Luftverschmutzung-Prognose: Feinstaubbelastung in Europas Städten
22.02.2015
Forscher aus Österreich haben die Feinstaubbelastung in EU-Städten im Jahr 2030 berechnet. Die Prognose zeigt, dass sich die gesundheitliche Gefahr für einen großen Teil der Bevölkerung erhöhen wird, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Womöglich Millionen Tote durch Luftverschmutzung
Jedes Jahr sterben weltweit Hunderttausende, möglicherweise sogar Millionen Menschen an den Folgen von Luftverschmutzung. So ist bekannt, dass die eingeatmeten winzigen Staubpartikel die Lunge schädigen und das Risiko für Krebs, Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich steigern. Verschiedene Studien haben in der Vergangenheit gezeigt, dass durch eine hohe Feinstaubbelastung die Gefahr von kardioveskulären Ereignissen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall deutlich steigt. Zudem erhöht sich das Risiko für Arteriosklerose (Arterienverkalkung). Des weiteren gibt es Hinweise darauf, dass durch Feinstaub auch Diabetes begünstigt wird. Österreichische Forscher haben nun die mögliche Feinstaubbelastung in europäischen Städten für das Jahr 2030 berechnet.
Dicke Luft in Stuttgart und Paris
Wie der „Spiegel“ online berichtet, werden unter anderem Paris, Stuttgart und Warschau in 15 Jahren zu Europas Städten mit der dicksten Luft gehören. Auch wenn sich die Luftqualität in vielen Städten Europas in den vergangenen Jahren verbessert hat, bleibe dreckige Luft auch in Zukunft vielerorts ein Gesundheitsrisiko, warnen die Wissenschaftler aus Österreich. Messdaten aus ganz Europa aus dem Jahr 2010 waren für Gregor Kiesewetter und seine Kollegen vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg die Basis, um die Feinstaubbelastung in EU-Städten im Jahr 2030 zu berechnen.
Gesetzliche Vorschriften müssen verschärft werden
Die gute Nachricht sei, dass bereits jetzt gesetzliche Vorschriften dafür sorgten, dass die Luft in Europa immer sauberer wird. Doch wenn die Regeln nicht verschärft werden, sind im Jahr 2030 trotzdem 80 Prozent der EU-Bevölkerung einer Feinstaubbelastung ausgesetzt, die über den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegt, berichten die Forscher im Fachblatt „Atmospheric Chemistry and Physics“. „Aktuelle Gesetze reichen nicht aus.“, so die Experten. Es geht in der Feinstaubprognose um Partikel kleiner als zehn Mikrometer (PM10). Wie berichtet wird, gilt grundsätzlich, dass "die Partikel um so tiefer in die Lunge eindringen, je kleiner sie sind". Bei PM10 rät sie WHO seit Längerem zu einem Grenzwert von 20 Mikrogramm je Kubikmeter im Jahresmittel. Der EU-Grenzwert ist jedoch doppelt so hoch (40 Mikrogramm pro Quadratmeter), was viele Experten schon seit langem kritisieren.
Europakarte zeigt betroffene Metropolen
Eine Europakarte, die von den Forschern erstellt wurde, zeigt die Städte als rote Punkte, in denen der Feinstaub nach der Modellrechnung im Jahr 2030 Werte über 35 Mikrogramm pro Quadratmeter erreichen wird. Unter ihnen Millionenmetropolen, wie Paris, Turin oder Mailand und viele Städte in Osteuropa wie Warschau und Sofia, aber auch Stuttgart. Andere deutsche Städte (München, Berlin und Bremen) sind als orangefarbene Punkte eingezeichnet; diese würden mit 25 bis 35 Mikrogramm den WHO-Grenzwert ebenfalls überschreiten. Die Luftverschmutzung ist aber nicht erst in der Zukunft eine Gefahr für viele von uns. Schon jetzt ist die Belastung an manchen Orten viel zu hoch. Interessanterweise haben Wissenschaftler in England kürzlich in einer Studie festgestellt, dass die Feinstaubbelastung an roten Ampeln deutlich erhöht ist und zu gesundheitlichen Problemen führen kann. (ad)
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