Forscher entdeckten genetische Migräne Auslöser
11.06.2012
Viele Menschen in Deutschland leiden unter Migräne. Während die Migräne bei einigen von ihnen von sogenannten Aura-Symptomen begleitet wird, kämpft ein Großteil der Betroffenen schlichtweg mit massiven Kopfschmerzen ohne entsprechende Begleiterscheinungen. Aktuelle Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass diese häufigste Form der Migräne auf Veränderungen im Erbgut der Patienten zurückführen ist.
„Migräne ohne Aura ist die häufigste Form der Migräne, die durch wiederkehrende Kopfschmerzen und damit verbundene vegetative Symptome gekennzeichnet ist“, schreiben die Forscher des International Headache Genetics Consortiums in dem Fachmagazin „Nature Genetics“. Den Wissenschaftlern ist die Identifizierung von vier „genetischen Varianten“ gelungen, die ausschließlich bei dieser häufigsten Migräneform zu beobachten sind. Aus früheren Studien war bereits bekannt, dass Migräne ohne Aura genetisch bedingt sein kann, allerdings blieb bislang unklar, welche Genabschnitte hierfür die Ursache sind. Den Forschern des International Headache Genetics Consortiums ist nun erstmals die Identifizierung spezifischer Gene gelungen, die für diese „schwächende neurologische Erkrankung“ verantwortlich sein könnten.
Vier genetische Veränderungen bei Migräne-Patienten entdeckt
Im Rahmen ihrer Studie hatten die Wissenschaftler die Daten von 2.326 deutschen und niederländischen Patienten mit Migräne ohne Aura und von 4.580 Probanden einer Kontrollgruppe analysiert. Dabei konnten die Forscher vier Stellen im Erbgut identifizieren, die ausschließlich bei den Migräne-Patienten verändert waren. Wie die Autoren Tobias Freilinger von der Universität München, Verneri Anttila von der Universität Cambridge (Großbritannien) und Boukje de Vries von Universität Leiden (Niederlande) im Fachmagazin „Nature Genetics“ (berichten, befanden sich zwei der identifizierten Veränderungen des Erbgutes bei den Kopfschmerzpatienten in der Nähe der Genabschnitte, die den Blutfluss durch das Gehirn beeinflussen. Diese stimme mit der bisherigen Annahmen überein, dass auch die Gefäße und die Durchblutung des Gehirns im Zusammenhang mit dem Auftreten von Migräne stehen.
Die anderen zwei neu entdeckten Gen-Varianten seien in Abschnitten des Erbgutes entdeckt worden, die zur Regulierung der Anzahl und Aktivität von Synapsen im Gehirn beitragen, so die Aussage der Wissenschaftler. Da die Ausprägung der Synapsen wesentlichen Anteil an der Verarbeitung von Informationen im Gehirn hat, passen auch die hier entdeckten Gen-Varianten in das bisherige Bild der Migräne. „Man weiß, dass das Gehirn bei Migränikern übererregbar ist“, weshalb der Verdacht nahe liege, dass die identifizierten Gen-Varianten die Weiterleitung erregender Signale bei Migräne-Patienten ohne Aura fördern, schreiben die Forscher.
Identifizierte Gene eröffnen neue Perspektiven in der Migräne-Forschung
Einer der Studienleiter, Arn van den Maagdenberg, vom Medizinischen Zentrum der Universität Leiden betonte, dass „die jetzt identifizierten Gene uns neue Wege eröffnen, um zu erforschen, wie diese Form der Migräne entsteht.“Gemeinsam haben die Wissenschaftler des Universitätsklinikums München, der Universitäten Cambridge, Helsinki, Leiden, Barcelona, Oslo, Brisbane (Australien), Ulm, Liège (Belgien), Turku (Finnland), Tampere (Finnland) und Trondheim (Norwegen) sowie des Schmerz und Kopfschmerzzentrums Kiel, des Helmholtz Zentrums München, des Erasmus Medical Center Rotterdam und viele weitere Experten vom International Headache Genetics Consortium die genetischen Ursachen der Migräne untersucht. Sie widmeten sich dabei ausdrücklich den Migräne-Patienten ohne Aura-Symptome, da diese den Großteil der Betroffenen bilden.
Als Aura wird im Zusammenhang mit Migräne zum Beispiel das Auftreten von Schwindel, Sehstörungen oder Taubheitsgefühl in den Fingern bezeichnet. Oft zeigen sich die Aura-Symptome bereits bevor der eigentliche Kopfschmerz einsetzt. Den meisten Migräne-Patienten bleiben die Aura-Symptome jedoch erspart. Insgesamt leiden laut Auskunft der Wissenschaftler circa zwölf Prozent der Bevölkerung gelegentlich unter Migräne.
Migräne mit und ohne Aura
Eine völlig losgelöste Betrachtung der Migräne mit und ohne Aura macht nur eingeschränkten Sinn, da sich die übrigen Symptome meist gleichen und auch bei den genetischen Varianten zum Teil Übereinstimmungen festzustellen sind. So haben die Forscher im Rahmen ihrer Studie neben den vier bisher unbekannten Gen-Varianten auch zwei bereits zuvor bei Migräne-Patienten mit Aura entdeckte Veränderungen des Erbgutes nachgewiesen. Hier liegt der Schluss nahe, dass einige der betroffenen Gene bei beiden Formen der Migräne verändert sind, was möglicherweise auch die Zusammenhänge in der Symptomatik erklären könnte, berichten die Wissenschaftler. (fp)
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