Tuberkulose: Verbesserter Gentest soll die Überwachung verbessern
13.02.2013
Tuberkulose zählt bis heute zu einer der gefährlichsten Krankheiten weltweit. Jährlich erkranken Millionen Menschen an der bakteriellen Infektionskrankheit, viele überleben die Erkrankung nicht.. Anhand des Erbgutes der Tuberkulose verursachenden Bakterien wollen Forscher künftig Ausbrüche besser überwachen und antibiotikaresistente Tuberkulose-Bakterien identifizieren. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Zahl der Tuberkulose-Neuerkrankungen für das Jahr 2011 in ihrem „Global Tuberculosis Report 2012“ weltweit auf 8,7 Millionen Fälle geschätzt. 1,4 Millionen Menschen sind laut Angaben der WHO im Jahr 2011 an Tuberkulose gestorben.
Ein Team von Experten aus öffentlichen Institutionen des Gesundheitswesens, Forschungsinstituten und Universitäten in Deutschland und Frankreich um Stefan Niemann vom Forschungszentrum Borstel am Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften in Borstel hat die Ergebnisse von zwei unterschiedlichen Gentests bei Mycobacterium tuberculosis Isolaten ausgewertet und seine Ergebnisse im Fachmagazin „PLoS Medicine“ veröffentlicht. Insgesamt wurden im Rahmen der Studie die Daten von 2.301 Patienten aus Schleswig-Holstein und Hamburg über einen Zeitraum von rund dreizehn Jahren (1997 bis 2010) erfasst, schreiben Stefan Niemann und Kollegen in dem Fachjournal.
Während der bevölkerungsbasierten epidemiologischen Überwachung sei ein größerer Ausbruch mit der mit klassischen Stammtypisierung identifiziert worden, der zunächst dem Stamm der Haarlem Linie des Mycobacterium tuberculosis zugeschrieben wurde. Die neueren genomweiten Sequenzierungsmethoden hätten hier jedoch deutlich präzisiere Ergebnisse geliefert und gezeigt, dass es sich tatsächlich um einen „Hamburg-Klon“ des Bakterienstammes handelt, der sich vermutlich zwischen 1993 und 1997 entwickelt hat. Anhand der neuartigen Gentests lassen sich die Entstehung und die Verbreitungswege der Tuberkulose-Bakterien in Zukunft besser kontrollieren, erläuterten die Forscher.
Tuberkulose-Infektionsketten mit neuen Gentests überwachen
Bisherige Gentests die zur Analyse der Tuberkulose-Bakterien eingesetzt werden, erfassen laut Angaben der Wissenschaftler nur einen geringen Anteil des Erbguts, wodurch die Präzision erheblich geschmälert werde. Hier biete die vollständigen Sequenzierung der Bakteriengene deutliche Vorteile. Auf diese Weise lasse dich auch ein möglicher Ausbruch sehr viel besser überwachen. Denn durch die exakte genetische Zuordnung können die auftretenden Erkrankungen leichter in Verbindung zueinander gesetzt werden. Bisher werde nach der Meldung eines Tuberkulose-Patienten bei den Gesundheitsbehörden in dessen Umfeld „nach weiteren Fällen und möglichen Infektketten“, erläuterte Niemann. Dies wird auch in Zukunft unerlässlich bleiben, doch kann die exakte genetische Zuordnung die Identifizierung der Infektionsketten deutlich erleichtern.
Antibiotikaresistente Tuberkulose-Bakterien aufspüren
Darüber hinaus hat „die genombasierte Untersuchung eine große Bedeutung, wenn es um das Aufspüren und die Verbreitung der Tuberkulose-Bakterien geht, die gegen mehrere Antibiotika resistent geworden sind“, erklärte Stefan Niemann. Bis heute werde Tuberkulose in der Regel mit Antibiotika behandelt, wobei meist eine Kombination unterschiedlicher Präparate über einen Zeitraum von rund sechs Monaten angewandt wird. Da die Verbreitung der multiresistenten Bakterien in den vergangenen Jahren jedoch deutlich gestiegen ist, erweist sich die Tuberkulose-Therapie mit den Standardmedikamenten heute immer häufiger als schwieriges Unterfangen. Die Erreger sprechen auf die gängigen Antibiotika kaum noch an und die Behandlung kann sich massiv verzögern. Um die Verbreitung der multiresistenten Tuberkulose-Bakterien zu überwachen, seien "die neuen Gentests sehr viel besser geeignet als herkömmliche genetische Untersuchungen", berichten die Forscher.
Tuberkulose weltweit die tödlichste Infektionskrankheit
Während in Deutschland Tuberkulose eine eher seltene Erkrankung ist (4.268 Erkrankungen meldete das Robert-Koch-Institut für das Jahr 2012), haben insbesondere weniger entwickelte Staaten häufig mit regelrechten Epidemien zu kämpfen. Obwohl die globalen Strategien zur Reduzierung der Tuberkulose-Infektionen in den vergangenen Jahren durchaus Wirkung zeigten, bleibt Tuberkulose (auch als Schwindsucht bekannt) laut Angaben der WHO bis heute weltweit die tödlichste Infektionskrankheit. Tatsächlich erkrankt jedoch lediglich ein Bruchteil der Infizierten. Einem besonderen Risiko unterliegen hier Personen mit geschwächtem Immunsystem, beispielsweise aufgrund einer HIV-Infektion.
Anzeichen einer Tuberkulose-Erkrankung erkennen
Der Krankheitsverlauf einer Tuberkulose wird generell in mehrere Stadien unterteilt. Es wird zum Beispiel zwischen der Primärtuberkulose und der Sekundärtuberkulose unterschieden. Als typische Anzeichen der Tuberkulose gelten im Anfangsstadium ständiger leichter Husten, Müdigkeit, Appetitlosigkeit und ein entsprechender Gewichtsverlust, leichtes Fieber sowie geschwollene Lymphknoten. Können sich die Erreger über die Blutbahn im Organismus der Patienten ausbreiten, droht ein besonders schwerer Krankheitsverlauf, die sogenannte Miliartuberkulose. Schlimmstenfalls kann diese zu einer lebensbedrohlichen Hirnhautentzündung (Meningitis) führen. Auch erleiden Personen mit extrem geschwächten Abwehrkräften unter Umständen im Zuge der Erkrankung eine potenziell tödliche Blutvergiftung (Sepsis). Eine Verbesserung der Überwachung möglicher Tuberkulose-Ausbrüche mit Hilfe neuartiger Gentests könnte einen wesentlichen Beitrag zur Prävention der Schwindsucht leisten. (fp)
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