Diabetes: Olivenöl und Nüsse senken das Risiko angeblich um 30 Prozent
03.02.2014
Weltweit sind etwa 285 Millionen Menschen an Diabetes erkrankt, Tendenz steigend. Für einige Wissenschaftler ist die Zuckerkrankheit die Epidemie des 21.Jahrhunderts. Dabei werden zwei Arten von Diabetes, Typ I und Typ II von den Medizinern unterschieden. An Typ I sind rund 5 Prozent der Diabetiker erkrankt. Bei dieser Form produziert die Bauchspeicheldrüse nicht genügend oder gar kein Insulin. Hingegen wird bei Typ II zu viel Insulin ausgeschüttet und der Körper ist nicht in der Lage, das Hormon aufzunehmen. Das führt zu überhöhten Blutzuckerwerten. Die Betroffenen fühlen sich oft matt und abgeschlagen, haben starken Durst und leiden an regelrechtem Heißhunger. Häufig ist auch das Sehvermögen beeinträchtigt und die Infektanfälligkeit ist mitunter ist erhöht.
Laut einer aktuellen spanischen Untersuchung, lässt sich mit einer mediterranen Kost die Gefahr auf wundersame Weise um 30 Prozent reduzieren. Mediziner hatten innerhalb einer Studie mit 3541 älteren Spaniern, die ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten aufzeigten, drei Gruppen von Erkrankten gebildet und für jede einzelne einen unterschiedlichen Ernährungsplan aufgestellt.
Eine Gruppe erhielt eine mediterrane Kost. Zusätzlich bekamen sie ein Liter natives Olivenöl pro Woche extra zu essen. Die andere aß 210 Gramm Nüsse in der Woche und die Dritte ernährte sich anders, als sie es sonst tat. Nach vier Jahren wurden die drei Gruppen erneut untersucht und die Forscher stellten fest, dass 8,8 Prozent der Teilnehmer der dritten Gruppe an Diabetes in der Zwischenzeit erkrankt war, während es hingegen bei der Gruppe der Nuss-Esser nur 7,4 Prozent waren. Bei denen, die Olivenöl im Speiseplan hatten, waren es sogar nur 6,9 Prozent. Veröffentlicht wurde von den Spaniern jedoch eine Senkung von 30 Prozent, was auf den ersten Blick nach einer fehlerhaften Darlegung der Ergebnisse aussieht.
Doch wie kommen die Wissenschaftler auf diesen Wert, fragten sich der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Statistiker Walter Krämer und Thomas Brauer vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung. Sie schauten sich die Statistik und die Auswertung der Spanier etwas genauer an. Hintergrund ist, dass das Trio seit 2012 regelmäßig die „Unstatistik des Monats“ veröffentlicht. Bei ihren Recherchen fiel auf, dass die Forscher ihre Ergebnisse in relativen Zahlen dargestellt haben. Denn das Ergebnis an Diabetes zu erkranken, war statistisch gesehen von 8,8 Prozent auf 6,9 Prozent gesunken – also lediglich um 1,9 Prozent.
Relative Zahlen zeigen Ergebnisse in einem besseren Licht
"Hier wurde ein immer wieder erfolgreicher Kommunikations-Trick angewendet", so das deutsche Trio. Die Spanier haben einfach die 1,9 Prozent, durch 8,8 Prozent dividiert und kamen auf ein Ergebnis von 21,3 Prozent. Bereinigt man dann noch die Angaben um Alter und Geschlecht und nimmt anschließend den Mittelwert der Ergebnisse von Olivenöl und Nusskost, steht am Ende 30Prozent als Ergebnis.
"Relative Risiken sind große Zahlen und beeindruckend, absolute dagegen klein und wenig bemerkenswert", argumentiert Gigerenzer. Doch die Angaben sind richtig und es besteht kein Grund die Spanier für eine falsche Darstellung zu rügen "Es geht darum, wie diese Information kommuniziert wird", so Gigerenzer. "Die Zahl bedeutet eben nicht, dass von je 100 Menschen, die mediterrane Kost essen, 30 weniger an Diabetes erkranken." In Studien konnte aufgezeigt werden, dass die Angabe einer relativen Risiko-Reduktion viele Menschen in die Irre führe, weil sie gern mit absoluten Werten verwechselt würden. " Auch für Mediziner ist dieser Unterschied nicht immer klar verständlich. Eine Reduzierung von lediglich 1,9 Prozent, hätte sicherlich nicht für Aufsehen gesorgt. Für Gigerenzer weckt der Originalartikel den Anschein, dass Nüsse genauso gut wie wirken wie Olivenöl. Ob das eventuell damit zusammenhängt, dass die Autoren der Studie neben den Nüssen auch eine finanzielle Zuwendung von der Nuss-Industrie erhalten haben. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Es sieht jedoch stark danach aus. (fr)
Bild: Tim Reckmann / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.