminare durchaus gegen die Flugangst helfen. Einige Fluggesellschaften beteiligen sich an solchen Seminarangeboten, die den Reisenden ein entspanntes , beschwerdefreies Fliegen ermöglichen sollen.
Viele Betroffene haben gelernt die Flugangst zu überwinden und sind heute mitunter selbst begeisterte Flieger. So berichtet die Nachrichtenagentur „dpa“ von dem Notarzt Thomas Schulz vom Martin-Luther Krankenhaus in Berlin, der früher unter massiver Flugangst litt und heute in der Freizeit begeisterter Hobbypilot sowie Gleitschirmflieger sei. „Angst ist ein Informationsdefizit. Es ist die Ungewissheit dessen, was passieren könnte“, erläutert Thomas Schulz das Phänomen der Flugangst. Eine Auseinandersetzung mit dem Thema Fliegen und die Behebung des Informationsdefizits könne demnach der Flugangst theoretisch, aber in den meisten Fällen auch praktisch, entgegenwirken.
Betroffenen müssen sich der Flugangst stellen
An dem Informationsdefizit der Betroffenen setzten auch die meisten Flugangstseminare an. Sie bieten neben den Informationen zur Flugzeugtechnik allerdings auch Aufklärung über die Entstehung der Ängste und geben den Betroffenen Strategien für deren Bewältigung an die Hand. Wie effizient die Seminare sind, hat unter anderem die Stiftung Warentest getestet. Dabei schnitten einige Anbieter durchaus überzeugend ab. Doch „wer die Angst bewältigen will, muss sich ihr stellen und nach psycho logischer Vorbereitung tatsäch lich fliegen“, wird Dr. Andreas Mühl berger, Psycho loge an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, von der „Stiftung Warentest“ zitiert. Wie verbreitet die Aviophobie tatsächlich ist, macht die Stiftung mit dem Hinweis auf eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach deutlich, derzufolge 16 Prozent der Deutschen an Flugangst leiden und 22 Prozent sich beim Fliegen unbehaglich fühlen. Mehr als ein Drittel der Deutschen steigt demnach mit eine unguten Gefühl ins Flugzeug und dies, obwohl das Flugzeug eines der sichersten Verkehrsmittel der Welt ist.
Atemübungen und Entspannungstechniken gegen Flugangst
Wesentlicher Bestandteil der Flugangstseminare ist in der Regel die Vermittlung von Strategien zur Angstbewältigung. Hier werden Atemübungen und Entspannungstechniken erlernt, mit denen die typische Reaktionen des Körpers kontrolliert werden sollen. Als besonders geeignet bei Flugangst-Patienten gilt dabei die Progressive Muskelrelaxation. Auch Autogenes Training kann den Betroffenen helfen, aufkommende negative Gedanken und Ängste aus dem Kopf zu verdrängen. Einige der Seminare umfassen neben den Übungen und Informationen zudem einen Flug. Die Psychologin Karin Bonner, welche entsprechende Seminare bei der Lufthansa anbietet, erklärte in der „dpa“-Mitteilung, dass es auch wichtig sei, den Stress vor Antritt der Flugreise zu minimieren und während des Fluges für Ablenkung zu sorgen. Hier würden sich Gespräche mit den Sitznachbarn, Bücher oder Musik anbieten. Auch könne es helfen, mit dem Bordpersonal über die eigenen Ängste zu sprechen.
Platzwahl im Flugzeug beachten
Die Platzwahl kann für Flugangst-Patienten laut Aussage der Expertin ebenfalls von Bedeutung sein. So würden Passagiere, die mitsteuern möchten, den Fensterplatz bevorzugen, der Gast mit Panikattacken indes eher den Gangplatz, erläutert die Seminarleiterin. „Fakt ist, dass es in der Mitte etwas weniger wackelt, da dort der Schwerpunkt des Flugzeugs ist“, zitiert die „dpa“ die Expertin. Zudem sollten sich die Betroffenen selbst konkret fragen, wovor sie beim Fliegen eigentlich Angst haben. „Häufig ist es nicht der gesamte Flug, sondern nur Teilbereiche wie Start und Turbulenzen“, so Karin Bonner weiter. Hier sei es ratsam, sich gezielt über den Bereich realistisches Wissen anzueignen und in kurzen Sätzen auf Karteikarten festzuhalten. Diese können sich die Betroffenen dann während des Fluges zur Beruhigung durchlesen. (fp)
Bild: Rainer Brückner / pixelio.de
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