Grippe-Virus breitet sich weiter aus
16.02.2015
Tausende Menschen haben sich in Bayern mit Influenza-Viren infiziert. Die Grippewelle fällt in diesem Jahr offenbar schwerwiegender aus. Selbst geimpfte Personen sind nicht vor einer Erkrankung sicher. Mediziner hoffen nun auf Entspannung in den Faschingsferien.
Seit Anfang Februar Tausende Menschen erkrankt
Los geht es mit Fieber und trockenem Reizhusten, schon bald kommen bei den Patienten Muskel- und Kopfschmerzen hinzu. Die Influenza-Grippe ist vor allem aber hoch ansteckend. Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, leiden in Bayern seit Anfang Februar Tausende Menschen an ihr. Die Zahl der Erkrankten steigt von Woche zu Woche. Den Angaben zufolge sind vor allem Ostbayern, das südliche Oberbayern sowie die Großstädte betroffen. Die bayerischen Gesundheitsbehörden haben seit Jahresanfang 2.709 Influenza-Fälle registriert. Das sind 2.214 mehr als vor einem Jahr. Allerdings gehen Gesundheitsexperten von einer hohen Dunkelziffer aus, weil nicht alle Patienten zum Arzt gehen und selbst dort nicht alle Patienten mit Influenza-Symptomen getestet werden.
Infektions-Gürtel zieht sich von Brandenburg bis Bayern
Bayern ist in Sachen Grippe zweigeteilt, wie ein Blick auf eine Übersichtskarte des Berliner Robert-Koch-Instituts (RKI) deutlich macht. Derzeit sind vor allem die Region Hof, Ostbayern und das südliche Oberbayern Schwerpunkte der Influenza-Infektionen. Nach Erkenntnissen des RKI gehören die Regionen mit stark erhöhter Influenza-Aktivität zu einem Infektions-Gürtel, der sich von Brandenburg über Sachsen und das östliche Thüringen bis nach Oberbayern zieht. In weiten Teilen von Franken und Schwaben hat das Bundesinstitut hingegen nur moderat erhöhte Influenza-Zahlen festgestellt.
Faschingsferien sollen helfen
Die Erkenntnisse des RKI decken sich mit den aktuellen Erfahrungen des Mediziners Robert Brey, der das Gesundheitsamt im ostbayerischen Landkreis Amberg-Sulzbach leitet. Dort wurden in den ersten sechs Wochen 150 Influenza-Fälle nachgewiesen. „Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs“, meint Brey. Er schätzt, dass über 1.000 Personen in dem Landkreis an Influenza erkrankt sind. Der Arzt hofft jetzt auf eine Beruhigung der Lage in den Faschingsferien. In München wurden in den ersten fünf Wochen 850 Influenza-Fälle registriert. Zum selben Zeitpunkt waren es vor einem Jahr nur 125 gewesen. „Die Grippe-Kurve steigt sehr deutlich an“, sagte die Sprecherin beim Münchner Gesundheitsreferat, Katrin Zettler. Die Grippe ist offenbar vor allem ein Großstadtproblem. Beim Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) heißt es: „Wo viele Menschen zusammenkommen, ist auch das Infektionsrisiko größer.“
Großer Anteil schwerer Erkrankungen
Auch der Großraum Nürnberg ist stark betroffen. Nach Angaben des Chefarztes Heinz-Michael Just Patienten werden am Institut für Klinische Hygiene und Medizinische Mikrobiologie des Nürnberger Klinikums Patienten mit Influenza-Verdacht inzwischen rund um die Uhr getestet. „Unsere Ärzte sind auch nachts da, um Tests vorzunehmen und zu bewerten“, so der Instituts-Chef. 55 Prozent aller Tests seien den Angaben zufolge positiv. „Im letzten Jahr waren es nur 15 Prozent gewesen.“ Zudem sei auch der Anteil schwerer Erkrankungen bei den Influenza-Patienten in diesem Jahr sehr groß. Wie mehrere Ärzte berichten, seien, anders als sonst, vor allem Ältere betroffen.
Besonders tückische Virus-Variante
Die Mediziner sind sich einig, dass Deutschland in diesem Jahr von einer besonders tückischen Variante des Influenza-Virus betroffen ist. Auch geimpfte Patienten können nicht vor einer Grippe-Erkrankung sicher sein. Der Cocktail des im vergangenen Herbst verabreichten Grippe-Impfstoffs enthält zwar auch das derzeitige Hauptvirus H3N2. Doch nach Vermutungen des LGL hat sich dieses in den vergangenen Monaten genetisch verändert. Die Experten sprechen von einer „Gendrift“. Der Chef des Amberger Kreisgesundheitsamtes, Robert Brey, findet, es sei schon ziemliches „Pech“, dass ausgerechnet jenes Virus, das schon in den Vorjahren mit schweren Krankheitsverläufen einhergegangen sei, nun vom Impfstoff nur schlecht abgebildet werde.
Mit einem starken Immunsystem Erkrankungen vorbeugen
Ungeachtet der Meldungen, dass der Impfstoff kaum wirksam ist, rufen manche Gesundheitsexperten zur Grippe-Impfung auf. So rät etwa das RKIMenschen aus Risikogruppen, wie beispielsweise chronisch Kranken mit Grundleiden wie Diabetes, Asthma oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Senioren oder medizinischem Personal, sich impfen zu lassen. Um einer Grippe und den unangenehmen Folgen wie Fieber, Husten und Gliederschmerzen vorzubeugen, raten Fachleute, auf eine gute Händehygiene zu achten und das Immunsystem zu stärken. Zudem sollte man in ein Taschentuch oder in die Ellenbogenbeuge niesen und nicht in die Hand. (ad)
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