Kopfschmerzen und Schmerzen im Nacken deuten auf Migräne hin
31.08.2011
Wer gleichzeitig unter Kopfschmerzen und Schmerzen im Nacken klagt, könnte an einer Migräne leiden. Dieser Kontext tritt zwar häufig auf, werde aber ambulant nur selten erkannt, wie die Deutsche Migräne und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) erklärte.
Kopfschmerzen mit gleichzeitig Schmerzen im Nacken deuten auf eine Migräneattacke hin, wie Dr. Tim Jürgens, Neurologe am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf erklärte. In der Praxis werde dieser Zusammenhang oftmals nicht bedacht. Kopfschmerzen mit gleichzeitigen Nackenschmerzen werden durch Trigeminusnerv verursacht, der z.B. für die Wahrnehmung von Schmerzen im Gesicht verantwortlich ist. Auch der Hinterhauptnerv verursacht Beschwerden. Dieser ist für die Versorgung des Hinterkopfes und den Nacken zuständig. Wird der Trigeminusnerv während einer Migräne aktiviert, so treten Schmerzen im Nackenbereich und Kopfschmerzen am Hinterkopf auf. In Arztpraxen wird dieser Kontext aber vielmals nicht erkannt. Die Folge: Patienten müssen sich zahlreichen Untersuchungen hingegeben, die aus Sicht Kopfschmerzgesellschaft aber unnötig und belastend sind.
„In einer amerikanischen Untersuchung an Patienten mit Migräne litten bis zu 50 Prozent an Übelkeit, einem häufigen Begleitsymptom bei Migräne. Bis zu 70 Prozent beklagten Schmerzen im Nacken während ihrer Migräneattacken“, erläuterte Jürgens, Mitglied der DMKG. Schmerzen im Nackenbereich gehören damit zu den häufigsten Beschwerden bei einer Migräneattacke. Wenn die Attacken gehäuft etwa drei bis vier mal im Monat auftritt, sei aus Sicht des Mediziners eine Behandlung mit Arzneimitteln sinnvoll. Schulmedizinisch werden dann neben Betablockern auch Antidepressiva wie Amitriptylin, Epilepsiemedikamente sowie andere Wirkstoffe wie Flunarizin verabreicht. Die medikamentöse Therapie sollte jedoch mit Sport der die Ausdauer erhöht, begleitet werden. Zwar konnte mit Sport eine Linderung in den meisten Fällen erreicht werden, evidenzbasiert ist aber noch unklar, warum das so ist.
Unnötige Kosten für das Gesundheitssystem
Stellt ein Arzt einen Zusammenhang zwischen Nackenschmerzen, den typischen Symptome einer Migräne und Kopfschmerzen fest und alle anderen Befunde normal, sind weitere Untersuchungen zur Diagnostik nach Ansicht des Kopfschmerzexperten unnötig. Vor allem das Röntgen der Halswirbelsäule oder eine Kernspintomographie der Halswirbelsäule (HWS) wären hier überflüssig, zumal Patienten erstens zu sehr verunsichert und zum anderen einer überflüssigen Strahlenbelastung ausgesetzt werden. Die Reihe an diagnostischen Mitteln in diesem Kontext verursachen dem Patienten bzw. der Krankenkasse unnötig hohe Kosten, die bei einer frühzeitigen Erkennung des Problems vermieden werden können.
Fachübergreifende Diagnostik bei weiteren Symptomen
Sind Patienten allerdings bereits im höheren Alters oder leiden Betroffene an Schmerzen am Nacken ohne zeitlichen Zusammenhang mit einer Migräne, so sind weitere Diagnoseverfahren notwendig. „Hier kann die enge Zusammenarbeit mit anderen Fachärzten notwendig werden“, sagt Dr. Tim Jürgens. Hinter den Symptomen können sich andere Krankheiten verbergen. So könnten Patienten zum Beispiel an Abnutzungserscheinungen an der Halswirbelsäule oder gar an einem akut einsetzenden Schlaganfall leiden. Eine fachübergreifende Zusammenarbeit der Ärzte ist dann unbedingt notwendig. Bevor jedoch medizinische Eingriffe an der Halswirbelsäule aufgrund von Nacken – oder Kopfschmerzen unternommen werden, sollte ein Neurologe zu Rate gezogen werden, wie der Spezialist betont. „Während operative Eingriffe bei einem akuten Bandscheibenvorfall im Bereich der Halswirbelsäule ihre Berechtigung haben, sollte ausgeschlossen werden, dass es sich um eine gut konservativ behandelbare Erkrankung wie eine Migräne handelt.“
In der Naturheilkunde stehen weitere Behandlungsoptionen zur Verfügung. Neben dem Biofeedback- Training wurden bereits Erfolge bei der psychosomatischen Therapie, Neuraltherapie und der bereits wissenschaftlich anerkannten asiatischen Akupunkturbehandlung beobachtet. Zumindest kann eine parallel durchgeführte Alternativtherapie in Erwägung gezogen werden. (sb)
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Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.