Chochrane-Studie zeigt keine positive Wirkung allgemeiner Gesundheits-Checks
18.10.2012
Allgemeine Gesundheits-Checks beim Arzt sind heute ein vielfach angewandtes Verfahren, um möglich Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und entsprechend therapeutisch gegensteuern zu können. Doch eine aktuelle Studie von Forschern der Cochrane Collaboration kommt zu dem Ergebnis, dass die Gesundheits-Checks keinen Einfluss auf die Morbidität und Mortalität der Patienten haben.
Zwar wurden bei den Patienten mit Gesundheits-Checks deutlich häufiger Erkrankungen wie beispielsweise Bluthochdruck oder Hypercholesterinämie festgestellt, doch die „allgemeinen Gesundheits-Checks führen nicht zur Senkung der Morbidität oder Mortalität, weder insgesamt noch für spezielle Herz-Kreislauf- oder Krebserkrankungen“, berichten die Forscher um Lasse T Krogsbøll vom Nordic Cochrane Centre online in „The Chochrane Libary“. Demnach sind die Gesundheits-Checks für die Patienten möglicherweise ohne Nutzen.
Gesundheit von 180.000 Patienten überprüft
Im Rahmen ihrer Studie überprüften die Wissenschaftler des Nordic Chochrane Center in Kopenhagen (Dänemark) 14 früherer Untersuchungen, die einen Vergleich zwischen Patienten mit regelmäßigen Gesundheits-Checks und einer Kontrollgruppe ohne entsprechende ärztliche Kontrollen boten. Die berücksichtigten Untersuchungen stammten aus den Jahren 1963 bis 1999 und umfassten insgesamt 182.880 Teilnehmer. Neun Studien untersuchten explizit mögliche Zusammenhänge mit dem Todesrisiko (155.899 Teilnehmer, 11.940 Todesfälle). Laut Aussage der Forscher zeigte sich keine Wirkung der Gesundheits-Checks auf die allgemeine Sterblichkeit und das Risiko des Todes durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs.
Erhöhte Zahl der Neudiagnosen durch Gesundheits-Checks
Bei den Patienten wurden in den Gesundheits-Checks jedoch tatsächlich mehr Krankheiten diagnostiziert. So stellte eine der ausgewerteten Studien „eine wachsende Zahl von Menschen mit hohem Blutdruck und hohen Cholesterinwerten“ fest, berichten Lasse Krogsbøll und Kollegen. Außerdem habe die Studie eine erhöhte Zahl chronischer Krankheiten bei den Patienten mit Gesundheits-Checks identifiziert. Auch kam eine der früheren Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass die Gesamtzahl der Neudiagnosen pro Teilnehmer bei der Gruppe mit Gesundheits-Check über sechs Jahre um 20 Prozent im Vergleich zu der Kontrollgruppe gestiegen sei. Die vermehrte Feststellung der Erkrankungen blieb jedoch ohne Effekt auf die Mortalität.
Gesundheits-Checks ohne Effekt auf die Mortalität
Laut Angaben der dänischen Forscher lag die Gesamtmortalität während der Nachbeobachtung bei 75 von 1.000 in der Kontrollgruppe und bei 74 von 1.000 unter den Teilnehmern mit Gesundheits-Checks. Für die gesondert betrachteten Todesfälle in Folge kardiovaskulärer Erkrankungen und Krebs sei eine vergleichbar geringe Abweichung zwischen der Kontrollgruppe und der Interventionsgruppe festzustellen gewesen. Hier starben 37 von 1.000 Probanden in der Kontrollgruppe und 38 von 1.000 Probanden mit Gesundheits-Checks. Bei der Krebsmortalität stimmten die Werte beider Gruppen sogar überein (21 von 1.000). Ein Effekt der Gesundheits-Checks auf die Sterberate ließ sich demnach nicht feststellen.
Gesundheits-Checks nicht ausweiten
Bei der Häufigkeit von Erkrankungen, zum Beispiel koronare Herzkrankheit, nicht-tödliche Herzinfarkte und Schlaganfälle sowie chronische Krankheiten, ergaben sich ebenfalls keine Vorteile durch die Gesundheits-Checks. „Ein Grund für die offensichtlich geringe Wirkung der Gesundheits-Checks kann sein, dass Hausärzte gesundheitliche Probleme auch ohne diese bereits erkennen und eingreifen, wenn sie einen Patienten mit einem hohen Erkrankungsrisiko betreuen“, schreiben die Forscher des Nordic Chochrane Center. Daher sollten die Studienergebnisse auch nicht als Aufruf zur Einstellung der Gesundheits-Checks missverstanden werden. Bei klinischem Verdacht seien diese in jedem Fall angebracht. Allerdings sehen die dänischen Forscher keinen Sinn in der systematischen Einführung allgemeiner Gesundheits-Checks für die gesamte Bevölkerung. (fp)
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