Zusammenhang zwischen Bluthochdruck und Krebs
27.09.2011
Forscher haben einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Bluthochdruck und Krebs entdeckt. Zwar könne bisher kein Kausalzusammenhang nachgewiesen werden, doch Menschen die unter Bluthochdruck leiden, sterben häufiger an Krebserkrankungen, als der Durchschnitt der Bevölkerung, berichtete die Krebsforscherin Mieke Van Hemelrijck vom Londoner King’s College auf dem Europäischen Interdisziplinären Krebskongress in Stockholm.
Britische und schwedische Forscher werteten gemeinsam die Daten verschiedener Kohortenstudien aus, die zwischen 1972 und 2005 umfassende Angaben von 289.454 Männern und 288.345 Frauen zu gesundheitlichen Faktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck, Insulinresistenz / Hyperglykämie und veränderten Blutfettwerte (Dyslipidämie) gesammelt und dokumentiert haben. Bei der Auswertung der im Rahmen des sogenannten „Me-Can“ Forschungsprojektes zum metabolischen Syndrom (engl. „Cohort Profile: The Metabolic syndrome and Cancer project“) zur Verfügung gestellten Daten, fanden die Wissenschaftler heraus, dass Männer mit zu hohem Blutdruck (Hypertonie) wesentlich häufiger an Krebs erkranken und dass die Wahrscheinlichkeit einer tödlich verlaufenden Tumorerkrankung bei Männern und Frauen mit Bluthochdruck ebenfalls deutlich über dem Durchschnitt liegt. Wie die britischen und schwedischen Forscher auf dem Europäischen Interdisziplinären Krebskongress berichteten, ist dies das Ergebnis der bislang größten Studie zum Thema Bluthochdruck und Krebserkrankungen.
Erhöhtes Krebsrisiko bei Männern mit Bluthochdruck
Den Wissenschaftlern zufolge belegen die ausgewerteten Daten der Kohortenstudien, dass Männer mit Bluthochdruck einem um 10 bis 20 Prozent erhöhten Risiko einer Krebserkrankung unterliegen. Bei der Auswertung der medizinischen Daten der Frauen ließ sich jedoch kein vergleichbarer Zusammenhang zwischen Bluthochdruck und dem Auftreten einer Krebserkrankung feststellen, so die Aussage der Krebsforscher. Wieso die Frauen mit Bluthochdruck kein signifikant erhöhtes Erkrankungsrisiko aufweisen, bleibt den Experten zufolge jedoch unklar. Verblüffend sei auch, dass die aktuellen Untersuchungen zu einem deutlich anderen Ergebnis kamen als die bisher zweitgrößte Studie zum Thema Hypertonie und Krebs. Diese „Studie hatte zuvor ein höheres Krebsrisiko für Frauen als für Männer ergeben“, erläuterte die Krebsforscherin Mieke Van Hemelrijck. Die auf Prostatakrebs und andere urologische Krebserkrankungen spezialisierte Expertin des Londoner King´s College sieht jedoch in der wesentlich größeren Zahl der diesmal untersuchten Patienten eine mögliche Ursache für die unterschiedlichen Ergebnisse.
Tödliche Krebserkrankungen häufiger bei Bluthochdruck-Patienten
Im Rahmen ihrer Studie hatten die britischen und schwedischen Forscher die mehr als 500.000 vorliegenden Datensätze abhängig von der Höhe des Blutdrucks in verschiedene Gruppen eingeteilt. Dabei stellten sie fest, dass acht Prozent die Männern aus der Gruppe mit dem höchsten Blutdruck an einer Krebserkrankung verstarben, während lediglich fünf Prozent der Männer mit den niedrigsten Blutdruckwerten einer Krebserkrankung erlagen. Bei Frauen waren die Unterschiede zwischen der Gruppe mit dem höchsten und dem niedrigsten Blutdruck zwar deutlich weniger ausgeprägt, trotzdem jedoch nachzuweisen (fünf zu vier Prozent). Allerdings litten Frauen mit Bluthochdruck laut Aussage der Wissenschaftler häufiger unter bestimmten Krebserkrankungen wie Leberkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Krebserkrankungen der Gebärmutter beziehungsweise des Gebärmutterhalses und schwarzem Hautkrebs. Sämtliche Ergebnisse haben sich den Angaben der Krebsforscher zufolge auch bei Berücksichtigung anderer Krebsrisikofaktoren wie zum Beispiel dem Alter, dem Body-Mass-Index (Verhältnis vom Körpergewicht zur Körpergröße) oder dem Tabakkonsum bestätigt. Auch statistischen Schwankungen bei den Messergebnissen konnten im Rahmen der Untersuchungen ausgeschlossen werden, so die Wissenschaftler weiter.
Kausalzusammenhang zwischen Krebs und Bluthochdruck nicht belegt
Trotz des auffälligen Zusammenspiels von Bluthochdruck und Krebserkrankung „können (die Forscher) nicht behaupten, dass es einen Kausalzusammenhang zwischen Bluthochdruck und Krebsrisiko gibt“, erklärte Mieke Van Hemelrijck. Denn bisher könne nicht eindeutig nachgewiesen werden, ob der erhöhte Blutdruck möglicherweise den Krebs ausgelöst habe. Trotzdem seien die aktuellen Studienergebnisse von großer wissenschaftlicher Bedeutung, denn die Blutdruckwerte von heute erlauben Rückschlüsse auf das zukünftige Krebsrisiko. So betonte auch Mieke Van Hemelrijck: „Wichtig sind die Ergebnisse aus Sicht des Gesundheitswesens, da ein Großteil der Bevölkerung in westlichen Ländern an Bluthochdruck leidet.“ Die Zahlen verdeutlichen welche Welle von Krebserkrankungen noch auf Bevölkerung zurollt und welche Herausforderungen damit für das Gesundheitssystem der einzelnen Staaten verbunden sein könnten. (fp)
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Bild: Philipp Flury / pixelio.de
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