Überweisung durch den Hausarzt trotz Wegfall der Praxisgebühr sinnvoll
08.01.2013
Seit Jahresbeginn müssen die Patienten beim Arzt keine Praxisgebühr von zehn Euro pro Quartal mehr bezahlen. Auch beim Besuch eines Facharztes fällt diese Pauschale nun weg, weshalb die Überweisung durch den Hausarzt unter finanziellen Gesichtspunkten keinen Sinn mehr macht. Allerdings sollten Patienten dennoch nicht auf die Überweisung durch den Hausarzt verzichten, rät die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD).
Laut Angaben der UPD haben die Überweisungen durch den Hausarzt durchaus ihren Sinn. Denn „wenn man sich zu Fachärzten überweisen lässt, behält der Hausarzt besser den Überblick und kann die Behandlung entsprechend ausrichten“, betonte Rainer Sbrzesny von der UPD. Auf diese Weise lassen sich „nicht aufeinander abgestimmte Medikamente und überflüssige Mehrfachuntersuchungen eher vermeiden“, so die Mitteilung der UPD weiter. Zwar sei bis auf wenige Ausnahmen der Facharztbesuch – wie auch vor Abschaffung der Praxisgebühr – ohne Überweisung möglich, doch unter medizinischen Gesichtspunkten raten die Experten zu einem vorherigen Besuch beim Hausarzt. Dieser könne den Patienten im Zweifelsfall an einen geeigneten Facharzt überweisen.
Keine Überweisung für den Facharztbesuch erforderlich
Bis Ende vergangenen Jahres mussten Patienten für jeden Facharztbesuch, den sie ohne Überweisung durch ihren Hausarzt absolvierten, erneut die Praxisgebühr von zehn Euro pro Quartal bezahlen. Allein aus diesem Grund machte ein vorheriger Hausarztbesuch und eine entsprechende Überweisung für die Patienten bislang Sinn. Nun stelle sich nach dem Ende der Praxisgebühr vielen Patienten jedoch die Frage, „ob sie für den Facharzt eine Überweisung brauchen“, erläuterte Sbrzesny. Hier habe sich gegenüber letztem Jahr nichts geändert, so der Experte weiter. Denn auch bisher konnten Patienten ohne Überweisung durch ihren Hausarzt einen Facharzt aufsuchen. Allerdings wurden in diesem Fall erneut zehn Euro Praxisgebühr fällig. Zwar fallen diese Kosten nun Weg, doch unter medizinischen Gesichtspunkten biete die Überweisung durch den Hausarzt deutliche Vorteile.
Überweisung durch den Hausarzt unter medizinischen Gesichtspunkten sinnvoll
Die Hausärzte sind über das Beschwerdebild ihrer Patienten in der Regel gut informiert und können bei der Auswahl der Fachärzte wichtige Hinweise liefern. Auch behalten sie besser den Überblick über die Gesundheit ihrer Patienten, wenn vor dem Facharztbesuch eine Überweisung eingeholt wird. Zudem lasse sich die Behandlung entsprechend ausrichten und Mehrfachuntersuchungen sowie Unstimmigkeiten bei der Medikamentenverordnungen könnten laut Angaben der UPD auf diese Weise vermieden werden. In einigen Ausnahmefälle, wie beispielsweise bei besonderen Fachärzten oder bei Teilnehmern des Hausarztmodells, sei der Facharztbesuch ohnehin nicht ohne vorherige Überweisung möglich.
Facharzttermine können auch ohne Überweisung erfolgen
Manche Patienten haben ein erhebliches Misstrauen gegenüber ihrem Hausarzt, da sie Fehler bei der Behandlung vermuten oder das Gefühl aufkommt, dass der Hausarzt sie lediglich an Fachärzte überweist, bei denen es sogenannte Fangprämien gibt. Die Studie des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherungen vom Mai dieses Jahres, welche festgestellt hat, dass Fangprämien unter Ärzten durchaus keine Seltenheit sind und zudem ein erhebliches Korruptionspotenzial bergen, hat hier sicher nicht zur Vertrauensbildung beigetragen. Doch besteht für die Patienten solchen Fällen die Möglichkeit in Eigeninitiative einen Termin bei dem gewünschten Facharzt zu machen. Zudem ist ihnen bei derartigem Misstrauen gegen ihren Hausarzt dringend ein Wechsel des Hausarztes zu empfehlen. (fp)
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Bild: Matthias Preisinger / pixelio.de
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