Heuschnupfen: Pollen fliegen immer früher
19.01.2015
Niesanfälle, Juckreiz, Husten: Wer an Pollenallergie und Heuschnupfen leidet, hat in dieser Saison sehr früh mit den Symptomen zu kämpfen. Bereits mitten im Winter plagen Allergiker die ersten Symptome. Sie reagieren auf Haselpollen, die schon seit Dezember fliegen. Die Erkrankung sollte ernst genommen werden.
Anfragen von Allergikern bereits im Dezember
Schon jetzt im Januar haben Pollenallergiker unter Heuschnupfen-Symptomen zu leiden: Kribbeln in der Nase, Augenjucken, ständiges Niesen. Der Mannheimer Allergologe Professor Ludger Klimek, berichtete gegenüber der Nachrichtenagentur dpa: „Es gibt Leute die sagen: Ende November hat mein Heuschnupfen doch gerade erst aufgehört und jetzt fängt es wieder an.“ Wie bereits in den beiden vergangenen Wintern, sind die Haselpollen in diesem Jahr sehr früh dran. Das zeigt sich auch beim Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB). Dort gingen die ersten Anfragen von geplagten Pollenallergikern schon im Dezember ein. „Es sieht so aus, dass es die ersten Beschwerden schon Weihnachten gegeben hat“, so die Patientenberaterin Anja Schwalfenberg.
Pollen starten früher und fliegen länger
In der Vergangenheit hat die Hasel tatsächlich erst im Februar geblüht. „Es gibt immer mehr Jahre, in denen die Haselnusspollen teilweise schon Ende Dezember fliegen, die allerersten in bestimmten Regionen“, erklärte Professor Karl-Christian Bergmann, Allergologe und Vorstand der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst gegenüber der dpa. So seien das Saarland und das Rhein-Ruhr-Gebiet bei den Ersten, Hamburg sei stets später als München. Auch die Birke sei im Schnitt zwei Wochen früher dran. Bergmann zufolge stammen 50 Prozent der Summe aller Baumpollen, die bei Pollenallergikern Heuschnupfen auslösen, von der Birke. Für Gräserpollen sei die Blühzeit von Ende Mai bis Mitte Juli geblieben. Die Blühzeit für Kräuterpollen wie Beifuß und Ambrosia gehe jedoch länger, bis in den Oktober rein, wie der Allergologe erläuterte. Und vom DAAB wurden noch bis in den November hinein blühende Brennnesseln gesichtet.
Betroffene haben länger mit ihren Beschwerden zu kämpfen
Der Polleninformationsdienst, der seit 30 Jahren den Pollenflug an 45 Stellen in Deutschland misst, bietet eine kostenlose Pollen-App an, mit der Allergiker für ihren Standort eine Pollenvorhersage bekommen. Wenn die Nutzer dazu noch einige Tage ihre persönliche Sensibilität auf den Pollenflug eingeben, erhalten sie Informationen darüber, wie stark sie auf die Pollenbelastung reagieren werden. Die App wird mittlerweile von 60.000 Menschen genutzt. Früher hatten Allergiker oft nur vier bis sechs Wochen im Jahr Beschwerden, doch die Zeitspanne, in der Betroffene mit ihren Symptomen zu kämpfen haben, werden laut dem Mediziner Klimek immer länger: „Die Zahl derjenigen, die auf verschiedene Pollen reagieren, hat dramatisch zugenommen.“ Patienten, die auf eine Pollenart reagieren, haben tendenziell ein Risiko, das dies auch für weitere Pollen gelte. „Es ist letztlich eine Eigenschaft der Immunreaktion, dass der Körper im Laufe der Zeit auf immer mehr Dinge allergisch reagiert“, so Klimek. Dadurch können Verschnaufpausen kürzer werden.
Allergien werden oft nicht ernst genug genommen
Klimek sieht bei den Betroffenen, die während der ganzen Blütezeit Beschwerden haben, drei Phasen: Zunächst eine starke Reaktion auf die ersten Pollen, die dann etwas nachlässt, woraufhin es zu Entzündungen in den Schleimhäuten kommt. „Die Betroffenen haben dann zusätzlich Kopfschmerzen, eine verstopfte Nase, gereizte Schleimhäute, die sich wie wund anfühlen“, erläuterte Klimek. Laut DAAB-Patientenberaterin Schwalfenberg würden einer aktuellen Untersuchung zufolge aber trotzdem nur zehn Prozent der Allergiker medizinisch richtig behandelt. Auch von Ärzten und Krankenkassen würden Allergien häufig nicht ernst genug genommen. Die Expertin meint jedoch: „Allergie ist keine Bagatell-Erkrankung.“ Wenn diese nicht behandelt werde, könne daraus Asthma entstehen. Betroffene sollten deswegen Behandlungsmöglichkeiten wie etwa die sogenannte Hyposensibilisierung nutzen, bei der durch den regelmäßigen Kontakt mit den Allergenen die allergische Reaktion gänzlich überwunden werden soll. Um Heuschnupfen zu bekämpfen beziehungsweise die Beschwerden zu lindern, bieten sich auch verschiedene Methoden der Naturheilkunde, wie etwa Akupunktur, Homöopathika, Schüssler Salze, die Eigenbluttherapie, Bachblütentherapie und Hypnose an. (ad)
Bild: Günther Richter / pixelio.de
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