Arme Menschen sterben früher als Reiche
04.10.2012
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sowie das Robert-Koch-Institut stellten bei einer Studie zur Lebenserwartung in Deutschland fest, dass insbesondere Männer aus einkommensschwachen Haushalten eine geringere Lebenserwartung aufweisen. So leben Männer mit einem Haushaltseinkommen von weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens in Deutschland etwa fünf Jahre weniger als reiche Männer. Bei Frauen zeigten sich geringere, dennoch signifikante Unterschiede. Frauen, die in armen Haushalten leben, leben etwa dreieinhalb Jahre weniger als reiche Frauen.
Als "absolut schlüssig" bezeichnete daher die Koordination Saarländischer Arbeitsloseninitiativen (KSA) den festgestellten Kontext zwischen Armut und Lebenserwartung. Durch das Gesundheitsstrukturreformgesetz sei vielerorts zu beobachten, dass Bezieher von Hartz IV Leistungen bzw. generell Einkommensarme den Arztbesuch scheuen. Es fehle laut Initiative zum Einen an Geld für Arzneimittel-Zuzahlungen und zum anderen schrecke auch die quartalsweise fällige Praxisgebühr ab.
"Insbesondere zum Quartalsende entfällt der Arztbesuch, da viele Arbeitslose bei fortgesetzter Behandlung zweifach Praxisgebühr zahlen zu müssen. Brillen können gar nicht mehr angeschafft werden, da die Kosten die finanziellen Möglichkeiten von Langzeitarbeitslosen und generell Einkommensarmen deutlich überstiegen", sagte der KSA-Verbandsvorsitzende Manferd Klasen. Demnach sei es auch nicht verwunderlich, dass Menschen mit einem geringen Einkommen häufiger in Unfälle verwickelt sind. Schon seit längerer Zeit ist bekannt, dass Finanzprobleme und die Sorge um die berufliche Zukunft die Psyche stark belastet. Dadurch erhöhe sich auch deutlich die Suizidrate.
Damit mindestens die finanziellen Folgen von Erkrankungen behoben werden, sei laut Klasen eine "generelle und vollständige Befreiung der Gesundheitskosten für Arme und Arbeitslose dringend notwendig". Denn die derzeitigen Regelungen, "wonach Menschen im Sozialleistungsbezug genauso stark zur Kasse gebeten werden wie gut Verdienende, führt letztlich zu einem schlechteren Gesundheitszustand und einer geringeren Lebenserwartung. Dies ist ein bisher wenig beachteter Skandal!" Eine andere Studie kam zu dem Ergebnis, dass Hartz IV-Bezieher häufiger chronisch krank sind. (sb)
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