Versicherungsberater plädieren für neues PKV Provisionsmodell
22.02.2011
Politiker denken seit langem über eine Regulierung des Provisionssystems bei der Vermittlung von Neukunden an private Krankenversicherungen nach. Nun hat sich auch der Bundesverband der Versicherungsberater für eine eindeutige Regelung bei drastischer Reduzierung der Provisionen ausgesprochen.
Nachdem die Provisionen für die freien Versicherungsvermittler in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen sind, hatte die Union letzte Woche einen Gesetzesentwurf angekündigt, der eine Obergrenzen für die Zahlung der Provisionen festlegen und die Vermittler länger in die Haftung nehmen soll, falls die Versicherungsnehmer vorzeitig wieder ihre Krankenversicherung wechseln. Wie jetzt bekannt wurde, scheint auch der Bundesverband der Versicherungsberater offenbar ein ähnliches Modell zu präferieren.
Hohe Provisionen beim Abschluss einer Krankenversicherung
Die gezahlten Provisionen beim Abschluss eines Vertrages mit einer privaten Krankenversicherung (PKV) liegen mittlerweile bei bis zu 18 Monatsbeiträgen der Versicherten, was sowohl von der Politik als auch vom Bundesverband der Versicherungsberater massiv kritisiert wird. Denn die Kosten tragen am Ende die Versicherten. Außerdem sind oft bei den schlechtesten Verträgen die höchsten Provisionen zu holen, wodurch die Beratung teilweise erheblich verzehrt werde, erklärte Stefan Albers, Präsident des Bundesverbandes der Versicherungsberater. So sollten nicht zuletzt um die Beratung zu verbessern, die Provisionen in der privaten Krankenversicherung (PKV) deutlich reduziert werden, empfiehlt der Experte. Albers erläuterte gegenüber dem Handelsblatt, dass „seriöse Unternehmen (ohnehin) häufig nicht mehr als sechs bis sieben Monatsbeiträge“ zahlen. Wie die Politik fordern auch die Versicherungsberater ein neues Entlohnungssystem im Gesundheitsmarkt, das als Laufzeitmodell mit eindeutiger Begrenzung der Provisionen auch im Sinne der Versicherten wäre. Denn niedrige Provisionen zahlen sich für die Versicherten langfristig über stabilere Beiträgen aus, erklärte Albers den Vorstoß der Versicherungsberater.
Provisionen sollten maximal sieben Monatsbeiträge umfassen
Dem Vorschlag des Bundesverbandes der Versicherungsberater zufolge, sind jedoch auch die von der Politik bisher angedachten Beschränkungen der Provisionen bei weitem nicht ausreichend. Der Vorschlag des CDU-Abgeordneten Jens Spahn: „Eine Obergrenze für Provisionen von maximal zwölf Monaten wäre gut, besser wären sogar neun Monate“, wurde von den Versicherungsberatern immer noch als viel zu hoch angesehen. Bei der Vermittlung neuer Versicherungsnehmer dürften höchstens sechs oder sieben Monatsbeiträge gezahlt werden, forderte Albers im Namen des Verbandes. Dies wäre rund halb so viel wie im neuen Modell der Union festgelegt werden soll. Einig sind sich Politik und Versicherungsberater dabei, dass „im Mittelpunkt einer Beratung (…) das Interesse des Kunden stehen (sollte), nicht das Provisionsinteresse des Vermittlers“, wie auch Jens Spahn betonte. Hier brauche der Markt Regeln, um im Interesse der Menschen zu funktionieren. Nur wenige privaten Krankenversicherungen, wie Debeka, Huk-Coburg oder SDK, widersetzen sich bisher bewusst der Provisionsspirale. Insgesamt sind die privaten Krankenversicherer in Bezug auf die Zahlung von Provisionen zur Werbung von Neukunden sehr gespalten. Wobei eine Tendenz zu erkennen sei, dass die schlechtesten PKV-Tarife mit den höchsten Provisionen verkauft werden, was der Versicherungsgemeinschaft insgesamt schade, erklärte Albers.
Durch die Begrenzung der Provisionen soll jedoch nicht nur die Beratung verbessert und im Sinne des Kunden Geld gespart werden, sondern auch die Abwerbung innerhalb der Branche ist nach Ansicht des Experten zu reduzieren. Denn bisher gehen rund 50 Prozent des Neuabschlüsse jährlich in der PKV auf Abwerbungen von Konkurrenten zurück. Die andere Hälfte der Neukunden bestehe aus ehemaligen gesetzlich Krankenversicherten, die in die PKV wechseln, erklärte der Präsident des Bundesverbandes der Versicherungsberater, Stefan Albers. Die immensen Provisionszahlungen, die bei den meisten Versicherungswechseln fällig werden, sind nach Ansicht von Albers eine der Ursache dafür, dass zahlreichen PKV-Beiträge in der Vergangenheit deutlich erhöht werden mussten. Die hohen Provisionszahlungen seien nicht nur „unvernünftig“ , sondern auch „ein schlechtes Geschäft zu Lasten Dritter, der Versicherten“, betonte Stefan Albers. (fp)
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Bild: Gerd Altmann/Gerold Meiners / pixelio.de
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