Cannabis-Medikamente für Schmerztherapie
05.11.2014
Cannabis wird in Deutschland seit Jahren auch als Arzneimittel verwendet. Doch Medizinern wird es gar nicht so leicht gemacht, wenn sie die Schmerzen ihrer Patienten mit solchen Medikamenten lindern möchten. Ein Arzt spricht über die Gründe, warum Cannabis-Medikamente so selten angewendet werden.
Cannabis als Arzneimittel
Seit Jahren wird Cannabis in Deutschland auch als Arzneimittel verwendet. Es hilft unter anderem bei Übelkeit und Erbrechen oder bei Kachexie, einer Erkrankung, bei der es durch starke Abmagerung zu extremen Untergewicht kommt. Zudem wirkt Cannabis schmerzlindernd und entzündungshemmend und kann schwerkranken Patienten helfen, ihre Leiden besser zu ertragen. So auch den deutschen Patienten, denen vor kurzem durch ein Gerichtsurteil erlaubt wurde, Hanf zum Eigenbedarf anzubauen. Der Konsum der Droge hilft diesen Männern, die mit chronischen Schmerzen, Multipler Sklerose (MS) oder dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ADHS zu kämpfen haben, besser mit ihren Beschwerden zurecht zu kommen.
„Gut verträgliche Substanz“
Doch Medizinern wird es oft nicht einfach gemacht, wenn sie die Schmerzen ihrer Patienten mit dem Wirkstoff der Cannabis-Pflanze lindern möchten. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa äußerte sich der Wiesbadener Arzt Dr. Thomas Nolte über die Probleme, die dabei auftauchen. Dem Experten zufolge sind Medikamente aus Cannabis „eine effektive, gut verträgliche Substanz und eine Bereicherung im Spektrum eines Schmerztherapeuten und Palliativmediziners.“ Trotzdem wird Dronabinol, wie die Rezeptursubstanz, die aus dem Cannabis-Wirkstoff THC hergestellt wird, handelsüblich heißt, kaum verordnet. Dr. Nolte erklärt die Hintergründe.
Cannabis als Tablette oder ölige Substanz
Auf die Frage, welche Medikamente Schmerzpatienten und Sterbenden zur Verfügung stehen, äußerte der Mediziner, dass es natürlich vorkommende Cannabinoide gibt, „die in der Natur angepflanzt werden und auch in der Medizin Verwendung finden“. Wie der 59-jährige Facharzt für Anästhesiologie weiter sagte, verordnen Mediziner halbsynthetische Cannabinoide wie Dronabinol. Der Wirkstoff ist zwar derselbe, doch die Darreichungsform ist verscheiden. So kann man Cannabis rauchen oder als Pulver verarbeiten. Im medizinischen Bereich wird es jedoch als Tablette oder ölige Substanz verabreicht, so Dr. Nolte.
Äußerst seltene Anwendung
Allerdings ist die Anwendung äußerst selten. Gegenüber der dpa erklärte er, dass er diesen Wirkstoff „vielleicht einem von 200 Schmerzpatienten pro Woche“ verordne. Die Verordnung solcher Medikamente ist nicht für alle gestattet, sondern auf bestimmte Patientengruppen, etwa mit Multipler Sklerose, schwerem Tumorschmerz oder Spastiken, beschränkt. Dem Mediziner zufolge liegen die Vorteile in der guten Verträglichkeit, auch in der Langzeitanwendung. Seiner Aussage nach können wegen des speziellen Wirkmechanismus Effekte erzielt werden, die mit anderen Pharmaka nicht erreicht werden können.
Kosten werden von den Kassen nur selten übernommen
Dr. Nolte erläuterte weiter, warum die Medikamente trotz der positiven Wirkungen, so selten eingesetzt werden. Demnach ist der Zugang extrem limitiert. „Es muss über ein Betäubungsmittel-Rezept verordnet werden und die Krankenkassen übernehmen die Kosten nur in seltenen Fällen“, so der Mediziner. Er meinte, dass es aus seiner Sicht nicht nachvollziehbar ist, dass Dronabinol einen anderen Status hat. Wie Dr. Nolte sagte, gibt es keinen Grund, dass über die gut verträgliche Substanz nicht genauso verfügt werden könne, wie über Opioide, Antiepileptika oder Antidepressiva. (ad)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.