Ebola-Epidemie in Westafrika: Hoffnung und Entmutigung
04.03.2015
Die Ebola-Epidemie in Westafrika ist noch nicht vorbei. Fast 10.000 Todesopfer hat die gefährliche Infektionskrankheit bereits gefordert. Berichte über die gesunken Zahl von Neuinfektionen geben zwar Anlass zur Hoffnung, doch gleichzeitig wird auch berichtet, dass es vor allem in Sierra Leone mehr Ebola-Fälle gibt.
Vize-Präsident Sierra Leones unter Quarantäne
Fast 10.000 Tote hat die Ebola-Epidemie in Westafrika bereits gefordert. Die drei am stärksten von der Seuche betroffenen Länder hatten zwar vor kurzem angekündigt, die Epidemie bis Mitte April besiegen zu wollen, doch bislang ist unklar, ob dies klappen kann. Zum einen besteht aufgrund von Berichten über gesunkene Zahlen von Neuinfektionen Hoffnung, andererseits wird berichtet, dass es mancherorts wieder mehr Ebola-Fälle zu vermelden gibt. In Sierra Leone hat sich der Vize-Präsident des Landes, Sam Sumana, nach dem Ebola-Tod eines seiner Leibwächter selbst unter Quarantäne gestellt, wie die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) berichtet. Deren Angaben zufolge steigt die Zahl der Ebola-Fälle in dem Land wieder an. Diese Zunahme wird von der Regierung vor allem auf traditionelle Beerdigungen von Ebola-Opfern zurückgeführt, bei denen Beteiligte nicht genügend Abstand zu den infektiösen Toten hielten.
Zuversicht über baldige Kontrolle der Seuche
Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) berichtet hingegen davon, dass die Zahl der Neuinfektionen mit dem Ebola-Virus zuletzt auf wöchentlich 99 gesunken ist. Daher lautet die Losung im Kampf gegen die Seuche mehr denn je: „Ebola Zero“. Den Angaben zufolge überwog auf einer gemeinsam von der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini und den Präsidenten der drei am stärksten betroffenen Länder Guinea, Liberia und Sierra Leone in Brüssel geleiteten Konferenz mit insgesamt 600 Teilnehmern aus mehr als 70 Staaten zwar die Zuversicht, dass die Seuche bald unter Kontrolle sein werde. Trotzdem mahnten Politiker und Vertreter von Nichtregierungsorganisationen zu Vorsicht. So sagte der Präsident von Guinea, Alpha Condé:: „Solange es Ebola in einem der drei Länder gibt, sind wir nicht über den Berg.“
Über 9.600 Ebola-Tote
Allein die EU-Partner haben seit dem Ausbruch der Epidemie in Westafrika rund 1,2 Milliarden Euro als Finanzhilfe bereitgestellt. Ärzte ohne Grenzen und andere Nichtregierungsorganisationen, sowie Freiwillige aus aller Welt und auch Militärs sind vor Ort, um zu helfen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden bis Ende Februar 23.700 Ebola-Fälle registriert, über 9.600 Patienten überlebten die Krankheit nicht. „Da Ebola nicht auf Grenzen Rücksicht nimmt, ist regionale Zusammenarbeit eine Voraussetzung für den Erfolg“, erklärte der europäische Ebola-Koordinator, EU-Gesundheitskommissar Christos Stylianides. Es komme aber zunächst darauf an, jeden Krankheitsfall aufzuspüren. Der Blick müsse bereits jetzt auf „den Tag danach“ gerichtet sein, wobei es um leistungsfähigere Gesundheitssysteme und den wirtschaftlichen Wiederaufbau der drei Länder gehe.
„Die nächste Ebola-Epidemie kommt bestimmt“
Der Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Thomas Silberhorn, erklärte in Brüssel, dass die Seuche die drei Länder um fünf bis zehn Jahre zurückgeworfen habe. „Felder sind nicht mehr bestellt worden, Kinder gehen nicht zur Schule, Märkte funktionieren nicht mehr“, so der CSU-Politiker. Die deutsche Ärztin Gisela Schneider war als Sachverständige der evangelischen Hilfswerke Brot für die Welt und Diakonie mehrfach im Krisengebiet. Sie sieht den Aufbau „nachhaltiger Strukturen“ im Gesundheitssystem afrikanischer Länder als wichtigste Aufgabe an. Unter Hinweis auf die vermutete und schwer zu verhindernde Übertragung der Seuche von Flughunden auf andere Tiere und Menschen, sagte Schneider gegenüber der FAZ: „Die nächste Ebola-Epidemie kommt bestimmt.“
Direkten körperlichen Kontakt vermeiden
Vertrauen sei, neben der notwendigen Prävention, wie etwa dem Vermeiden direkten körperlichen Kontakts bei Krankheitsverdacht, eine entscheidende Voraussetzung. Die Ärztin verwies auf ein in Sierra Leone unter ihrer Mitwirkung aufgebautes Netz von Vertrauensleuten, die sich jeweils um 40 Personen in ihrem Umkreis kümmern. Durch dieses Frühwarnsystem sei es bei insgesamt 4.000 Vertrauensleuten gelungen, 160.000 Menschen über Vorsichtsmaßnahmen aufzuklären. Wenn sich Menschen infizieren, können Mediziner bei ihnen noch immer nur die typischen Ebola-Symptome behandeln. Dazu zählen unter anderem Fieber, Durchfall, Übelkeit und Erbrechensowie innere und äußere Blutungen. Ein zugelassener Impfstoff oder ein Heilmittel stehen trotz intensiver Forschung und enormer internationaler finanzieller Hilfen bislang nicht zur Verfügung. (ad)
>Bild: Maurus Völkl / pixelio.de
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