Welt-Hepatitis-Tag: Frühzeitige Diagnose von Hepatitis kann Leben retten
28.07.2014
In Deutschland leiden etwa eine halbe Million Menschen an einer durch Viren verursachten Hepatitis. Lediglich ein Drittel der Betroffenen leidet mit fortschreitender Leberentzündung an der typischen Gelbsucht. Ein Drittel bemerkt grippeähnliche Symptome und ein weiteres Drittel hat überhaupt keine Beschwerden. Letzteres ist war zunächst angenehm für den Patienten, gleichzeitig aber auch besonders tückisch. Denn zu den Spätfolgen der chronischen Virushepatitis zählen Leberkrebs und Leberzirrhose. Beide Krankheiten enden häufig tödlich. Um die Öffentlichkeit für auf die Bedrohung durch Hepatitis aufmerksam, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor drei Jahren den Welt-Hepatitis-Tag ins Leben gerufen. Angaben der Deutschen Leberhilfe zufolge sterben allein in Deutschland jedes Jahr 14.000 Menschen an den folgen der chronischen Virushepatitis.
Hepatitis wird häufig zu spät diagnostiziert
Pro Jahr überleben etwa 8.000 Patienten eine Infektion mit Hepatitis C- und rund 6.000 mit Hepatitis B-Viren nicht. Wie der Verein weiter informiert würden viele Hepatitis-Erkrankungen nicht rechtzeitig diagnostiziert und behandelt. „Weder die systematische Untersuchung von Risikogruppen noch eine Kontrolle von Leberwerten bei Vorsorgeuntersuchungen gehören hierzulande zum Standard“, erläutert Ingo van Thiel von der Deutschen Leberhilfe gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Es würden immer noch zu wenig Tests auf Virushepatitis gemacht. „Wenn man eine Erkrankung gar nicht erst erkennt, helfen auch die besten Therapiemöglichkeiten nicht.“
Hepatitis B gehört zu den am häufigsten auftretenden Infektionskrankheiten weltweit. Die Überträgerviren sind vor allem im Blut und in etwas geringerer Konzentration im Speichel, der Samenflüssigkeit und dem Vaginalsekret der Betroffenen nachweisbar. Hepatitis B wird deshalb auch zu den sexuell übertragbaren Krankheiten gezählt. Da bereits eine sehr geringe Virenkonzentration für eine Infektion ausreicht, kann die Ansteckung aber auch aber anderen engen Kontakten, beispielsweise unter Familienmitgliedern, erfolgen.
Das Hepatitis C wird dagegen vor allem durch Blut übertragen. Deshalb haben Menschen , die sich Drogen intravenös spritzen und die Spitzen mit anderen teilen, ein hohes Infektionsrisiko. Eine Ansteckung mit Hepatitis C-Viren über andere Körperflüssigkeiten als über Blut ist eher unwahrscheinlich.
Aktionsplan gegen Hepatitis
Ärzte und Betroffenen-Verbände haben der Bundesregierung bereits vor einem Jahr einen Aktionsplan vorgelegt. Dieser soll einerseits frühzeitige Diagnose fördern und andererseits Vorurteile gegenüber Hepatitis-Patienten abbauen. „Leberkrankheiten insgesamt haben ein Schmuddel-Image und werden mit ‚alkoholkrank‘ gleichgesetzt“, berichtet Michael Manns von der Medizinischen Hochschule Hannover und Mitbegründer der Deutschen Leberstiftung gegenüber der Nachrichtenagentur. Deshalb würde die Krankheiten nicht häufiger erkannt und behandelt werden.
Derzeit werden lediglich zehn bis 20 Prozent der Hepatitis B- und C-Infektionen diagnostiziert, so Manns. „Erhöhte Leberwerte gelten vielfach als Kavaliersdelikt, dabei müssen sie abgeklärt werden.“
Bei chronischen Hepatitis B sind die Betroffenen ähnlich wie Menschen mit HIV lebenslang auf Medikamente angewiesen, bei chronischer Hepatitis C ist dagegen eine Heilung möglich. Jüngst hatte der Gemeinsame Bundesausschuss, das höchste Entscheidungsgremium im Gesundheitswesen, einen teilweise erheblichen Zusatznutzen für den Wirkstoff Sofosbuvir bestätigt, der bei Hepatitis C-Infektionen eingesetzt wird. „Allerdings sind die Arzneimittelkosten noch ein großes Hindernis“, berichtet van Thiel. Das Medikament soll sehr effektiv sein und die Behandlungsdauer verkürzen sowie deutlich weniger Nebenwirkungen aufweisen als bereits langjährig eingesetzte Präparate.
Um Hepatitis A- und B-Infektionen vorzubeugen besteht die Möglichkeit einer Impfung. Die bayrische Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) rät deshalb zu einem konsequenteren Impfschutz. Eine entsprechende Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) am Robert-Koch-Institut (RKI) besteht derzeit für bestimmte Risikogruppen und Reiseländer. „Deshalb sollte sich jeder Urlauber vor der Abreise umfassend über sein Ziel informieren“, betont Huml gegenüber der Nachrichtenagentur. (ag)
Bild: Martin Jäger / pixelio.de
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