Verursacht der Feinstaub des Straßenverkehrs Diabetes?
21.05.2012
Die Feinstaubbelastung durch den Straßenverkehr könnte zu eine maßgeblichen Erhöhung des Diabetes-Risikos führen, berichteten Forscher auf dem dem Diabetes Kongress 2012 in Stuttgart am Freitag.
Bei dem Jahreskongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) haben Experten die neuesten Forschungserkenntnisse aus dem Bereich Diabetes vorgestellt. Neben dem festgestellten Zusammenhang zwischen Diabetes und Depressionen war dabei die Erhöhung des Diabetes-Risikos durch die Feinstaubbelastung an vielbefahrenen Straßen einer der hervorstechenden Themenschwerpunkte. Mehrere Studien weisen darauf hin, dass in der Nähe der Hauptverkehrsstraßen die Wahrscheinlichkeit von Diabetes deutlich über dem Durchschnitt liegt.
Umweltfaktoren und Diabetes
Unter dem Tagesordnungspunkte Umweltfaktoren und Diabetes wurde bei dem Diabetes Kongress am Freitag von mehreren Referenten der Zusammenhang zwischen der Feinstaubbelastung und dem Diabetes-Risiko thematisiert. In ihren Kurzvorträgen von jeweils rund zwanzig Minuten verwiesen die Experten unter anderem auf eine Studie aus den USA, bei der für Frauen, die in der Nähe einer Hauptverkehrsstraße wohnen, ein um 20 Prozent erhöhtes Risiko von Typ-2-Diabetes festgestellt wurde. Auch hätte eine erste deutsche Pilotstudie im Ruhrgebiet ergeben, dass bei Personen mit Wohnort in der Nähe einer vielbefahrenen Straßen vermehrt Diabetes-Erkrankungen aufgetreten seien. In Tierversuchen mit Mäusen habe sich zudem gezeigt, dass eine dauerhafte Belastung mit Feinstaub zu Schäden des Energiestoffwechsels führt, die das Auftreten einer Insulinresistenz beziehungsweise einer Diabetes-Erkrankung fördern, so die Aussagen der Referenten auf dem Diabetes Kongress.
Zusammenhang zwischen der Feinstaubbelastung und Diabetes
Generell ist den Experten zufolge davon auszugehen, dass die Umweltverschmutzung einen maßgeblichen Einfluss auf das Diabetes-Risiko hat. Dies gilt für Pestizide – mit denen die Menschen in Deutschland heute dank verschärfter Gesetzte nur noch in relativ geringer Dosierung in Kontakt kommen – aber auch für den Feinstaub des Straßenverkehrs. Wie stark die Zusammenhänge zwischen den Umweltfaktoren und Diabetes sind, lässt sich anhand der bisherigen Studien zwar nicht genau bestimmen, doch es ist erkennbar, dass zumindest beim Feinstaub ein auffälliger Zusammenhang zwischen dem Anstieg der Feinstaubkonzentration und der Anzahl von Diabetes-Erkrankungen im unmittelbaren Umfeld besteht, berichteten die Wissenschaftler auf dem DDG-Jahreskongress. Ob der Feinstaub tatsächlich die Diabetes-Erkrankungen bedingt, lässt sich auf Basis der bisherigen Untersuchungen allerdings nicht genau sagen, erläuterte Michael Roden vom Deutschen Diabetes-Zentrum Düsseldorf in seinem Vortrag „Klinische Relevanz von Umweltfaktoren für Prävention und Versorgung der Typ 2 Diabetes“ und ergänzte: „Möglicherweise entsteht hier ein neuer Risikofaktor.“
Feinstaub als neuer Diabetes-Risikofaktor?
Um die Auswirkungen der Wohnlage an den Hauptstraßen auf das Diabetes-Risiko genauer zu untersuchen, seien dringend weitere Forschungen erforderlich, so die Aussage der Experten auf dem Diabetes-Kongress. Zwar sei schon jetzt erkennbar, dass der Zusammenhang zwischen dem Diabetes-Risiko und der Feinstaubbelastung sich auch unter Berücksichtigung der bekannten Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen oder Bewegungsmangel bestätigt, eine exakte wissenschaftliche Bewertung stehe bislang jedoch noch aus. Auch ist davon auszugehen, dass die genannten Risikofaktoren weiterhin eine deutlich größerer Rolle bei den Entwicklung von Diabetes spielen, als die Belastungen durch den Feinstaub des Straßenverkehrs, so die Einschätzung der Experten. (fp)
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Bild: Erich Westendarp / pixelio.de
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