Doppelt so viele Menschen sind an Malaria verstorben, als von WHO publiziert
03.02.2012
Malaria zählt zu den heimtückischen Infektionskrankheiten, an denen vor allem Kinder in den Tropen und Subtropen sterben. Sie wird durch den Stich einer weiblichen Stechmücke der Gattung Anopheles übertragen. Während die Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 655.000 Malariatoten im Jahr 2010 spricht, ergab die Auswertung von US-amerikanischen Wissenschaftlern, die alle verfügbaren Daten zu diesem Thema analysierten und entsprechende Rechenmodelle aufstellen, deutlich mehr malariabedingte Todesfälle. Christopher Murray von der University of Washington und seine Mitarbeiter fanden heraus, dass im selben Jahr 1,2 Millionen Menschen an der Krankheit starben.
Malaria: Eine armutsbedingte Krankheit?
Malaria tritt vor allem in den Tropen und Subtropen auf, zu denen große Teil des afrikanischen Kontinents gehören. Zu ihren Symptomen zählt in erster Linie sehr hohes, wiederkehrendes Fieber, dass von Schüttelfrost, Margen-Darm-Beschwerden und Krämpfen begleitet wird. Besonders bei Kindern führt die Krankheit, wenn sie nicht behandelt wird, rasch zum Koma und schließlich zum Tod. Bisher gibt es keinen zugelassenen Impfstoff gegen die Krankheit. Als einer der Hauptgründe wird angeführt, dass Malaria hauptsächlich wirtschaftlich benachteiligte, arme Menschen trifft und Pharmaunternehmen keinen finanziellen Nutzen darin sehen, auf diesem Gebiet zu forschen.
Am Albert-Schweitzer-Krankenhaus in der Stadt Lambarene im afrikanischen Gabun wird jedoch ein neuartiger Impfstoff gegen Malaria an Kindern und Säuglingen getestet. Der Tübinger Tropenmediziner Professor Peter Kremsner, Leiter des Gabuner Forschungszentrums, berichtet von einer rund 50-prozentigen Erfolgsquote der Malaria-Impfung. Doch es sind weitere Studien notwendig.
Zur Vorbeugung erhalten Reisende aus der westlichen Welt in der Regel eine sogenannte Chemoprophylaxe oder sie führen Malaria-Medikamente mit sich (Stand-by-Therapie). Derartige Therapien stehen den Einheimischen leider oftmals nicht zur Verfügung. Erfreulicherweise konnten die Wissenschaftler einen deutlichen Rückgang der malariabedingten Todesfälle verzeichnen, den sie auf die Intensivierung der Maßnahmen zur Bekämpfung von Malaria durch die „Globalen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria“ zurückführen. Sie weisen ausdrücklich auf die große Bedeutung der Hilfsfonds hin, und betonen die große Gefahr für die weitere Malariabekämpfung durch die derzeit schwierige finanzielle Situation der Fonds.
Rechenmodelle zeigen die wirkliche Dimension von Malaria
Die US-amerikanischen Wissenschaftler berichten im Fachmagazin „The Lancet“ von doppelt so vielen Toten wie zuvor angenommen. Während die WHO von 655.000 Malariatoten im Jahr 2010 ausgeht, errechneten die Forscher eine deutliche höhere Zahl. Nach der Auswertung aller verfügbaren Daten, kamen sie zu dem Schluss, dass im selben Jahr 1,2 Millionen Menschen an der Krankheit starben. Vor allem die Gruppe der älteren Kinder und Erwachsenen sei wesentlich stärker betroffen als zuvor angenommen.
Doch es gibt auch eine gute Nachricht, denn die Zahlen der Todesfälle gehen deutlich zurück, berichten die Wissenschaftler. Während die Malariasterblichkeit 2004 mit 1,8 Millionen Todesfällen ihren Höhepunkt erreichte, waren es 2010 nur noch 1,2 Millionen, rund ein Drittel weniger. Die Forscher erklären weiterhin, dass die Zahl der Todesfälle außerhalb Afrikas kontinuierlich zurückgeht. Die am stärksten betroffene Gruppe seien Kinder unter fünf Jahren. 2010 traten unter ihnen mit 56 Prozent die meisten Todesfälle auf.
Besonders überraschend war für Wissenschaftler, dass auch Kinder über 15 Jahren und Erwachsene stark von der Krankheit betroffen sind. Sie machten etwa ein Drittel der Todesfälle aus. Die bisherige Auffassung der Experten war, dass Kinder eine Immunität gegen Malaria entwickeln, wenn sie schon früh mit dem Erreger in Kontakt gekommen sind, und deshalb als Erwachsene nur in Ausnahmefällen daran sterben.
Zahlen zur Malariasterblichkeit werden kontrovers diskutiert
Auffallend ist, dass die Zahlen zur Malariasterblichkeit von Christopher Murray und seinem Team deutlich höher sind als die der WHO. „The Lancet“ schreibt in einem Kommentar, dass die Auswertung mit Sicherheit Gegenstand zahlreicher Debatten sein werde. Dies betreffe nicht nur die Gesamtsterblichkeit sondern auch beispielsweise die Kindersterblichkeit, denn während Experten zuvor von 16 Prozent ausgingen, kamen die Wissenschaftler jetzt zu dem Ergebnis, dass 24 Prozent aller im Jahr 2010 verstorbenen Kleinkinder in Sub-Sahara-Afrika der Malaria erlagen. (ag)
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