Gentechnisch manipulierte Mücken sollen die Ausbreitung von Dengue-Fieber stoppen
11.07.2012
In Brasilien sollen zukünftig gentechnisch veränderte Mücken die Population der Mücke Aedes aegypti eindämmen, da diese das gefährliche Dengue-Fieber verursachen. Paaren sich unveränderte weibliche Mücken mit den gentechnisch veränderten Exemplaren, stirbt der gemeinsame Nachwuchs bereits im Larvenstadium. Die ökologischen Folgen sind jedoch nicht absehbar. In Malaysia wurde ein ähnlicher Versuch aufgrund des massiven Protests der Bevölkerung abgebrochen.
Bislang kein Impfstoff gegen Dengue-Fieber gefunden
Dengue-Fieber ist eine Infektionskrankheit, die durch das Dengue-Virus verursacht wird. Übertragen werden die Viren in tropischen und subtropischen Regionen durch die Mücke "Aedes aegypti". Aufgrund der zunehmenden Globalisierung gehen Experten davon aus, dass sich das Dengue-Fieber aufgrund der wachsenden Verbreitung seines Überträgers weiter ausbreiten wird. Die Erkrankung ist die sich am schnellsten ausbreitende und von Mücken übertragene virale Infektionskrankheit weltweit. Bislang konnte weder ein Impfstoff noch eine erfolgsversprechende antivirale Therapie entwickelt werden.
Bei dem Dengue-Fieber treten in erster Linie grippeähnliche Symptome wie Fieber, Gelenk- und Gliederschmerzen auf. Zudem kann es zu inneren Blutungen und dem sogenannten Dengue-Schock-Syndrom (DSS) kommen, was in beiden Fällen zum Tod des Patienten führt. Innerhalb des letzten halben Jahres erkrankten rund 500.000 Menschen in Brasilien an dem Dengue-Fieber.
Aufgrund der zunehmenden Verbreitung der Infektionskrankheit plant das brasilianische Gesundheitsministerium, gentechnisch veränderte Mücken gegen den Überträger einzusetzen. Veränderte männliche Mücken sollen sich mit unveränderten Dengue-Fieber übertragenden Weibchen paaren. Der gemeinsame Nachwuchs soll dann bereits im Larvenstadium absterben, so dass die Mückenpopulation insgesamt stark eingedämmt wird.
Insektenfabrik produziert gentechnisch veränderte Mücken gegen Dengue-Fieber
Im Bundesstaat Bahia wurde vor wenigen Tagen die erste Insektenfabrik der Firma Oxitec, einer Ausgründung der Universität Oxford eröffnet, die künftig rund vier Millionen transgene Mücken pro Woche produzieren soll. Vor einiger Zeit schrieb Oxitec-Forschungschef Luke Alphey in der Fachzeitschrift „Nature Biotechnology“, dass es auf der Insel Grand Cayman in der Karibik bereits erfolgreiche Freilandversuche mit den gentechnisch veränderten Mücken gegeben habe. Auf weitere Studien beruft sich das brasilianische Ministerium. In zwei Dörfern sei die Mückenpopulation aufgrund der gentechnisch veränderten männlichen Mücken innerhalb eines Jahres um 90 Prozent zurückgegangen.
Das Vorhaben des brasilianischen Gesundheitsministeriums stößt jedoch vielerorts auf Kritik. Die Maßnahme können erst nach einer längeren Zeit als Erfolg gewertet werden. Und auch nur dann, wenn die Zahl der Dengue-Infektionen tatsächlich zurück gehen, schrieb der Mikrobiologe Anthony James vor einiger Zeit im Fachmagazin „Science“. Die Zahl der Mücken sei nur untergeordnet von Interesse, wenn sich die Krankheit dennoch weiter ausbreite und zum Tod vieler Menschen führe. Der Beobachtungszeitraum von einem halben Jahr ist darüber hinaus zu kurz, um verlässliche Aussagen über den Erfolg des Versuchs zu machen. Die Mückenpopulation könnte innerhalb dieser kurzen Zeitspanne auch aufgrund anderer unbekannter Einflüsse zurückgegangen sein.
Kritiker sorgen sich vor allem um die ökologischen Folgen, die der Eingriff in die Natur haben könne. Niemand weiß, welche Konsequenzen dem Ökosystem drohen, falls die Mücke Aedes aegypti ausgerottet wird. Sie ist beispielsweise die Nahrungsquelle vieler Vögel und anderer Tiere. Möglicherweise entwickeln die Mücken aber auch eine Resistenz, so dass die Nachkommen der gentechnisch veränderten Tiere doch überleben. Dadurch könnte sogar eine Ausbreitung des Dengue-Fiebers begünstigt werden.
In Malaysia verhinderte die Bevölkerung durch massive Proteste die ersten Freilandversuche mit den Mücken von Oxitec. Dem Entwickler wurde später vorgeworfen, die Öffentlichkeit zu spät und unzureichend über sein Vorhaben informiert zu haben. (ag)
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Bild: Depeche / pixelio.de
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