Rauchen schadet Frauen mehr als Männer: Der Krebstod kommt früher und häufiger
03.06.2012
Frauen zeigen durch den Konsum von Zigaretten ein besonders hohes Krebsrisiko. Rauchen ist für Männer und Frauen zwar gleichermaßen gesundheitsschädlich und tödlich, allerdings zeigt eine Auswertung des statistischen Bundesamtes, dass Frauen im Vergleich zu Männer wesentlich früher an typischen Raucher-Krebsarten erkranken und zusätzlich häufiger an den Krebsleiden versterben.
Rauchen schädigt Frauen im höheren Maße
Eine Auswertung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) in Wiesbaden zum Weltnichtrauchertag zeigte, dass Rauchen Frauen statistisch gesehen stärker schädigt, als Männer. Erkranken weibliche Raucherinnen an Lungenkrebs oder anderen Bronchial-Krebsarten, verlieren sie deutlich mehr an Lebenszeit, als Männer. Sterben Männer durchschnittlich 2,9 Jahre früher, verkürzte sich die Lebenserwartung von Frauen im Durchschnitt um 10,5 Jahre.
Im Jahre 2010 starben laut der Statistiker insgesamt 13.815 Frauen an Krebsformen, "die in einen engen Kontext mit dem Konsum von Tabakprodukten gebracht werden können.“ Im Vergleich zum Jahre 2000 sei dies in Deutschland ein Anstieg von 36 Prozent. Weiterhin sterben aber nichtsdestotrotz mehr Männer an Krebs. Im Jahre 2010 registrierte das Bundesamt 29.357 Männer, die in Folge eines Lungen- und Bronchialkrebs verstarben. Nach Angaben von Ärzten des Deutschen Krebsforschungszentrums waren fast 90 Prozent der Patienten, die an einem Lungenkarzinom verstarben, zuvor langjährige Raucher. Allerdings rauchen Männer häufiger als Frauen.
„Der Frauenanteil an den insgesamt durch Krankheiten wie Lungen-, Bronchial-, Kehlkopf- und Luftröhrenkrebs verursachten Todesfälle (44 457) des Jahres 2010 betrug rund 31 Prozent“, so Destatis. Demnach sterben Frauen nicht nur früher an typischen Raucher-Krebserkrankungen, sondern sie sterben auch häufiger daran. Im Jahre 2001 betrug der Anteil der verstorbenen Frauen laut Berechnungen der Experten noch 25 Prozent.
Immer mehr Männer geben das Rauchen auf
Als Grund für die statischen Verschiebungen sieht das statische Bundesamt folgenden Zusammenhang. Männer haben aufgrund verschiedener Gesundheitskampagnen in den letzten Jahren das Rauchen häufiger aufgegeben als Frauen. Zusätzlich haben gleichzeitig überproportional mehr Frauen den Zigarettenkonsum wieder oder neu begonnen. Die Chefin der Abteilung für Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum, Dr. Marina Pötschke-Langer, kommentierte die Statistik: "Die Quittung bekommen wir jetzt.“ Zwar sei es erfreulich, dass ein „Rückgang des Bronchialkarzinoms bei Männern zu verzeichnen ist“, dafür sei aber ein „dramatischer Anstieg der Todesfälle bei Frauen“ erkennbar. Setze sich die negative Entwicklung fort, "dann wird der Lungenkrebs bei Frauen bald den Brustkrebs als Todesursache Nummer Eins bei den bösartigen Tumoren ablösen." Zum Vergleich: Im Jahre 2010 waren 17 573 Frauen an den Folgen von Brustkrebs verstorben.
Männer widerstandsfähiger gegenüber Krebsstoffen
Unbekannt bleibt, warum Rauchen Frauen signifikant mehr schadet, als Männern. Gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“ sagte Dr. Johannes Bruns, Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft, hierzu gebe es bislang „keine wissenschaftlichen Untersuchungen“. Wissenschaftler vermuten jedoch, dass hormonelle Schwankungen und der weibliche Zyklus eine Ursache sein könnten. Epidemiologisch kann aber „glasklar gesagt werden“, dass Frauen sich weniger widerstandsfähiger gegenüber Krebs-Risiko-Stoffen zeigen, als Männer. Bruns forderte angesichts dieser Zahlen alle Frauen auf, „ihre Schlüsse daraus zu ziehen“. Nach Angaben von Professor Adrian Gillesen, Direktor der Klinik für Lungen- und Bronchialmedizin in Kassel, erleiden Frauen schneller eine typische "Raucherlunge", als Männer und leiden in Folge an den typischen Symptomen wie zunehmenden Raucherhusten und Atemnot.
Weil Zigaretten immer teurer werden, steigen immer mehr Rauchkonsumenten auf Tabakwaren um, bei denen Zigaretten selbst gedreht werden. Im Jahre 2011 wurden deutschlandweit jeden Tag im Durchschnitt 74 Tonnen Feinschnitt geraucht. Im Jahre 2002 waren es lediglich 42 Tonnen. Demgegenüber ging der Verkauf von Zigarettenschachteln zurück. Wurden noch 2002 täglich 398 Stück inhaliert, waren es 2011 240 Millionen Zigaretten pro Tag. Auch der Konsum von teuren Zigarren oder Zigarillos hat zugenommen. Wurden 2002 noch acht Millionen pro Tag geraucht, waren 2011 schon 12 Millionen täglich. „Für Zigarren, Feinschnitt und Pfeifentabak bedeutete die 2011 produzierte Menge einen neuen Höchststand seit 1991, als erstmals Ergebnisse für das wiedervereinigte Deutschland ausgewiesen wurden.“ So wurden 2011 insgesamt 220 Milliarden Zigaretten, 2,4 Milliarden Stumpfen und Zigarillos, 532 Millionen Zigarren sowie 42.800 Tonnen Feinschnitttabak und 110 Pfeifentabak hergestellt. Die Verteuerung der Glimmstängel hat somit nur zu einer Verschiebung des Kauf- und Konsumverhaltens geführt. Erfreulich bleibt, dass immer weniger Kinder und Jugendliche mit dem gesundheitsschädlichen Rauchen beginnen. (sb)
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Bild: Gabriele Schoenemann / pixelio.de
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