Ebola: Ärzte ohne Grenzen kritisieren Industrieländer
31.08.2014
Die Zahl der Ebola-Infizierten in Westafrika könnte nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf über 20.000 steigen. Von Seiten der „Ärzte ohne Grenzen“ kam nun Kritik an den Industrieländern. Die Hilfsorganisation will im Kampf gegen die Seuche den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UNO) einschalten.
Ärzte ohne Grenzen will UNO im Kampf gegen Ebola einschalten
Im Kampf gegen die Ebola-Epidemie in Westafrika will die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen nun den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UNO) einschalten. Wie der Chef der französischen Sektion von Ärzte ohne Grenzen, Mego Terzian, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters sagte, könne die Seuche nur mit einem stärkeren und von der UNO koordinierten Engagement der Weltgemeinschaft unter Kontrolle gebracht werden. Vor allem europäische Länder und die USA sollten mit einer UNO-Resolution dazu veranlasst werden, sich stärker bei der Bekämpfung der tödlichen Infektionskrankheit zu engagieren. Das weltweite Engagement bleibe zu gering so lange diese beiden Regionen von der Epidemie verschont würden.
Kritik am Verhalten der Industrieländer
Terzian kritisierte das Verhalten der Industrieländer: „Außer zahlreichen Reden und Versprechen finanzieller Hilfe ist nichts passiert.“ Indem sie etwa afrikanische Regierungen zum Schließen von Grenzen oder der Annullierung von Flugverbindungen rieten, hätten diese Staaten sogar eher noch zusätzlichen Schaden angerichtet. Die Lage sei mittlerweile so ernst, dass sie weder von Ärzte ohne Grenzen noch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und den Regierungen der betroffenen Länder unter Kontrolle gebracht werden könne. Deshalb solle sich der Sicherheitsrat des Problems annehmen und den Kampf gegen die Epidemie mit führenden Industrieländern koordinieren, die auch Ärzte, Logistikexperten und sonstiges Personal entsenden könnten – nicht zuletzt, um für Sicherheit zu sorgen.
Erster Ebola-Fall in Senegal
Im Zusammenhang mit der Seuche und den Maßnahmen dagegen war es zuletzt vereinzelt zu Ausschreitungen gekommen, etwa in Liberia, wo die Polizei Tränengas gegen eine Menschenmenge einsetzte, die eine über ein Stadtviertel verhängte Quarantäne brechen wollte. Oder in Guinea, wo durch Gerüchte, dass Helfer die Bevölkerung mit Ebola infiziert hätten, Unruhen ausgelöst wurden. Ihren Anfang hatte die Ebola-Epidemie im März in Guinea genommen und hat seitdem Sierra Leone, Liberia, Nigeria und nun auch Senegal erfasst. Am Freitag bestätigte Gesundheitsministerin Awa Marie Coll-Seck den ersten Fall in dem Land. Wie die Ministerin mitteilte, sei der erste Ebola-Patient in Senegal in einem Krankenhaus der Hauptstadt Dakar isoliert worden. Wie es hieß, soll es sich um einen 21 Jahre alten Studenten aus dem Nachbarland Guinea handeln.
Senegal dient Hilfsorganisationen und UNO als Drehkreuz
Angaben von Senegals Gesundheitsministerin zufolge gab es Informationen aus Guinea, dass dort ein Mann, der unter Beobachtung stand, verschwunden sei und sich möglicherweise in Senegal aufhalte. Daraufhin hatte Senegal in der vergangenen Woche seine Grenze zu Guinea geschlossen, um die eigene Bevölkerung gegen die Seuche zu schützen. Senegal dient verschiedenen Hilfsorganisationen und auch der UNO als Drehkreuz für ihre Einsätze im westlichen Teil der Sahelzone. Zudem leiten auch viele Unternehmen ihre Geschäfte in Westafrika von dem nun von Ebola betroffenen Land aus.
Über 1500 Tote durch Ebola
Vor wenigen Tagen wurden zudem erste Ebola-Fälle im Kongo bekannt sowie die Infektion eines englischen Medizinhelfers in Westafrika. Der britische Patient leidet an den typischen Ebola-Symptomen wie Durchfall, Fieber, Übelkeit, innere und äußere Blutungen. Er wurde nach London geflogen, wo er in einer Klinik behandelt wird. Laut der WHO breitet sich die Epidemie immer weiter aus. Die Zahl der Infizierten könnte nach Schätzungen bald auf über 20.000 steigen. In den vier Ländern Guinea, Sierra Leone, Liberia und Nigeria wurden bis zum 26. August insgesamt 3.069 bestätigte und Verdachtsfälle registriert, 1.552 Menschen starben. Die Sterblichkeitsrate wurde von der WHO mit durchschnittlich 51 Prozent in Westafrika beziffert. Die tatsächlichen Zahlen könnten der Organisation zufolge aber wesentlich höher liegen als bislang bekannt. (ad)
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