Dunkelheit während der Nacht schützt vor Depressionen
24.07.2012
Dunkelheit während der Nacht hat eine vorbeugende Wirkung gegenüber Depressionen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von US-Forschern der Ohio State University in Columbus. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die künstliche Beleuchtung während der Nacht indes auf die Psyche einen äußerst ungünstigen Effekt hat.
Im Versuch mit Hamstern konnten die US-Forscher um Dr. Randy Nelson vom Institut für Neurowissenschaften an der Ohio State University belegen, dass die künstliche Beleuchtung während der Nacht das Risiko von Depressionen deutlich erhöht, umgekehrt die Dunkelheit jedoch Depressionen vorbeugen und diese sogar lindern kann.
Versuche mit Hamstern zeigen negative Wirkung der nächtlichen Beleuchtung
„Die Exposition gegenüber künstlicher Beleuchtung in der Nacht ist in den letzten 50 Jahren stark gestiegen, was zeitlich mit steigenden Raten von Depression“ verbunden war, begründen die US-Wissenschaftler im Fachmagazin „Molecular Psychiatry“ den Ansatz ihrer Forschungen. Im Rahmen ihrer Studie ließen Dr. Nelson und Kollegen weibliche Sibirische Hamster vier Wochen lang ausschließlich bei Dämmerlicht schlafen. Um hormonelle Effekte auszuschließen, wurden den Hamster-Weibchen vor dem Versuch die Eierstöcke entfernt. Ein Gruppe der Tiere wurde für vier Wochen tagsüber 16 Stunden lang hellem Licht von 150 Lux Stärke und Nachts acht Stunden lang Dämmerlicht von fünf Lux ausgesetzt, was in etwa dem Licht entspricht, das ein Fernseher in einen dunklen Raum abgibt. Nach den ersten vier Wochen Versuchslaufzeit, schliefen die Hamster wieder eine, zwei oder vier Wochen bei Dunkelheit. Als Kontrollgruppe dienten Hamster, die acht Wochen lang in einem normalen Tag-Nacht-Rhythmus von 16 Stunden bei 150 Lux Lichtstärke und acht Stunden Dunkelheit lebten.
Nächtliche Beleuchtung macht Hamster depressiv
Während bei den Hamstern mit üblichem Tag-Nacht-Rhythmus keinerlei Anzeichen auf psychische Beschwerden festzustellen waren, zeigten die Tiere, welche Nachts bei Dämmerlicht schliefen, nach den ersten vier Wochen eindeutig depressionsähnliche Symptome, schreiben Dr. Nelson und Kollegen. Die Hamster-Weibchen waren weniger aktiv und zeigten zudem ein geringeres Interesse an Zuckerwasser, was bei den Tieren als depressives Verhalten bewertet wird, so die Aussage der US-Forscher. Schliefen die Hamster anschließend wieder in Dunkelheit, gingen die depressiven Symptome nach zwei Wochen bei normalem Tag-Nachtrhythmus zurück. Die Tiere zeigten wieder die übliche Lebensfreude und einen entsprechenden Appetit auf Zuckerwasser. Entscheidend für den Effekt des nächtlichen Dämmerlichts auf die Psyche war nach Ansicht der Wissenschaftler der sogenannte Tumor-Nekrosefaktor. Bei nächtlicher Beleuchtung werde dieses Molekül vermehrt ausgeschüttet und bewirke im Gehirn die Entwicklung der depressiven Symptome, berichten Dr. Nelson und Kollegen.
Dämmerlicht während der Nacht Ursache verschiedener Erkrankungen
Aus früheren Studien war bereits bekannt, dass „die chronische Exposition gegenüber nächtlicher Beleuchtung mit einem erhöhten Risiko von Brustkrebs, Übergewicht und Stimmungsschwankungen verbunden“ ist, berichten die US-Wissenschaftler im Fachjournal „Molecular Psychiatry“. Allerdings war bisher unklar, auf welche Weise das Dämmerlicht die Psyche beeinflusst. Bei den Versuchen mit Hamstern haben sich nun erste Hinweise auf die negative Wirkung der nächtlichen Beleuchtung ergeben. Die Forscher vermuten, dass beim Menschen vergleichbare Effekte des Dämmerlichtes wie bei den Hamstern zu erwarten sind. Ein laufender Fernseher, die Beleuchtung des Wecker oder eine Straßenlaterne, die ins Schlafzimmer scheint, würden demnach das Risiko von Depressionen deutlich erhöhen.
Dunkelheit zur Linderung von Depressionen
Erfreulicherweise lässt sich der negative Einfluss des Dämmerlichts laut Aussage der US-Forscher auch wieder rückgängig machen, wenn des Nachts auf die Dunkelheit geachtet wird. Darüber hinaus legen die Ergebnisse der US-Forscher den Schluss nahe, dass sich Depressionen möglicherweise generell durch ausreichende Dunkelheit während der Nacht lindern lassen. Diese ist allerdings immer schwerer zu gewährleisten, da insbesondere in den Großstädten die nächtliche Lichtverschmutzung (Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Lichtquellen) bereits eine enorme Ausprägung angenommen hat. Doch nicht nur der Überschuss an Licht kann Folgen für die Psyche haben, auch Lichtmangel birgt einige Risiken, da das Sonnenlicht zum Beispiel zur Bildung von Vitamin D benötigt wird. Auch gilt ein Defizit an Licht als wesentlicher Risikofaktor für Winterdepressionen. (fp)
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