Krankenkassenreport: Bösartige Hauttumore nehmen weiter drastisch zu
05.02.2014
Am Montag hatte die Weltgesundheitsorganisation gerade erst den aktuellen Welt-Krebs-Bericht veröffentlicht, der unter anderem einen generell einen weltweiten, starken Anstieg von Krebserkrankungen vorhersagt. Nun zeigt auch der Arztreport 2014 der Barmer GEK eine ähnliche Entwicklung bei der Ausbreitung von Hautkrebserkrankungen in Deutschland.
Nach Hochrechnungen der Krankenkasse ist die Zahl der weißen Hautkrebserkrankungen (Basaliom oder Plattenepithelkarzinom) sich zwischen 2005 und 2012 um 79 Prozent gestiegen. An dem bösartigen schwarzen Hautkrebs, dem sogenannten „malignen Melanom“, litten im Jahr 2012 rund 318.000 Menschen, was einem Anstieg von 60 Prozent gegenüber 2005 entspricht. Zu diesem Ergebnis kam eine Auswertung, die die Barmer GEK zusammen mit dem Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen (Aqua) am Dienstag veröffentlichte. Bundesweit wurden die dabei Daten von mehr als acht Millionen Versicherten ausgewertet. Das sind mehr als 10 Prozent der gesamten Bevölkerung und eine aussagekräftige Analyse.
Hautkrebserkrankungen werden unterschätzt
„Hautkrebs ist eine der unterschätzten Krebserkrankungen in Deutschland", sagte Rolf-Ulrich Schlenker, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Barmer-GEK. Mehr als 200.000 Neuerkrankungen werden jedes Jahr hierzulande registriert und er ist die häufigste Tumorart des Menschen. Ein Grund warum der weiße Hautkrebs nicht im Welt-Krebsbericht 2014 berücksichtigt worden ist, liegt daran, dass er relativ selten zum Tode führt. Diese Tumore wachsen zwar invasiv, streuen aber kaum im Körper.
Im Deutschen Krebsregister finden sie aufgrund ihrer niedrigen Todesrate laut Barmer GEK keinen Einzug. Anders verhält es sich beim schwarzen Hautkrebs, der früh gefährliche Metastasen verursacht und daher zu vergleichsweise vielen Todesfälle führt. Laut Angaben des Statistischen Bundesamts sind in 2012 2875 Menschen an einem malignen Melanom gestorben.
UV-Strahlung ist ein entscheidender Grund für den Anstieg von Hautkrebs
Vor allem die UV-Strahlung nimmt bei der Entstehung von Hautkrebs eine entscheidende Rolle ein. Das Reiseverhalten der Deutschen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten dahingehend geändert, dass Urlaubsziele mehr und mehr in Orte verlegt wurden, in denen eine intensivere Sonneneinstrahlung vorherrscht. Hinzu kommt die immer noch häufige Benutzung von Solarien, obwohl die Gefahren allgemeinhin bekannt sind. "Die Haut vergisst nichts", sagt Rudolf Stadler, ehemaliger Präsident der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. "Wir sehen mittlerweile immer mehr jüngere Frauen, die an Hautkrebs erkranken."
Alterung der Bevölkerung
Nicht nur bei der jungen Bevölkerung ist ein Anstieg zu beobachten. Immer mehr ältere Männer entwickeln zunehmend Tumore der Haut, doch bei ihnen steht der weiße Hautkrebs mehr im Vordergrund. Dieser wuchert häufig im Gesicht und führt im fortgeschrittenen Stadium zu einer Zerstörung des umliegenden Gewebes. Eine Operation ist dann meistens nur noch schwierig durchzuführen. Auch der schwarze Hautkrebs tritt bei Männern im Gegensatz zu Frauen eher im höheren Alter auf. Insgesamt lässt sich sagen, dass die Zahl der Diagnosen von Hautkrebs durch die zunehmende Überalterung der Gesellschaft steigt.
Gestörte Immunsysteme als weiterer Grund für die Zunahme Immunsuppression. Die sogenannte Immunsuppression, umgangssprachlich ein gestörtes Immunsystem, ist ein weiterer entscheidender Faktor für die Zunahme von Hauttumoren. Bei immer mehr Menschen werden immunologische Prozesse zur Abwehr von Krankheiten unterdrückt.
Wer eine Autoimmunerkrankung hat oder aufgrund einer chronischen Krankheit oder nach einer Transplantation Medikamente schlucken muss, ist deutlich anfälliger für Mutationen, die auf Lichteinstrahlung folgen. "Nach fünf Jahren Immunsuppression entwickelt fast die Hälfte der Betroffenen Hautkrebs", so Stadler.
Alle zwei Jahre zur Früherkennung
Seit dem 1. Juli 2008 bezahlen die Krankenkassen alle zwei Jahre ein Hautkrebs-Screening für alle Versicherten ab dem 35. Lebensjahr. Laut den den Analysen der Barmer GEK führte die Einführung der Untersuchungen zwischen 2007 und 2008 zu einem überdurchschnittlichen starken Anstieg bei den Diagnosen weißer Hautkrebs und malignes Melanom.
Die Auswertungen ergaben aber auch, dass nur knapp ein Drittel der Versicherten (31 Prozent) an dem Screening teilnimmt. Immerhin haben 38 Prozent der in Deutschland Versicherten bereits Hautkrebs-Screening vorgenommen, wie
eine Forsa-Umfrage in 2013 ergeben hatte.
Der tödliche "schwarze Hautkrebs" entwickelt sich in der Regel als bösartige Neubildung pigmentbildender Zellen in der Haut. Dabei nutz er offenbar den Effekt des ultravioletten Lichts, die UV-Strahlung unterdrückt unter anderem die Immunabwehr, so dass Krebsherde ungestört heranwachsen können. Bei Männern steigt das Erkrankungsrisiko mit zunehmendem Alter, während Frauen Hautkrebs schon in jungen Jahren bekommen.
Gute Überlebensrate
Die erfreuliche Nachricht ist, dass die Überlebensrate sehr hoch im Vergleich zu anderen Krebsarten ist. Rechtzeitig diagnostiziert überleben über 90 Prozent die ersten zehn Jahre, erklärt Stadler, der die Klinik für Dermatologie am Johannes-Wesling-Klinikum in Minden leitet. In Deutschland könne Versicherte sowohl Dermatologen als auch Hausärzte Früherkennungsuntersuchungen in Anspruch nehmen. (fr)
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