Heimtückische Lungenfibrose: Tödlicher als viele Krebsformen
01.11.2014
Obwohl Lungenfibrose tödlicher als viele Krebsformen verläuft, ist die gefährliche Lungenerkrankung vielen Menschen nicht bekannt. Im Verlauf dieser Krankheit kann die Lunge den Körper nicht mehr mit Sauerstoff versorgen. Die Ursachen für Lungenfibrose sind noch immer unbekannt.
Ursachen der Krankheit unbekannt
Die „Idiopathische Lungenfibrose (IPF) ist eine chronische und letztlich tödlich verlaufende Lungenerkrankung, deren Ursache unbekannt ist“, heißt es auf der Internetseite „lungenfibrose.de“. Dort haben sich Patienten und ihre Angehörigen zusammengeschlossen, um diese Erkrankung bekannter zu machen. Die Idiopathische Pulmonale Fibrose ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen, dürfte auch im Interesse eines aktuellen Beitrags von „Focus Online“ sein. In diesem widmen sich die Experten Prof. Dr. Jürgen Behr und Prof. Dr. Oliver Eickelberg, die beide im Vorstand von „AtemWeg: Stiftung zur Erforschung von Lungenerkrankungen“ sind, dem Thema.
Selbst viele Ärzte wissen wenig darüber
Bei Patienten mit IPF bildet sich in der Lunge verstärkt Bindegewebe, das Organ versteift und kann schließlich den Körper immer weniger mit Sauerstoff versorgen. In der Regel sind die Betroffenen um die 65 Jahre alt und die Hälfte von ihnen stirbt drei Jahre nach Diagnosestellung. Wie es in dem Artikel heißt, geht man europaweit von 35.000 neuen Fällen pro Jahr aus, mit steigender Tendenz. Auch wenn man weiß, dass Rauchen, schädlicher Staub, Reflux oder eine familiäre Veranlagung das Risiko erhöhen, sind die genauen Ursachen noch immer unklar. Da selbst vielen Ärzten die Krankheit nicht bewusst ist, verstreicht oft wertvolle Zeit bei der Diagnosestellung.
Medizin hat wenig entgegenzusetzen
Fortschreitende Atemnot ist ein typisches Symptom der Lungenfibrose. Zunächst tritt sie nur bei Belastung auf, später auch in Ruhe. Patienten leiden zudem oft an andauernder Müdigkeit, geringer Belastbarkeit und einem ständigen trockenen Husten. In seltenen Fällen kommt es zudem zu leichtem Fieber und im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium möglicherweise zu sichtbaren Hautveränderungen und Fingerschmerzen. Eine weitere Komplikation der Erkrankung ist Lungenhochdruck, der das Herz belastet. Bislang hat die Medizin der Krankheit wenig entgegenzusetzen. Unter anderem auch deshalb, weil IPF in der Öffentlichkeit kaum bekannt ist.
IPF tötet mehr Menschen als Leukämie
Die gefährliche Lungenerkrankung verläuft tödlicher als viele Krebsformen. Wie die Autoren des „Focus“-Artikels schreiben, hat jüngst ein Kollege von ihnen, Toby Maher, auf der Nachrichtenseite „BBC News“ seiner Hilflosigkeit Luft gemacht und provokant gefragt: „Bekommt Krebs zu viel Aufmerksamkeit?“ Der Experte rechnet vor, dass die Lungenkrankheit jedes Jahr in Großbritannien mehr Menschen tötet als Leukämie. Trotzdem sei die Versorgung von Patienten mit IPF deutlich schlechter und es stünde nur ein Bruchteil an Forschungsgeldern zur Verfügung. Wie er schreibt, wünschten sich manche seiner Patienten, sie hätten lieber Krebs.
Deutlich weniger Forschungsgelder zur Verfügung gestellt
IPF findet auch in Deutschland weniger Beachtung als Blutkrebs. Dies zeigt sich den Autoren zufolge an folgendem Beispiel: Hierzulande ist die Deutsche Forschungsgesellschaft (DFG) die wichtigste Einrichtung zur Förderung der Wissenschaft. Für das Jahr 2012 bewilligte sie für die Erforschung der Leukämie rund 15 Millionen Euro, für 2013 waren es sogar 16 Millionen Euro. Für die Erforschung von IPF hingegen flossen wesentlich weniger Mittel: So bewilligte die DFG für das Jahr 2012 rund 400.000 Euro und für 2013 lediglich 300.000 Euro. Wie die Autoren jedoch schreiben, wurden für die Erforschung von IPF vermutlich weitaus weniger Anträge gestellt, da es an den deutschen Universitäten für das Fachgebiet Pneumologie vergleichsweise wenige Professuren und Fachkliniken gibt.
Jeder Bürger kann einen Beitrag leisten
Weiter heißt es, dass alle Bürger einen Beitrag leisten können, etwa indem sie eine neue Europäische IPF-Patientencharta unterzeichnen, die unter anderem das Recht aller Patienten auf eine frühe Diagnose, eine umfassende Aufklärung und die beste Therapie unterstreicht. Zudem fordert sie einen besseren Zugang zu palliativmedizinischer Betreuung. Auch eine neue Münchner Initiative will das Thema Lungenerkrankungen im Allgemeinen (beispielsweise Asthma oder Raucherhusten) stärker in den Fokus rücken. Große medizinische Fachkliniken der Stadt rufen dabei zusammen mit der Stiftung AtemWeg alle Bürger im Rahmen der sogenannten „FAKTEN-Spender Kampagne“ dazu auf, sich aktiv für eine Stärkung von Ursachenforschung, Diagnose und Therapie zu engagieren.
Forschung kann allen helfen
Diejenigen, die daran teilnehmen, machen einen kostenlosen und schmerzfreien Lungenfunktionstest, geben eine Speichelprobe ab und füllen einen Fragebogen aus. Die Ergebnisse werden sofort mitgeteilt und anschließend in anonymisierter Form ausgewertet. Wie es heißt, wird die Studie von einer Ethikkommission und einem internationalen wissenschaftlichen Gremium begleitet. Noch bis Dezember 2014 werden die Test an mobilen Gesundheitsständen in der bayerischen Landeshauptstadt angeboten. Die beteiligten Wissenschaftler hoffen auf insgesamt 10.000 FAKTEN-Spender. Die Stiftung hofft zudem dringend auf Spenden. Wie es in dem Artikel heißt, lohnt sich der Einsatz, da Lungenerkrankungen jeden treffen können, aber nur mit guter Forschung allen geholfen werden kann. (ad)
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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