Forscher finden Hinweis auf Entstehung von Multipler Sklerose
15.11.2014
Trotz jahrelanger Forschung ist die Ursache für Multiple Sklerose (MS) noch immer nicht geklärt. Deutschen Wissenschaftlern ist es nun aber gelungen, eine Zelle zu identifizieren, die eine wesentliche Bedeutung bei der Entstehung der chronisch-entzündlichen Erkrankung haben könnte.
Ursache für MS noch immer nicht geklärt
Die genauen Ursachen für die chronisch-entzündliche Erkrankung Multiple Sklerose (MS) sind trotz jahrelanger Forschung noch immer nicht geklärt. Doch einem Dresdner Forscherteam aus Neurologen und Immunologen der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus sowie Kollegen der Neuropathologie des Universitätsklinikums Göttingen ist es nun gelungen, eine Zelle zu identifizieren, die eine wesentliche Bedeutung bei der Entstehung der Krankheit haben könnte. Die Ergebnisse der Wissenschaftler wurden nun im Fachjournal „Neurology: Neuroimmunology & Neuroinflammation“ veröffentlicht.
Augenmerk lag bislang auf den T-Zellen
Die „Ärzte Zeitung“ schreibt dazu, dass "das Augenmerk der Wissenschaftler bislang hauptsächlich auf den T-Zellen und ihren Wechselwirkungen" lag. Nun sei es jedoch gelungen, "in der Kausalkette einen Schritt zurück zu gehen. Demnach sind sogenannte slan dendritische Zellen (slanDC) an der Aktivierung der T-Zellen im Gehirn beteiligt und tragen so zur MS-assoziierten Autoimmunreaktion bei". Wie die Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus Dresden mitteilte, hat das Forscherteam am Menschen nachgewiesen, dass die Anzahl der slanDC im Gewebe höher ist, je stärker die Entzündungen im Gehirn fortgeschritten sind.
Zellen fördern Entzündungen
Bereits in früheren Studien hatten Dresdner Immunologen beschrieben, dass die slan dendritischen Zellen Entzündungen fördern. Dem Bericht zufolge aktivieren slanDCs die Produktion großer Mengen an proinflammatorischen Zytokinen und fördern das Ausdifferenzieren von T-Zellen, die bei vielen entzündlichen Prozessen wesentlich sind. Nachgewiesen wurden demnach Ansammlungen von slanDCs bei Patienten mit Rheumatoider Arthritis, Psoriasis (Schuppenflechte) und Lupus erythematosus (Schmetterlingsflechte).
Ähnlichkeit bei Schuppenflechte und MS
„Im Laienbereich kann man sich immer die Ähnlichkeit wesentlicher immunologischer Prozesse bei Schuppenflechte und MS nicht vorstellen, Gehirn und Haut, die sind doch nicht auf den ersten Blick ähnlich. Aber von der Immunologie her sind die Erkrankungen relativ vergleichbar“ erläuterte Professor Tjalf Ziemssen, Inhaber der Professur für klinische Neurowissenschaften und Leiter des MS-Zentrums am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus. Mit seiner Kollegin Katja Thomas untersucht er schon seit längerem den Einfluss der dendritischen Zellen auf die Multiple Sklerose.
Gezieltere Therapien mit weniger Nebenwirkungen
Über die Beteiligung dendritischer Zellen in der Pathogenese der MS war bislang wenig bekannt. Die Forscher hatten daher die Idee, slan dendritische Zellen auch bei weiteren autoimmunen Erkrankungen zu überprüfen. So wisse man jetzt, dass die dendritischen Zellen mehr Einfluss in der Pathogenese der MS haben, während man früher vorwiegend die T-Zellen im Blick hatte. Die Wissenschaftler wollen durch die bessere Kenntnis der Ursachen spezifizierte und gezieltere Therapien mit geringeren Nebenwirkungen entwickeln. In Deutschland "leiden Schätzungen zufolge mehr als 120.000 Menschen an MS". Erste Anzeichen, die auf die chronisch-entzündliche Erkrankung hindeuten können, sind beispielsweise "Missempfindungen, kribbelnde Hände und Füße, Sehstörungen, Taubheitsgefühle in den Beinen, Lähmungserscheinungen, Schwindel sowie Gleichgewichts- und Kraftstörungen". (ad)
Bild: Tim Reckmann / pixelio.de
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