Deutlich erhöhte Zahl von Wespen: Wie kann man sich vor den Insekten schützen?
25.08.2011
Durch die relativ warmen Wetterbedingungen im Frühjahr konnten sich die Wespen optimal entwickeln, so dass etwa 30 bis 50 Prozent mehr Wespen als sonst unterwegs sind, erklärte der Naturschutzbund (NABU) bereits Anfang August. Mit natürlichen Mitteln kann den Wespen Einhalt geboten werden.
Da dieses Jahr deutlich mehr der schwarz-gelben Insekten unterwegs sind, ist auch die Anzahl der Wespenstiche erheblich gestiegen, erläuterte der NABU-Biologe Julian Heiermann. Grund zur Panik besteht jedoch nicht, denn bei den meisten Menschen sind Wespenstiche zwar schmerzhaft, doch ansonsten relativ harmlos, so die Aussage des Experten. Bei Allergiker kann ein Wespenstich allerdings zu erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen bis hin zu lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schocks führen, warnt der Umweltverband.
Allergie gegen Wespenstiche
Rund drei bis fünf Prozent der Bevölkerung leiden laut Aussage des Naturschutzbundes in Deutschland unter einer Allergie gegen Wespengift. Bei den Betroffenen treten nach einem Stich unterschiedliche körperliche Reaktionen wie massive Schwellungen, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen sowie unter Umständen ein Verlust des Bewusstseins auf. Personen, bei denen die Allergie bekannt ist, erhalten von ihrem Arzt daher Erste-Hilfe-Ausrüstungen und Medikamente, die sie immer bei sich führen sollten, erklärte der Landesvorsitzende des NABU Hessen, Gerhard Eppler, Anfang August. Da dieses Jahr äußerst viele Wespen, Hornissen und Bienen unterwegs sind, sollten Allergiker zur Zeit besonders vorsichtig sein. Panische Reaktionen beim Auftauchen der schwarz-gelben Hautflügler sind jedoch fehl am Platz, da sie das Risiko eines Stichs deutlich erhöhen, erläutert der NABU auf seiner Internetseite. Gleichzeitig wirbt der Naturschutzbund auch für ein besseres Verständnis der Lebensweise der Insekten, da durch „eine bessere Einschätzung zum Teil bekannter Situationen selbst Hornissen und Menschen friedliche Nachbarn werden“ könnten.
Ob am Kaffeetisch, beim Eisessen oder beim Grillen, die Wespen scheinen derzeit überall gegenwärtig. Wie der NABU-Biologe Julian Heiermann betont, haben wir „zwar kein Rekordjahr, aber es sind tatsächlich mehr von diesen Insekten anzutreffen als sonst.“ Denn die Startbedingungen waren dieses Frühjahr besonders günstig. „Der Winter war zeitig vorbei, das Frühjahr trocken und warm,“ so dass „auch die Wespensaison früh begonnen“ hat, erklärte Heiermann. Allerdings tauchen laut Aussage des Experten nur zwei Wespenarten relativ häufig am Essenstisch auf, da sie Süßspeisen, Fleisch und Wurst lieben – die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe. Diese Arten werde von dem Duft der Speisen und Getränke angelockt und sind im wesentlichen verantwortlich für den schlechten Ruf der schwarz-gelben Hautflügler. Denn sobald die Menschen versuchen, die Wespen vom Essenstisch zu vertreiben, ist der Ärger vorprogrammiert, erläuterte der Landesvorsitzende des NABU Hessen, Gerhard Eppler. Es sei daher sinnvoll die Nahrungsmittel und Getränke beim Essen im Freien abzudecken, damit die Wespen erst gar nicht angelockt werden. Nach dem Essen rät der Experte, die Speisereste umgehend zu entfernen und Kindern den Mund abzuwischen, um das Risiko eines Wespenstichs zu reduzieren. Darüber hinaus sollten süße Getränke im Freien generell durch eine Strohhalm getrunken, so Julian Heiermann.
Wespen mit Duftstoffen ablenken
Um am Essenstisch Ruhe vor den schwarz-gelben Insekten zu haben, bietet sich laut Darstellung des NABU auch eine Ablenkfütterung an, wie sie die Schülerinnen Maike Sieler und Henrike Weidemann in einem Experiment für „Jugend forscht“ untersucht haben. Durch gezielt platzierte Köder (zum Beispiel überreife Weintrauben) fünf bis zehn Meter abseits des Speisetischs, werden die Wespen abgelenkt und treten nicht als Plagegeister während des Essens auf. Als Lockfutter eignet sich dabei neben den genannten Weintrauben zum Beispiel auch verdünnter Honig. Bei unverdünnter Marmelade oder reinem Honig ist dem NABU zufolge hingegen Vorsicht geboten, da die Wespen hierdurch aggressiver werden. Insgesamt bietet die Ablenkfütterung jedoch eine relativ einfache und sichere Methode, um das Auftreten der Insekten am Essenstisch zu vermeiden. Lässt sich dennoch eine Wespe blicken, „sollte man auf keinen Fall wild um sich schlagen, sondern die Wespen sanft wegschieben“, betonte Gerhard Eppler. Denn Wespen stechen sobald sie sich bedroht fühlen und dies kann bei hektischen, schnellen Bewegungen bereits der Falls sein, ergänzte Julian Heiermann. Vom Wegpusten der Tiere raten die Experten ebenfalls ab, da das „im Atem enthaltene Kohlendioxid im Wespennest als Alarmsignal“ gilt und einen Angriff zur Folge haben könnte.
Wespenstiche kühlen und mit einer Zwiebel einreiben
Sollte eine Wespe trotz Einhaltung aller Vorsichtsmaßnahmen zustechen, empfehlen die Experten, die Stelle sofort mit Eis oder auch mit einer halben Zwiebel zu kühlen. Bei der Zwiebel kommt neben dem Kühleffekt auch eine desinfizierende Wirkung durch die enthaltenen ätherischen Öle hinzu, erklärten die NABU-Biologen. Zwiebeln gelten in der Naturheilkunde als natürliches Antibiotikum. Normalerweise sind so keine schwerwiegenderen Beeinträchtigungen für die Gesundheit zu erwarten. Allerdings können Wespenstiche im Mund auch für Nichtallergiker eine erhebliche Bedrohung darstellen, weil die Gefahr besteht, dass die Atemwege zuschwellen und so Erstickungsgefahr droht. Treten Atemnot, Schwindel oder Schweißausbrüche nach einem gewöhnlichen Wespenstich auf, sollten die Betroffen möglichst schnell einen Arzt alarmieren, da dies Anzeichen für einen allergischen Schock sein können, warnen die NABU-Experten. Einen Unterschied in der Wirkung des Wespengifts im Vergleich zu den Vorjahren, der für ein erhöhtes Risiko allergischer Reaktionen sprechen würde, konnten die NABU-Biologen jedoch nicht feststellen. Weder seien die Wespen diese Jahr aggressiver, noch ist ihr Gift schlimmer, so die Aussage von Julian Heiermann. Dem NABU-Biologen zufolge sind die vermehrten Wespenstiche einfach auf eine höhere Anzahl der Tiere an sich zurückzuführen. Automatisch seien so auch mehr Allergiker von einem Stich betroffen, betonte der Biologe. Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt, Martin Ebbecke vom Giftinformationszentrum Nord. Ebbecke zufolge gehen bei der Hotline des Giftinformationsdienstes derzeit deutlich mehr Anfragen bezüglich des Umgangs mit Wespenstichen ein, als im Jahr zuvor. Der Grund hierfür liegt laut Aussage des Toxikologen auf der Hand: „Es gibt einfach mehr davon.“
Wespen haben einen natürlichen Auftrag
Bevor sich die Menschen über die vermeintlich lästigen Wespen beklagen, sollten sie sich jedoch auch der Vorteile der schwarz-gelben Insekten bewusst werden. Denn als Insektenjäger sind Wespen hervorragende Schädlingsbekämpfer und für die Landwirtschaft von unschätzbarem Wert. Die schwarz-gelben Hautflügler machen – solange sie nicht am Essenstisch gespeist werden – Jagd auf Raupen, Fliegen und andere kleinere Insekten, wodurch sie dazu beitragen, deren Bestände zu regulieren. Außerdem lassen sich die Wespen bei dem verregneten Wetter das derzeit den Sommer in Norddeutschland prägt generell weniger blicken. Denn ähnlich wie bei den Menschen, sind weniger Wespen unterwegs, „wenn es dunkel und kühl ist“, erklärte der NABU-Biologe Heiermann. Mit dem Herbst geht der Lebenszyklus der meisten Wespen ohnehin seinem Ende entgegen. Die Arbeiterinnen und Männchen sterben ab und lediglich die Königin sichert das Überleben der nächsten Wespen-Generation. (fp)
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Bild: Joujou / pixelio.de
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