Ebola-Epidemie möglicherweise durch Flughunde ausgelöst
03.08.2014
Die gefährliche Ebola-Epidemie, die in Westafrika bereits über 700 Menschenleben gefordert hat, ist möglicherweise durch Flughunde ausgelöst worden. Die Wildtiere könnten den Erreger aus Zentralafrika eingeschleppt haben. Problematisch sei, dass die Tiere in der Region manchmal auch verzehrt werden.
Infizierter Flughund möglicherweise von Zentral- nach Westafrika gezogen
Wissenschaftlern zufolge geht die Ebola-Epidemie in Westafrika wahrscheinlich auf Flughunde zurück. Wie es in einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa heißt, trieben Armut und Unterentwicklung die Menschen dazu, immer tiefer in den Wäldern zu jagen. Forscher berichten im Fachmagazin „PLOS Neglected Tropical Diseases“, dass entweder manche Tiere in der Region schon seit langem Träger des Virus seien oder ein infizierter Flughund aus Zentralafrika hergezogen sei. Derzeit werde untersucht, ob Tiere der Region Ebola-Erreger tatsächlich in sich haben.
Gefährlichster der fünf Ebola-Erreger
Der aktuelle Ausbruch geht auf das Zaire-Ebolavirus (ZEBOV) zurück, eine von fünf bekannten Arten der Erreger. Mit einer Sterblichkeitsrate von bis zu 90 Prozent ist diese Spezies die gefährlichste der Arten. Dieses Virus wurde erstmals 1976 im heutigen Kongo nachgewiesen, seither gab es mehrmals Ausbrüche in Regionen Zentralafrikas. Allerdings liegen diese Tausende Kilometer vom Westen des Kontinents entfernt, wo das Zaire-Ebolavirus bis vor wenigen Monaten noch nie nachgewiesen wurde. Doch seit Februar hat die gefährliche Infektionskrankheit offiziellen Angaben zufolge bereits mindestens 729 Menschenleben gefordert, rund 1.300 Menschen haben sich infiziert.
Erreger wurde wahrscheinlich nicht durch einen Menschen nach Guinea gebracht
Daniel Bausch von der Tulane School of Public Health and Tropical Medicine in New Orleans (Louisiana) und Lara Schwarz von der McGill University im kanadischen Montreal schreiben, dass es unwahrscheinlich sei, dass ein Mensch den Erreger nach Guinea gebracht habe: „Es gibt kaum regelmäßige Handels- oder Reiserouten zwischen Zentralafrika und Guinea, und Guéckédou – das Ebola-Epizentrum, wo das Virus wahrscheinlich erstmals aufgetreten ist – liegt ganz weit abgelegen.“ Dem Wissenschaftler-Duo zufolge kommen als Überträger vor allem drei Arten infrage: Hammerkopf (Hypsignathus monstrosus), Franquet-Epauletten-Flughund (Epomops franqueti) und Schmalkragen-Flughund (Myonycteris torquata).
Soziale und politische Zustände mitschuldig an Epidemie
Da Ebola-Viren vor allem beim Kontakt mit Körperflüssigkeiten übertragen werden, hatten die Vereinten Nationen schon vor Wochen davor gewarnt, in der Region Flughunde und andere Wildtiere zu jagen und zu verzehren. Angaben der UN-Ernährungsorganisation FAO zufolge werden die Tiere in Westafrika getrocknet oder auch in scharfen Suppen gegessen. Soziale und politische Zustände in den betroffenen Ländern seien zum großen Teil mitverantwortlich, dass es überhaupt zu einer Epidemie gekommen sei. Das gelte für Ausbrüche von Ebola ebenso wie für die anderer hämorrhagischer Fieber. „Solche Epidemien treten nicht zufällig auf – oft geschieht dies in Gebieten, in denen die Wirtschaft und das öffentliche Gesundheitswesen nach jahrzehntelangen Bürgerkriegen am Boden liegen.“ Die drei Länder, die derzeit vor allem betroffen sind – Guinea, Liberia und Sierra Leone – haben alle in der Vergangenheit unter schweren politischen Unruhen gelitten.
Weder Impfung noch Heilmittel verfügbar
Die Menschen werden durch Armut und Unterentwicklung dazu getrieben, immer tiefer in den Wäldern zu jagen. Wie Busch und Schwarz schreiben, wachse damit das Risiko, sich bei Wildtieren zu infizieren. Obwohl erst kürzlich zu lesen war: „Impfstoff gegen Ebola-Erreger soll wirken“, ist derzeit weder eine Impfung noch ein Heilmittel gegen die Krankheit verfügbar. Ärzte müssen sich daher meist darauf beschränken, die typischen Ebola Symptome wie Fieber, Durchfall oder innere und äußere Blutungen zu lindern und eine weitere Ausbreitung zu unterbinden.
Erste Infektionen schon früher als angenommen
Allerdings gebe es kaum medizinische Ausrüstung und anderes Material, um die Ausbreitung einer Krankheit einzudämmen. Dies fange schon bei Schutzhandschuhen, Masken, sauberen Nadeln und Desinfektionsmitteln an. Zudem kommen die mangelhaften Koordinations- und Überwachungsmechanismen der Länder als dritter Faktor hinzu. Um den Ursachen des Ausbruchs auf den Grund zu gehen, hatte Bausch in den vergangenen Monaten sowohl Guinea als auch Sierra Leone besucht. Erste Ebola-Fälle in Guinea waren zwar im März registriert worden, doch rückblickend wurde darauf geschlossen, dass es schon im Dezember 2013 erste Infektionen gegeben hatte. Die Sterblichkeitsrate der registrierten Fälle liegt derzeit bei weit über 50 Prozent. (ad)
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