Haustiere erhöhen das Infektionsrisiko
15.08.2011
Mit der Haltung von Haustieren geht häufig ein erhöhtes Infektionsrisiko unterschiedlichster Krankheiten einher, warnt Professor Volker Schuster von der Klinik für Kinder und Jugendliche am Universitätsklinikum Leipzig im Gespräch mit der Nachrichtenagentur „dpad“. Die Infektionsgefahr werde von vielen Tierhaltern unterschätzt, so der Experte weiter.
Die durch Haustiere verursachten Infektionen können erhebliche Beeinträchtigungen für die Gesundheit mit sich bringen, erklärte der Leipziger Mediziner. So habe sich zum Beispiel „etwa jedes zehnte Kind, bei dem sich Salmonellen im Blut tummeln, die Krankheitserreger durch Kontakte mit Haustieren eingefangen“, betonte Schuster. Als Überträger gefährlicher Infektionskrankheiten kommen dabei laut Aussage des Experten nicht nur gewöhnliche Haustiere wie Katzen, Hunde oder Meerschweinchen in Betracht, sondern auch exotische Tiere wie Schlangen, Schildkröten und Leguane.
Salmonelleninfektionen durch Haustiere
Dem Professor des Universitätsklinikums Leipzig zufolge erhöht die Haustierhaltung zum Beispiel das Risiko einer Salmonellen-Infektion. Durch den Kontakt mit Hunden, Katzen aber auch Schildkröten, Schlangen und Leguanen können die Erreger relativ leicht übertragen werden und schwerwiegende gesundheitliche Beeinträchtigungen hervorrufen, erklärte der Experte. Beim Streicheln der Tiere gelangen die Erreger auf die Hände und von dort aus zum Beispiel über den Kontakt mit Lebensmitteln in den Mund. Daher sei nach dem Kontakt mit den Tieren in jedem Fall gründliches Händewaschen angebracht, warnte Professor Schuster. Bei Schlangen und Leguanen gelte dies genauso wie bei Hunden oder Katzen, da schon die Berührung mit der Haut der Tiere zu einer Salmonelleninfektion (Salmonellose) führen könne. Die Folgen stellen vor allem für Kinder und ohnehin geschwächte Personen ein erhebliches gesundheitliches Risiko dar. Zu den typischen Symptomen zählen Fieber, krampfartige Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen zählen. Die Infektion kann im schlimmsten Fall jedoch durchaus tödlich verlaufen, wie die vom Robert-Koch-Institut gemeldeten rund 30 Todesfälle in Deutschland pro Jahr verdeutlichen. Angesichts des bestehenden Risikos sollte Tierhalter sich daher „natürlich fragen, ob man Schlangen oder Leguane wirklich in einer Wohnung halten sollte, in der auch kleine Kinder spielen“, erklärte Professor Schuster.
Hygieneregeln reduzieren das Infektionsrisiko
Zum Schutz vor einer Salmonelleninfektion könnte laut Aussage des Experten die Einhaltung einiger einfacher Hygieneregeln beitragen, „die aber nicht immer beachtet werden.“ So mahnte der Leipziger Mediziner zum Beispiel zum regelmäßigen Händewaschen, „zumindest vor dem Essen und nach dem Toilettenbesuch.“ Bei Kindern seien die Eltern verstärkt dazu aufgefordert, auf die Einhaltung der Hygiene zu achten, so der Experte weiter. In rund zehnt Prozent der Fälle, bei denen Salmonellen im Blut der Kinder nachgewiesen werden, seien die Krankheitserreger durch Kontakte mit Haustieren übertragen worden, und „die Salmonellen lassen sich manchmal auch noch nach Monaten im Stuhl der Kinder nachweisen“, betonte Professor Schuster im Gespräch mit der Nachrichtenagentur „dapd“. Das durch Haustiere erhöhte Infektionsrisiko gilt den Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zufolge für rund 15 Millionen der insgesamt 40 Millionen Haushalte in Deutschland. So leben laut GfK in knapp acht Millionen Haushalten Katzen und in fünf Millionen Haushalten Hunde. Darüber hinaus zählen den GfK-Angaben zufolge Vögel (zum Beispiel Wellensittiche) und Nagetiere wie Meerschweinchen und Hamster zu den besonders beliebten Haustieren.
Papageienkrankheit und Affenpocken
Wellensittiche können laut Professor Schuster mit der Papageienkrankheit infiziert sein, welche ebenfalls auf den Menschen übertragbar ist und erhebliche gesundheitliche Beschwerden mit sich bringt. Die durch sogenannte Chlamydien verursachte Infektionskrankheit äußert sich beim Menschen als schwere Lungenentzündung und kann ohne medizinische Behandlung durchaus tödlich enden, erklärte Schuster. Auch die Haltung von Ratten kann laut Aussage des Leipziger Mediziners unter Umständen ein erhöhtes Infektionsrisiko bedingen, da diese die sogenannten Affenpocken auf Menschen übertragen können. Eine Infektion mit Affenpocken ähnelt in ihrem Krankheitsverlauf einer Infektion mit menschlichen Pockenviren, welche seit den 1970er Jahren als ausgerottet gelten. Doch „Affenpocken nehmen bei Menschen in der Regel zum Glück einen leichteren Verlauf“ als eine Infektion mit den humanen Pockenviren, erklärte der Leipziger Mediziner. Insgesamt sei das Gesundheitsrisiko durch von Haustieren übertragene Infektionen jedoch nicht zu unterschätzen und die Tierhalter sollten sich dieses Risikos stets bewusst sein, mahnte der Experte.
Reduziertes Allergierisiko durch Haustiere
Dem erhöhten Infektionsrisiko durch die Haltung von Haustieren steht jedoch eine verminderte Anfälligkeit für Allergien gegenüber, so das Ergebnis einer Anfang Juni im Fachmagazin „Clinical & Experimental Allergy“ veröffentlichte Studie von Wissenschaftlern des Detroiter Henry Ford Hospital. Ganesa Wegienka und Kollegen stellten in ihren Untersuchungen fest, dass das Allergierisiko von Heranwachsenden vor allem in den ersten Lebensjahren bestimmt wird und der Kontakt zu Haustieren hier nicht wie bisher angenommen ein erhöhtes Allergierisiko bedingt, sondern dies tendenziell eher reduziert. Den US-Forschern zufolge unterliegen zum Beispiel Heranwachsende, die im ersten Lebensjahr engen Kontakt mit Katzen haben, einem um rund 50 Prozent verringerten Allergierisiko in Bezug auf Katzenhaare. Zwar konnte dieser positive Zusammenhang nicht bei allen Tieren gleichermaßen bestätigt werden, doch als Tendenz lässt sich für die Heranwachsenden ein vermindertes Allergierisiko bei Kontakt mit Haustieren festhalten, erklärten Wegienka und Kollegen. (fp)
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Bild: Vera Winandy-Rang / pixelio.de
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